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Apple, Samsung & Co: Kaum Fortschritte im Kampf gegen Kinderarbeit

15. November 2017

Unternehmen stellen häufig nicht einmal Untersuchungen zu Lieferketten an

Große Elektronik- und Autokonzerne verarbeiten Kobalt für Batterien. Viele von ihnen unternehmen jedoch nach wie vor nicht genug, um Menschenrechtsverletzungen vorzubeugen, die beim Abbau des Metalls begangen werden. Und das, obwohl Amnesty International bereits vor fast zwei Jahren dokumentierte, dass Kobalt aus der Demokratischen Republik Kongo mit Kinderarbeit in Verbindung steht.

Im neuen Bericht Time to Recharge werden Unternehmen wie Apple, Samsung Electronics, Dell, Microsoft, BMW, Renault und Tesla bewertet – je nachdem, ob in den letzten Monaten die jeweilige Beschaffungsstrategie für Kobalt verbessert wurde.

Das Ergebnis: Einige wenige Unternehmen machen Fortschritte, während andere nach wie vor nicht einmal grundlegende Schritte setzen und beispielsweise ihre Lieferketten in der Demokratischen Republik Kongo untersuchen.

Einige der reichsten und mächtigsten Unternehmen der Welt finden immer noch Ausreden dafür, warum sie ihre Lieferketten nicht genauer unter die Lupe nehmen. Auch Konsument*innen, die Untersuchungen anstellen, tappen im Dunkeln. Wenn Unternehmen gar nicht erst wissen, woher ihr Kobalt stammt, haben die Kund*innen keine Chance, mehr darüber herauszufinden.

Seema Joshi, Beauftragte für Unternehmen und Menschenrechte bei Amnesty International

Undurchsichtige Lieferketten

Mehr als die Hälfte des weltweit abgebauten Kobalts – eine Schlüsselkomponente von Lithium-Ionen-Batterien – stammt aus der Demokratischen Republik Kongo; etwa 20 Prozent davon wird händisch abgebaut. Amnesty International dokumentierte Anfang 2016, wie Kinder und Erwachsene in engen, von Hand ausgehobenen Tunnels Kobalt abbauten und dabei ihr Leben riskierten. Amnesty verfolgte den Weg des Metalls bis zur chinesischen Firma Huayou Cobalt. Deren Produkte landen in den Batterien, die viele herkömmliche Elektronikgeräte und Elektroautos mit Strom versorgen.

„Bei unseren ersten Untersuchungen stellten wir fest, dass Kobalt – das von Kindern und Erwachsenen in der Demokratischen Republik Kongo unter grausamen Bedingungen abgebaut wird – von den weltgrößten Elektronikkonzernen genutzt wird. Als wir die Unternehmen damit konfrontierten, fanden wir zu unserem Schrecken heraus, dass viele unter ihnen nicht einmal grundlegende Informationen haben, woher ihr Kobalt stammt“, sagt Seema Joshi.

Time to Recharge untersucht die Fortschritte, die Huayou Cobalt und 28 andere Unternehmen, die möglicherweise mit der chinesischen Firma in Zusammenhang standen oder von denen anzunehmen ist, dass sie Kobalt aus der Demokratischen Republik Kongo kaufen, gemacht haben, seit sie über die Kinderarbeitsvorwürfe im Januar 2016 informiert wurden. Dabei zeigt sich: Keines der Unternehmen unternimmt angemessene Schritte, um internationale Standards tatsächlich zu befolgen. Und das, obwohl alle 29 Unternehmen über die Menschenrechtsrisiken und die Missbrauchsfälle Bescheid wissen, die mit dem Kobaltabbau in der Demokratischen Republik Kongo in Verbindung stehen.

Apple weist den Weg, Microsoft hinkt hinterher

Anfang des Jahres war Apple das erste Unternehmen, das die Namen seiner Kobaltlieferanten veröffentlichte. Untersuchungen von Amnesty zeigen, dass der Konzern derzeit Branchenführer im verantwortungsvollen Kobaltabbau ist. Seit 2016 stand Apple aktiv mit Huayou Cobalt in Kontakt, um gegen Kinderarbeit in ihrer Lieferkette vorzugehen.

Dell und HP zeigen Potential: Beide Unternehmen haben damit begonnen, ihre Lieferkette mit Huayou Cobalt genauer zu untersuchen. Außerdem gelten in beiden Firmen strengere Maßnahmen zur Feststellung von Menschenrechtsrisiken und Missbrauchsfällen in ihren Lieferketten.

Andere größere Elektronikkonzerne hinken jedoch gewaltig hinterher. Microsoft ist eines der 26 Unternehmen, die bisher keine Angaben zu ihren Lieferanten veröffentlichten. Auch Lenovo wird ein schlechtes Zeugnis ausgestellt: Der Konzern unternahm nur minimale Schritte, um Risiken für Menschen oder seine Verbindung mit Huayou Cobalt und der Demokratischen Republik Kongo genauer zu untersuchen.

Generell herrscht ein Mangel an Transparenz; die Unternehmen machen ihre Einschätzung der Menschenrechtsverletzungen, die in ihrer Lieferkette möglicherweise begangen werden, nicht öffentlich – ebenso wenig sind die Sorgfaltspflichtregelungen ihrer Lieferanten transparent.

Welche Schritte sollen Unternehmen setzen?

Unternehmen sind selbst dafür verantwortlich, Menschenrechtsverletzungen in ihren Lieferketten aufzudecken, zu bekämpfen und Verantwortung dafür zu übernehmen. Die Veröffentlichung ihrer Einschätzung der Menschenrechtsrisiken ist ein wichtiger Schritt, den jedoch keines der in diesem Bericht untersuchten Unternehmen gesetzt hat. Sollten Firmen feststellen, dass in ihren Lieferketten Menschenrechtsverletzungen begangen werden, sollten sie dies auch öffentlich zugeben.

Wir stehen an einem Scheideweg. Da der Bedarf an wiederaufladbaren Batterien steigt, tragen die Unternehmen eine große Verantwortung. Sie müssen beweisen, dass sie nicht aus dem Elend der Minenarbeiter*innen, die in der Demokratischen Republik Kongo unter schrecklichen Umständen arbeiten, ihren Gewinn schöpfen. Energielösungen der Zukunft dürfen nicht auf Menschenrechtsverletzungen aufbauen.

Seema Joshi, Beauftragte für Unternehmen und Menschenrechte bei Amnesty International