Todesstrafe: Niedrigste Zahl an Hinrichtungen seit einem Jahrzehnt
10. April 2019Todesstrafen-Statistik 2018
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Hinrichtungen sanken 2018 weltweit um 31 Prozent und erreichten den tiefsten Wert seit mindestens einem Jahrzehnt.
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Am meisten Menschen wurden in China hingerichtet, gefolgt von Iran, Saudi-Arabien, Vietnam und Irak.
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Derzeit haben 106 Länder die Todesstrafe vollständig abgeschafft. Insgesamt wenden weltweit 142 Staaten die Todesstrafe nicht mehr an.
Die Zahl der weltweit registrierten Hinrichtungen fiel im vergangenen Jahr um fast ein Drittel auf den tiefsten Stand seit mindestens einem Jahrzehnt. Das geht aus der aktuellen Todesstrafen-Statistik von Amnesty International hervor.
Nach einer Änderung der Anti-Drogengesetze sanken die Hinrichtungen im Iran – in dem die Todesstrafe weit verbreitet ist – um die Hälfte. Auch im Irak, Pakistan und Somalia wurden deutlich weniger Menschen hingerichtet. Insgesamt sank die Zahl der weltweit registrierten Hinrichtungen von mindestens 993 im Jahr 2017 auf mindestens 690 im Jahr 2018.
„Die Todesstrafe ist keine Lösung. Der starke globale Rückgang von Hinrichtungen zeigt, dass selbst Staaten, von denen man es nicht erwarten würde, das erkennen“, sagt Kumi Naidoo, Generalsekretär von Amnesty International, und weiter: „Trotz Rückschritten in einigen Ländern ist die Zahl der Hinrichtungen weltweit zurückgegangen. Vor allem in einigen Staaten, die seit Jahren am meisten Menschen hinrichten. Das ist ein hoffnungsvolles Zeichen dafür, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis diese grausame Strafe der Vergangenheit angehört.“
Trotz Rückschritten in einigen Ländern ist die Zahl der Hinrichtungen weltweit zurückgegangen. Das ist ein hoffnungsvolles Zeichen.
Kumi Naidoo, Generalsekretär von Amnesty International
Zunahme in einigen Ländern, darunter Belarus und die USA
Entgegen dem globalen Trend stellt Amnesty International in einer Handvoll Staaten eine Zunahme der Exekutionen fest: Das betrifft vor allem Belarus, Japan, Singapur, Südsudan und die USA. Thailand vollstreckte erstmals seit 2009 wieder ein Todesurteil.
Sri Lankas Präsident Maithripala Sirisena erklärte, er werde die Hinrichtungen nach mehr als 40 Jahren wiederaufnehmen. Hierzu ließ er im Februar 2019 eine Stellenanzeige auf der Suche nach Henker*innen veröffentlichen.
China führt nach wie vor Exekutions-Liste an
China bleibt der weltweit führende Vollstrecker der Todesstrafe. Das wahre Ausmaß der Hinrichtungen ist unbekannt, da Zahlen über die Todesstrafe in China Staatsgeheimnis sind. Amnesty International geht davon aus, dass jedes Jahr Tausende Menschen zum Tode verurteilt und hingerichtet werden.
Erstmals wurden Zahlen zur Todesstrafe von den Behörden in Vietnam öffentlich zugänglich gemacht. Demnach fanden 2018 mindestens 85 Hinrichtungen statt. Damit gehört Vietnam zu den fünf Ländern mit den meisten Hinrichtungen weltweit: Die Liste wird angeführt von China (Tausende), Iran (mindestens 253), Saudi-Arabien (149), Vietnam (mindestens 85) und Irak (mindestens 52).
Trotz eines deutlichen Rückgangs finden im Iran noch immer mehr als ein Drittel der weltweit registrierten Hinrichtungen statt.
Starker Anstieg der Todesurteile im Irak und Ägypten
Amnesty International verurteilt den starken Anstieg der Todesurteile, die im Laufe des Jahres in einigen Ländern verhängt wurden, aufs schärfste: Im Irak vervierfachte sich die Zahl von mindestens 65 im Jahr 2017 auf mindestens 271 im Jahr 2018. In Ägypten stieg die Zahl der verhängten Todesurteile um mehr als 75 Prozent, von mindestens 402 im Jahr 2017 auf mindestens 717 im Jahr 2018.
Dieser Anstieg ist auf die erschreckende Bilanz der ägyptischen Behörden bei der Verhängung von Massen-Todesurteilen nach unfairen Prozessen zurückzuführen. Die Todesurteile beruhten oft auf „Geständnissen“, die unter Folter erzwungen wurden, und auf fehlerhaften Untersuchungen der Polizei.
Weltweiter Trend zur Abschaffung der Todesstrafe
Insgesamt zeigen die Zahlen für 2018, dass die Todesstrafe ein Auslaufmodell ist. Der Einsatz von Tausenden Menschen weltweit, die Anwendung dieser grausamen und unmenschlichen Bestrafung zu beenden, zeigt Wirkung.
Burkina Faso hat beispielsweise im Juni 2018 ein neues Strafgesetzbuch verabschiedet, das die Todesstrafe abschafft. Im Februar bzw. Juli erklärten Gambia und Malaysia ein offizielles Moratorium für Hinrichtungen. Im US-Bundesstaat Washington wurde die Todesstrafe im Oktober für verfassungswidrig erklärt.
An der Generalversammlung der Vereinten Nationen im Dezember stimmten 121 Länder – eine beispiellos hohe Zahl – für ein weltweites Moratorium gegen die Todesstrafe. Nur 35 Staaten stimmten dagegen.
„Langsam aber stetig erreichen wir einen globalen Konsens, die Todesstrafe zu beenden. Amnesty kämpft seit mehr als 40 Jahren für den Stopp von Hinrichtungen. Allerdings sind nach wie vor 19.000 Menschen weltweit in der Todeszelle. Der Kampf ist lange noch nicht vorbei“, sagt Kumi Naidoo.
Derzeit haben 106 Länder die Todesstrafe vollständig abgeschafft. Insgesamt wenden weltweit 142 Staaten die Todesstrafe nicht mehr an.