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© Amnesty International/Imran Uppal

Presse © Amnesty International/Imran Uppal

Geschlagen, Aufgehängt, Vergewaltigt

14. März 2012

Systematische Menschenrechtsverletzungen in Syrien

Amnesty-Bericht verleiht syrischen Folteropfern eine Stimme. Situation so schlimm wie vor 30 Jahren.

Zum Jahrestag der ersten Massenproteste in Syrien veröffentlicht Amnesty International heute einen Bericht, in dem Überlebende der massiven Menschenrechtsverletzungen die systematischen Foltermethoden schildern. Die Misshandlungen haben ein in den vergangenen Jahren nicht dagewesenes Ausmaß erreicht und erinnern an die dunkle Ära der 1970-er und 1980-er Jahre.

„I wanted to die“, so der Titel des Reports, in dem Opfer und Augenzeugen 31 Methoden beschreiben, wie syrische Sicherheitskräfte, Militär und regierungstreue, bewaffnete „Shabiha“-Banden systematisch Folter gegen Demonstrantinnen und Demonstranten einsetzen. Folter und Misshandlungen von Inhaftierten folgen einem bestimmten Muster: Die Opfer werden bei der Aufnahme, dem sogenannten „Empfang“, in den Haftzentren mit Stöcken, Gewehrkolben, Peitschen, Fäusten und Seilen zusammengeschlagen.

Das größte Risiko besteht während der Befragung: Überlebende erzählten davon, dass sie in Autoreifen gezwängt, aufgehängt und mit Stöcken und Kabeln misshandelt wurden. Der 18-jährige Student Karim berichtete etwa, dass ihm während des Verhörs mit Pinzetten Fleisch-„Fetzen“ von den Beinen gerissen wurden. Bei einer anderen Foltermethode wird das Opfer an einem Haken oder Türrahmen mit Handfesseln aufgehängt, so dass die Zehenspitzen kaum den Boden berühren. Weit verbreitet sind Misshandlungen mit Elektroschocks und sexuelle Gewalt.

„Die Aussagen von Folteropfern sind weitere Beweise für Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Syrien“, erklärt Heinz Patzelt, Generalsekretär von Amnesty International Österreich, „wer Folter anordnet oder anwendet, darf keinen Zweifel daran haben, eines Tages vor Gericht gestellt zu werden.“ Die Menschenrechtsorganisation hat wiederholt gefordert, dass der Internationale Strafgerichtshof (ICC) in Syrien tätig wird, die Blockadehaltung von China und Russland im UN-Sicherheitsrat verhinderten dies
bisher jedoch. „Wir sind weiterhin der Meinung, dass der ICC die beste Option wäre, die Schuldigen in Syrien zur Verantwortung zu ziehen“, so Patzelt. Sollte eine Überweisung an den ICC scheitern, fordert Amnesty den UN-Menschenrechtsrat auf, das Mandat der Untersuchungskommission für Syrien zu erweitern.