Vola Semchanka, eine Folksängerin und Tänzerin, die bis vor Kurzem als Kommunikationsassistentin für das Staatstheater in Mahiljou arbeitete, sagte Amnesty International, sie sei seit Oktober 2020 mehrmals festgenommen und mit Geldstrafen belegt worden, weil sie an “nicht genehmigten” Versammlungen teilgenommen haben soll. Zudem habe man sie am Arbeitsplatz drangsaliert. Der Direktor des Theaters weigerte sich damals, Vola Semchanka und andere Künstler*innen zu entlassen. In der Folge verlor er selbst seinen Job. Daraufhin entzog man Vola Semchanka die Verantwortung für zahlreiche Aufgabenbereiche, und am 18. Februar wurde sie gekündigt. Kurz zuvor war der Amnesty-Bericht fertiggestellt worden, in dem auch ihre Geschichte erzählt wird.
„Nach meiner ersten Inhaftierung wollte ich nicht zuhause sein, daher übernachtete ich meistens bei Freund*innen. Mittlerweile habe ich mich an ein Leben gewöhnt, in dem ich mich ständig in Gefahr fühle. Wir könnten alle jederzeit der staatlichen Verfolgung zum Opfer fallen”, sagt Vola Semchanka.
Nicht nur Einzelpersonen, sondern auch ganze kulturelle Einrichtungen werden zur Zielscheibe staatlicher Repressalien – so auch das Nationale Akademische Janka-Kupala-Theater. Im August 2020 setzte sich Theaterdirektor Pavel Latushko öffentlich für die friedlichen Protestierenden ein. Sein Vertrag wurde umgehend beendet und mehr als 60 Angestellte, darunter so gut wie alle Schauspieler*innen des Theaters, kündigten aus Protest.