Kosovo: Das Vermächtnis der UNMIK
26. August 2013Die UN-Übergangsverwaltung im Kosovo (UNMIK) kann Verbrechen nicht aufklären
Angehörige von „Verschwundenen“ und Ermordeten warten immer noch auf Gerechtigkeit und Wiedergutmachung.
Der UN-Übergangsverwaltung im Kosovo (UNMIK) ist es nicht gelungen, die Entführungen und Ermordungen von Kosovo-Serben in der Zeit nach dem Konflikt von 1998 bis 1999 zu untersuchen, sagte Amnesty International in einem heute veröffentlichten Bericht.
Das Scheitern der UNMIK, Fälle von Verschwindenlassen und gezielten Tötungen zu untersuchen, hat zum Klima der Straflosigkeit im Kosovo beigetragen.
Sian Jones, Amnesty International Expertin für den Kosovo
„Es handelt sich bei den Vorfällen um systematische Angriffe auf die Zivilbevölkerung und möglicherweise auch um Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Dafür gibt es keine Verjährung: Sie müssen untersucht werden und für die Familien der Entführten und Ermordeten muss Wiedergutmachung bereitgestellt werden. Die Vereinten Nationen sollen sich ihrer Verantwortung nicht entziehen.“
Der Bericht von Amnesty International basiert auf ersten Feststellungen des Human Rights Advisory Panel (HRAP), des UNMIK-eigenen Beratungsgremiums, die erschreckende Versäumnisse in der Wiederherstellung von Gerechtigkeit und Wiedergutmachung für Entführte und Ermordete sowie deren Familienangehörige aufzeigen. Die HRAP hat rund 150 Beschwerden von Angehörigen vermisster Personen erhalten – in erster Linie Kosovo-Serben, die mutmaßlich durch Mitglieder der kosovarischen Befreiungsarmee (UCK) entführt worden waren. Die Beschwerdeführer beanstandeten, die UNMIK habe es schlichtweg versäumt, die Entführung und anschließende Ermordung ihrer Angehörigen oder Verwandten zu untersuchen.
Obwohl sich der HRAP Bericht auf mutmaßliche Entführungen der Kosovo-Serben durch die UCK konzentriert, kommt Amnesty International zu ähnlichen Ergebnissen, wenn man sich Versäumnisse der UNMIK im Zusammenhang mit Fällen von „Verschwindenlassen“ ethnischen Albaner durch serbischen Truppen ansieht.
"Jahrzehnte sind mittlerweile vergangen und das Schicksal eines Großteils der Vermissten auf beiden Seiten des Konflikts ist noch ungelöst, ihre Familien warten nach wie vor auf Gerechtigkeit. Die 150 Fälle des HRAP zeigen, wie die Opfer von Menschenrechtsverletzungen aufgrund des Fehlens von Verbindungen innerhalb des UN-Systems in Ungewissheit belassen werden und Entschädigung sowie andere Wiedergutmachung immer noch nicht sichergestellt sind", so Sian Jones.
"Das Erbe des Kosovo-Konflikts muss gelöst werden - dies beinhaltet, das Schicksal der vermissten Personen aus allen Gemeinschaften im Kosovo aufzudecken, die Verantwortlichen für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur Rechenschaft zu ziehen, und Wiedergutmachung bereitzustellen. Nur, wenn das passiert, können die Narben der Vergangenheit zu heilen beginnen", sagt Jones.