„Diese Massenüberwachung hat ein Sozialleistungssystem geschaffen, das die Gefahr birgt, dass es genau die Menschen ins Visier nimmt, die es eigentlich schützen sollte.“
Bis zu 60 Algorithmen: Überwachungsmaschine dokumentiert das Leben von Betroffenen
Die UDK hat das Unternehmen Arbejdsmarkedets Tillægspension (ATP) mit der Verwaltung von Sozialleistungen und Betrugsbekämpfung beauftragt. ATP wiederum hat sich mit privaten multinationalen Unternehmen, darunter NNIT, zusammengetan, um Algorithmen zur Betrugsbekämpfung zu entwickeln, die auf die Spezifikationen von ATP zugeschnitten sind.
UDK und ATP verwenden ein System von bis zu 60 algorithmischen Modellen, die angeblich dazu dienen, Sozialleistungsbetrug zu erkennen und Personen für weitere Ermittlungen durch die dänischen Behörden zu kennzeichnen. Während der Untersuchungen erhielt Amnesty teilweise Zugang zu vier dieser Algorithmen.
Um die Algorithmen einsetzen zu können, haben die dänischen Behörden Gesetze erlassen, die eine umfassende Sammlung und Zusammenführung von personenbezogenen Daten aus öffentlichen Datenbanken von Millionen dänischer Einwohner*innen ermöglichen. Die Daten enthalten Informationen über Aufenthaltsstatus und -bewegungen, Staatsangehörigkeit, Geburtsort und familiäre Beziehungen – sensible Daten, die auch etwas über die Ethnie oder sexuelle Orientierung einer Person aussagen könnten.
„Diese weitreichende Überwachungsmaschine wird eingesetzt, um das Leben einer Person zu dokumentieren und ein Bild zu erstellen, das oft nichts mit der Realität zu tun hat. Sie verfolgt und überwacht, wo ein*e Sozialhilfeempfänger*in wohnt, arbeitet, die Reisetätigkeit, Gesundheitsdaten und sogar Verbindungen zum Ausland“, so Hellen Mukiri-Smith.
Die UDK argumentiert, dass die umfangreiche Sammlung und Zusammenführung von personenbezogenen Daten zur Aufdeckung von Sozialleistungsbetrug „rechtlich begründet“ sei. Die Untersuchungen von Amnesty International zeigen jedoch, dass die enormen Datenmengen, die gesammelt und verarbeitet werden, weder notwendig noch verhältnismäßig sind.