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© Jiri Dolezel

Presse © Jiri Dolezel

Roma-Kinder im Tschechischen Schulsystem benachteiligt

7. November 2012

Roma werden oft auf Schulen für Kinder mit "leichter geistiger Behinderung" abgeschoben

Österreich und andere Staaten zeigen sich besorgt.

Roma-Kindern in der Tschechischen Republik wird ihr Recht auf Bildung weiterhin verweigert, zu diesem Schluss kommt der heute veröffentlichte Bericht von Amnesty International und dem Europäischen Zentrum für die Rechte der Roma (ERRC).

Fünf Jahre nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, wonach die überdurchschnittliche Zahl von Roma-Kindern an Sonderschulen von indirekter Diskriminierung zeuge, hat sich an der Situation wenig geändert: „Das tschechische Bildungssystem lässt Roma-Kinder völlig im Stich: Tausende Roma Schüler werden in sogenannte „praxisorientierte Schulen“ abgeschoben, die eigentlich für Kinder mit leichter geistiger Behinderung gedacht sind. Das hat dramatische Konsequenzen für ihre Zukunft: Roma haben nur selten die Chance auf höhere Bildung und somit extrem begrenzte Möglichkeiten einen Job zu finden“, sagt Dezideriu Gergely, Geschäftsführer des ERRC.

Auch Österreich und andere Staaten zeigten sich im Rahmen der periodischen Staatenprüfung des UN-Menschenrechtsrates besorgt über die Segregation von Roma-Kindern im tschechischen Schulsystem. Konkret wurde die unverzügliche Implementierung des Nationalen Aktionsplans für inklusive Bildung gefordert.

Obwohl nach Schätzungen maximal knapp 3 Prozent der tschechischen Bevölkerung Roma sind, machen sie über ein Drittel der Sonderschüler aus. Diejenigen, die nicht auf Sonderschulen gehen, werden trotzdem oftmals diskriminiert, indem sie auf reine Roma Schulen geschickt werden, die meist eine geringere Bildungsqualität aufweisen. Die Regierung hat bisher keinen eindeutigen Willen gezeigt, die Diskriminierung von Roma in Schulen umgehend und systematisch anzugehen. „Ohne den Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung werden Roma Armut und AuNEsgrenzung nicht entkommen. Solange die tschechische Regierung nicht gleiche Bildungschancen für Roma-Kinder schafft, wird die Diskriminierung kein Ende nehmen“, sagt Heinz Patzelt, Generalsekretär von Amnesty International Österreich.

Der Bericht „Five more years of injustice: Segregated education for Roma in the Czech Republic“ von Amnesty International und dem European Roma Rights Center wird am 8.11.2012 in Prag vorgestellt.  Anschließend findet vor dem tschechischen Bildungsministerium eine Protestaktion statt.