Moses Akatugba begnadigt
Der junge Nigerianer Moses Akatugba wurde begnadigt und ist frei.
Amnesty International setzte sich seit einem Jahr intensiv für seine Freilassung ein. Alleine in Österreich forderten knapp 11.000 Menschen im Rahmen der weltweiten Kampagne Stop Folter und dem Amnesty-Briefmarathon Gerechtigkeit für Moses Akatugba.
Am 28. Mai 2015 hat ihn der regierende Gouverneur des Bundesstaates Delta, Dr. Emmanuel Uduaghan, angesichts des öffentlichen Drucks, den Amnesty International aufgebaut hatte, begnadigt: „Ich habe Herrn Moses Akatugba begnadigt und die Anordnung für seine Entlassung aus der Haft unterzeichnet. Es handelt sich hierbei um den jungen Mann, der mit 16 Jahren zum Tode verurteilt wurde. Sein Fall hat in den sozialen Medien große Beachtung gefunden und Amnesty International ist auch eingeschritten“.
Moses Akatugba bedankt sich bei allen Unterstützerinnen und Unterstützern:
"Ich bin überwältigt. Ich danke Amnesty International und seinen Aktivistinnen und Aktivisten für die große Unterstützung, die mir geholfen hat, aus dieser Situation gestärkt hervorzugehen. In meinen Augen sind die Mitglieder und Aktivistinnen und Aktivisten von Amnesty International Heldinnen und Helden. Ich verspreche, dass ich mich für die Menschenrechte einsetzen und anderen helfen werde."
Dank des Einsatzes von Amnesty International kann Moses bald wieder ein neues Leben beginnen. Eigentlich war er angehender Medizinstudent. Sollte er je freikommen, wollte er unbedingt wieder zur Schule gehen.
Die Geschichte von Moses Akatugba
Moses Akatugba erwartete gerade die Ergebnisse seiner Abschlussprüfungen, als es passierte. Am 27. November 2005 wurde er mitten auf der Straße in seiner Heimatstadt Epkan von Soldaten festgenommen, weil er angeblich einige Handys und Headsets gestohlen hatte. Eine Tat, die Moses Akatugba bis heute ohne Folter nicht zugegeben hat. Seine Mutter musste von einer Straßenverkäuferin, die zufällig Zeugin war, erfahren, dass ihr 16 Jahre alter Sohn soeben festgenommen worden war.
Gefesselt und geschlagen
Direkt nach seiner Festnahme brachte man Moses Akatugba in eine nahegelegene Kaserne, wo er ersten Erniedrigungen und Misshandlungen ausgesetzt war. Die Soldaten forderten ihn auf, eine Leiche zu identifizieren, was er allerdings nicht konnte, da er den toten Mann noch niemals gesehen hatte. Daraufhin schlugen die Soldaten Moses Akatugba und brachten ihn schließlich zur Polizeistation von Epkan.
In der Polizeistation ging Moses Akatugbas Martyrium weiter. Nach seinen Angaben malträtierten ihn Polizeibeamten mit Macheten und Schlagstöcken. Einem Menschenrechtsverteidiger erzählte Moses Akatugba, dass man ihn stundenlang mit gefesselten Armen in Verhörzimmern aufhängte und Polizisten mit Zangen seine Fuß- und Fingernägel herausrissen. Das Ergebnis der brutalen Folter war, dass Moses nach drei Monaten in Polizeigewahrsam zwei Geständnisse unterschrieb.
Folter zerstört einen Lebenstraum
Moses Akatugba ist inzwischen 25 Jahre alt. Die meisten seiner Freunde sind nach ihrem Schulabschluss zur Uni gegangen. Sein Traum war es, den Wunsch seines Vaters zu erfüllen und Medizin zu studieren. Acht Jahren sitzt Moses Akatugba im Gefängnis und sieht seine Familie nur zweimal im Monat.
In dem Gerichtsverfahren sollte es nach dem Willen seines Anwalts nicht nur um die Vorwürfe gegen ihn gehen, sondern vor allem auch um die Foltervorwürfe gegen Soldaten und Polizisten. Doch kein Polizeibeamter ist jemals zum Prozess erschienen. Die schwerwiegenden Foltervorwürfe sind bis heute nicht Gegenstand einer Untersuchung geworden. Der Prozess führte zum Schuldspruch gegen Moses Akatugba. Hierfür genügte eine nach Ansicht des Anwalts völlig widersprüchliche Aussage des vermeintlichen Diebstahlopfers und das von der Polizei formulierte Geständnis mit der unter Folter erpressten Unterschrift von Moses Akatugba.
Moses Akatugba hatte niemals eine Chance, seine Sicht der Dinge darzulegen oder sein Alibi vorzubringen. Die Beamten, die ihn misshandelt und gefoltert haben, mussten und müssen keine Strafverfolgung befürchten.
Moses Akatugba wurde im November 2013 zum Tod durch den Strang verurteilt, obwohl er zum Zeitpunkt der Tat noch keine 18 Jahre alt war. Dies ist nach internationalem Recht verboten. Moses Akatugba saß seither in der Todeszelle und darf in Haft kaum Kontakt zu seiner Familie haben.
Der nigerianische Gouverneur Emmanuel Uduaghan sagte im Oktober 2014, dass er sich für die Freilassung von Moses Akatugba einsetzen wird.