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Wie sicher sind Messenger Apps?

24. Oktober 2016

Amnesty-Bericht zeigt: Privatsphäre bei Skype & Co. ungenügend

Technologiefirmen wie Snapchat und Microsoft (Skype) haben bislang dabei versagt, ihre Kommunikations-Apps mit grundlegenden Datenschutzmaßnahmen auszustatten. Sie schützen die Privatsphäre ihrer Nutzer*innen zu wenig und setzen sie so einem Risiko für Menschenrechtsverletzungen aus.

Amnesty International hat das Ranking „Schutz der Privatsphäre bei Kurznachrichten“ veröffentlicht. Darin werden die elf Unternehmen mit den beliebtesten Instant Messaging-Apps bewertet: Es wurde untersucht, wie diese mit Verschlüsselungstechnologie die Privatsphäre und Meinungsäußerungsfreiheit ihrer Nutzerinnen und Nutzer schützen.

Wenn Sie denken, dass Ihre Nachrichten auf Instant-Messaging-Apps privat sind, werden Sie eine große Überraschung erleben. In Wahrheit ist unsere Kommunikation ständig bedroht: von Cyberkriminellen aber auch durch Spionage seitens staatlicher Behörden. Junge Menschen, die am häufigsten persönliche Daten und Fotos über Apps wie Snapchat austauschen, sind besonders gefährdet", sagt Sherif Elsayed-Ali, Leiter des Teams Technologie und Menschenrechte bei Amnesty International

Es fehlt oft ein Mindestmaß an Schutz

Amnesty International unterstreicht, dass die End-zu-End-Verschlüsselung als Mindestanforderung an Kurznachrichten-Dienste garantiert sein müsste, damit private Informationen auch wirklich privat bleiben. Doch dies ist nicht bei allen Apps gewährleistet. Diejenigen Firmen, die im Ranking am schlechtesten abschneiden, bieten kein ausreichendes Maß an Verschlüsselung an.

„Es ist an den Technologiefirmen, auf die bekannten Gefahren für die Privatsphäre und die Meinungsäußerungsfreiheit ihrer Anwender zu reagieren; doch viele Unternehmen scheitern bereits an der ersten Hürde und bieten kein ausreichendes Maß an Verschlüsselung an. Millionen von Menschen verwenden Kurznachrichten-Dienste, die nicht einmal den grundlegendsten Schutz der Privatsphäre bieten“, sagt Sherif Elsayed-Ali.

Das Ranking „Schutz der Privatsphäre bei Kurznachrichten“ stuft Tech-Firmen auf einer Skala von eins bis 100 ein, basierend auf der Frage, wie gut sie folgende fünf Punkte erfüllen:

  • Die Firma anerkennt Online-Bedrohungen der Privatsphäre und der Meinungsäußerungsfreiheit der Anwenderinnen und Anwender

  • End-zu-End-Verschlüsselung wird standardmäßig eingesetzt

  • Die Anwenderinnen und Anwender werden über Online-Gefahren und die angewandten Verschlüsselungstechnologien informiert

  • Anfragen von Regierungen zur Übergabe von Benutzerdaten und die entsprechenden Antworten des Unternehmens werden publik gemacht

  • Technische Details der Verschlüsselungssysteme sind öffentlich

Weniger als 30 Punkte für Tencent, Blackberry und Snapchat

Die chinesische Firma Tencent bildet das Schlusslicht des Ranking mit Null von 100 Punkten. Das Unternehmen unternimmt am wenigsten zum Schutz der Privatsphäre und ist am wenigsten transparent. Auf den hintersten Plätzen liegen zudem Blackberry mit 20 und Snapchat mit 26 Punkten.

Trotz eines starken politischen Bekenntnisses für die Menschenrechte verwendet Microsoft weiterhin eine schwache Form der Verschlüsselung bei Skype. Mit 40 Punkten kommt das Unternehmen nur auf den viertletzten Rang.

Keines der Unternehmen auf den letzten vier Plätzen bietet End-zu-End-Verschlüsselung an. Auch Snapchat, eine Anwendung, die von mehr als 100 Millionen Menschen jeden Tag benutzt wird, schliesst schlecht ab. Obwohl sich Snapchat politisch zum Schutz zur Privatsphäre bekennt, tut das US-amerikanische Unternehmen in der Praxis zu wenig. Neben fehlender End-zu-End-Verschlüsselung ist Snapchat auch zu wenig transparent und informiert Anwender*innen ungenügend über Risiken.

Facebook und Apple führend

Keines der untersuchten Unternehmen bietet einen wasserdichten Schutz der Privatsphäre an, aber Facebook – mit seinen Apps Facebook-Messenger und WhatsApp, die zusammen zwei Milliarden Nutzer*innen haben –  erreicht mit 73 Punkten die höchste Punktzahl.

Facebook unternimmt von den elf Unternehmen am meisten in Sachen Verschlüsselung und informiert am transparentesten über Maßnahmen zum Schutz der Privatsphäre. Beim Messenger wird allerdings End-zu-End-Verschlüsselung nur als Option angeboten; standardmäßig wird eine tiefere Form der Verschlüsselung verwendet, was bedeutet, dass Facebook Zugang zu den Daten hat. WhatsApp verwendet End-zu-End-Verschlüsselung als Standard und informiert seine Nutzer*innen darüber auch klar in der App.

Apple erzielt 67 von 100 Punkten. Nachrichten via iMessage und Facetime sind vollständig End-zu-End-verschlüsselt. Aber Apple muss mehr tun, um seine Anwender*innen  darüber zu informieren, dass SMS-Nachrichten weniger sicher sind als iMessages. Die Firma sollte zudem ein offeneres Verschlüsselungs-Protokoll verwenden, das eine vollständige unabhängige Überprüfung ermöglicht.

End-zu-End-Verschlüsselung: ein elementarer Schutz

Instant Messaging-Dienste wie Skype, WhatsApp oder Viber werden täglich von Hunderten von Millionen von Menschen verwendet. Dazu gehören Menschenrechtsaktivist*innen, Oppositionspolitiker*innen und Journalist*innen, die in manchen Ländern Gefahr laufen, wegen ihrer Arbeit verfolgt zu werden. Angesichts von Datenlecks und staatlichen Massenüberwachungs-Programmen sind starke Verschlüsselungstechnologien und Transparenz darüber, wer Zugriff auf die Benutzerdaten hat, zentral, um diese Menschen vor Übergriffen zu schützen.

Die meisten Technologieunternehmen sind heute nicht auf dem neuesten Stand, wenn es um den Schutz der Privatsphäre ihrer Nutzerinnen und Nutzer geht. Aktivistinnen und Aktivsten auf der ganzen Welt sind auf Verschlüsselung angewiesen, um sich vor der Überwachung durch Behörden zu schützen, und es ist nicht hinnehmbar, dass Technologieunternehmen sie einem Risiko aussetzen, indem sie zu wenig gegen Gefahren im Netz tun.

Sherif Elsayed-Ali

„Die Zukunft der Privatsphäre und der freien Meinungsäußerung im Netz hängt zu einem großen Teil davon ab, ob die Technologiefirmen Dienste anbieten, die unsere Kommunikation schützen und vor neugierigen Blicken bewahren.“

Weitere Details und Tipps

Informationen zu den untersuchten Unternehmen und ihrem Ranking: Which messaging apps best protect your privacy?
Sechs praktische Tipps für den Schutz Ihrer Privatsphäre in der online-Kommunikation: 6 really practical ways to protect your privacy online.
Was ist Verschlüsselung?: Erklärung des Begriffs und warum diese Technologie so wichtig ist: Easy guide to encryption and why it matters.

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