6. Sensibilisiere und informiere dich
Nur eine informierte Gesellschaft wird das Problem Gewalt gegen Frauen lösen können. Informier dich insbesondere über die Anzeichen von Missbrauch und wie du konkret helfen kannst. Werde dir der Realität von Gewalt gegen Frauen bewusst. Durch die Beschäftigung mit dem Thema kannst du dich vielleicht auch von Fehlannahmen lösen, die du möglicherweise selbst in unserer patriarchalen Gesellschaft erlernt und verinnerlicht hast und dir überhaupt erst bewusst werden. Bildung und Bewusstsein sind der erste Schritt zur Veränderung.
7. Stelle dich Verharmlosung entschieden entgegen
Gewalt gegen Frauen ist für die Betroffenen schrecklich – und für die Gesellschaft unangenehm. Die Folge sind reflexartige Abwehrreaktionen und das Bedürfnis, sich von den Tätern abzugrenzen. Das ist nachvollziehbar, gipfelt aber leider häufig in der Verharmlosung von Gewalt. Gewalt gegen Frauen ist ein männliches Problem und, dass nicht jeder Mann ein Täter ist, darf über die Tatsache nicht hinwegtäuschen, dass der Großteil der Täter Männer sind. Wenn dir jemand beim Thema Gewalt gegen Frauen „Not all men“ entgegnet, entlarve das Ablenkungsmanöver mit Fakten. Lenke das Gespräch zurück auf das eigentliche Thema: Frauen werden allein aufgrund ihres Geschlechts zur Zielscheibe von Männern, und auch Femizide geschehen in der Regel in einem Kontext, in dem bereits Gewalt, sexueller Missbrauch und Machtungleichgewicht vorhanden waren. Gewalt gegen Frauen entspricht häufig nicht dem tradierten Bild des Überfalls durch Fremde in dunklen Gassen sondern geschieht innerhalb der Partnerschaft und innerhalb der Familie – in der Mitte der Gesellschaft, nicht an ihrem Rand. Femizide wurzeln in patriarchalen Strukturen und traditionellen Geschlechterrollen und umfassen auch wirtschaftliche und soziale Faktoren. Sie werden oft von Partnern oder Ex-Partnern begangen oder sind häufig auf klar misogyne Motive zurückzuführen.
8. Achte darauf, was du der nächsten Generation weitergibst
Achte gegenüber Kindern und jungen Menschen ganz besonders darauf, welche Rollenbilder du vermittelst. Wenn möglich sprich mit Buben über das Konzept von Maskulinität und reflektiere im Alltag, was dahintersteckt. Fördere die individuellen Stärken und Interessen jedes Kindes, unabhängig von Geschlecht oder Erwartungen. Sprich mit Kindern egal welchen Geschlechts in altersgerechter Weise über ihre eigenen Rechte, über Consent, körperliche Selbstbestimmung und Verantwortung. Expert*innen raten Eltern außerdem dazu, Geschlechtsteile nicht zu verniedlichen. Es spricht nichts dagegen, Körperteile mit ihrem eigentlichen Namen zu benennen. Gib weiter, wie wichtig ein klares „Ja“ von allen Beteiligten ist, wie wichtig es ist, dass der eigene Körper nur einem selbst gehört und man immer selbst entscheiden kann, was mit ihm geschieht. Vermittle auch, dass wir immer die Verantwortung für unser Handeln übernehmen müssen. Nur so können wir die Neuausrichtung von Maskulinität in der Gesellschaft voranbringen und uns langfristig von schädlichen Vorstellungen verabschieden. Gewalt und Dominanz dürfen nicht mehr als „stark“ und „männlich“ verstanden werden.
9. Unterstütze Organisationen, die sich für Frauenrechte und Opferschutz einsetzen
Solange es Gewalt gegen Frauen gibt, brauchen Organisationen, die Frauen schützen und Überlebende unterstützen, jeden Cent. Solange Gesellschaften und staatliche Behörden Gewalt gegen Frauen nicht verhindern können, benötigen auch Initiativen, die als Sprachrohr für Frauenrechte agieren unsere Unterstützung. Wir dürfen nicht müde werden, staatliche Stellen lautstark an ihre menschenrechtlichen Verpflichtungen zu erinnern, Frauen zu schützen und für Gerechtigkeit zu sorgen.
10. Solidarisiere dich mit der Frauenrechtsbewegung
Wenn Frauen, die für ihre Rechte kämpfen, unter Druck geraten, geht das uns alle an. Es mag innerhalb der Frauenrechtsbewegung Unterschiede geben – doch wir alle müssen uns stigmatisierenden Narrativen entgegenstellen – denn wenn wir zusammenstehen, ist positive Veränderung möglich. Du kannst dabei mithelfen, in den Köpfen zu verankern, dass Frauenrechte Menschenrechte sind. Der Einsatz für Frauenrechte ist notwendig und fördert Gleichheit und Respekt für alle. Von einem respektvollen Miteinander profitiert die gesamte Gesellschaft – der Einsatz für Frauenrechte ist mehr als „ Geschlechterkampf“.
11. Engagiere dich, wenn du kannst
Wenn es deine Ressourcen zulassen, engagiere dich in Aufklärungs- und Präventionsarbeit. Bring dich in Projekten ein, die auf die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen abzielen. Sei Teil von Bewegungen und Aktionen gegen geschlechtsspezifische Gewalt, nimm an der Aktion „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ teil oder werde Teil des Netzwerks Frauenrechte von Amnesty International Österreich – wir freuen uns auf dich!
12. Arbeite konkret an einem sicheren Umfeld für Frauen mit
Trage in der Schule, am Arbeitsplatz oder im Verein dazu bei, das Umfeld für Frauen und Mädchen sicher zu gestalten: Setze dich für klare Richtlinien gegen Belästigung und Gewalt in Schulen und am Arbeitsplatz ein. Unterstütze Maßnahmen, die sichere Umgebungen für alle schaffen. Du kannst beispielsweise bei Kolleg*innen nachfragen, ob bereits Gewaltschutz-Konzepte und Anlaufstellen etabliert wurden.