Recht auf Protest weltweit unter Bedrängnis
Für den heurigen Briefmarathon hat Amnesty International in Österreich drei Fälle ausgewählt:
Aleksandra Skochilenko aus Russland drohen bis zu zehn Jahre Haft für ihre Kritik am Angriffskrieg Russlands in der Ukraine. Sie hat in einem Supermarkt in St. Petersburg Preisschilder durch kleine Papieretiketten mit Fakten über die russische Invasion in der Ukraine ersetzt. Kurze Zeit später wurde sie dafür aufgrund eines neu eingeführten Straftatbestands, der Kritik an der Invasion unterbinden soll, inhaftiert und sitzt nun unter schrecklichen Bedingungen in Haft. Mit Briefen und Nachrichten soll Druck auf die russischen Behörden ausgeübt werden, damit diese Aleksandra Skochilenko freilassen.
Dorgelesse Nguessan aus Kamerun wurde zu fünf Jahren Haft verurteilt, nachdem sie – zum ersten Mal in ihrem Leben – an einer Demonstration teilgenommen hat. Gemeinsam mit vielen anderen protestierte die alleinerziehende Mutter gegen die schlechte wirtschaftliche Situation in ihrem Land und wurde festgenommen, in das Zentralgefängnis von Douala verlegt und von einem Militärgericht wegen „Aufruhrs und Teilnahme an Versammlungen, Zusammenkünften und öffentlichen Demonstrationen“ zu fünf Jahren Haft verurteilt. Sie hat nichts weiter getan als friedlich ihr Recht auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit wahrzunehmen.
Shahnewaz Chowdhury aus Bangladesch setzte sich für die von der Klimakrise betroffene Bevölkerung seines Landes ein. Nach einem verheerenden Sturm im Mai letzten Jahres, bei dem viele Menschen ihr Zuhause verloren, schrieb Shahnewaz auf Facebook, dass der Sturm eine Auswirkung des Klimawandels sei, zu dem u.a. ein umweltschädliches Kohlekraftwerk in seinem Land beitrug. Daraufhin reichte das Unternehmen Klage gegen ihn ein und es drohen ihm nun bis zu 10 Jahre Gefängnis.
Eine Idee macht weltweit Schule
Den Briefmarathon (Englisch „Write for Rights“) gibt es seit über 20 Jahren. Begonnen hat die Aktion im Jahr 2001 als „Idee unter Freund*innen“ in Warschau, als eine Gruppe von Amnesty-Aktivist*innen beschloss, den Tag der Menschenrechte am 10. Dezember mit einem 24-stündigen Briefmarathon zu begleiten. Mit einem Anstieg von 2.326 Briefen im Jahr 2001 auf über 4,6 Millionen Briefe, Tweets und Petitionsunterschriften im Jubiläumsjahr 2021 hat sich der Briefmarathon zur größten Menschenrechtskampagne der Welt entwickelt. In Österreich machen traditionell auch viele Schüler*innen mit und schreiben gemeinsam mit ihren Lehrer*innen Briefe.