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Welttag gegen Todesstrafe: Für das Recht auf Leben

10. Oktober 2018

Viele zum Tode verurteilte Gefangene leben vor ihrer Hinrichtung unter Haftbedingungen, die Folter gleichkommen  ein Schlaglicht auf 5 Länder

Isoliert, erniedrigt und gequält: Weltweit leiden Menschen, die zum Tode verurteilt wurden, unter unmenschliche Haftbedingungen. Anlässlich des Welttages gegen Todesstrafe fordert Amnesty International, dass Gefangene im Todestrakt mit Menschlichkeit und Würde behandelt und unter Bedingungen festgehalten werden, die den internationalen Menschenrechtsstandards entsprechen.

„Unabhängig davon, welches Verbrechen sie begangen haben, soll niemand unter menschenunwürdigen Haftbedingungen leben müssen. Doch in vielen Fällen werden Gefangene, die zum Tode verurteilt wurden, in strikter Isolation gehalten, sie haben keinen Zugang zu den notwendigen Medikamenten und leben in ständiger Angst vor der Hinrichtung“, sagt Stephen Cockburn, stellvertretender Direktor des Global Issues Programme bei Amnesty International.

Unabhängig davon, welches Verbrechen sie begangen haben, soll niemand unter menschenunwürdigen Haftbedingungen leben müssen.

Stephen Cockburn, stellvertretender Direktor des Global Issues Programme bei Amnesty International

„Die Tatsache, dass einige Regierungen Gefangene und ihre Angehörigen ein paar Tage oder – in einigen Fällen – nur wenige Augenblicke vor der Hinrichtung benachrichtigen, ist grausam. Die Regierungen, die an der Todesstrafe festhalten, müssen sie unverzüglich abschaffen und die schrecklichen Haftbedingungen beenden, die allzu viele Gefangene in der Todeszelle erdulden müssen.“

Grausame und erniedrigende Haft

Amnesty International hat schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit der Todesstrafe auf der ganzen Welt dokumentiert – etwa in den Todestrakten von Weißrussland, Ghana, Iran, Japan und Malaysia:

In Ghana haben Gefangene im Todestrakt oft keinen Zugang zu Medikamenten bei Erkrankungen oder chronischen Leiden.

Mohammad Reza Haddadi, Matsumoto Kenji und HOO Yew Wah

Mohammad Reza Haddadi im Iran, sitzt seit dem 15. Lebensjahr im Todestrakt und litt unter psychischer Folter. Seine Hinrichtung ist in den letzten 14 Jahren mindestens sechsmal geplant und wieder verschoben worden. Er ist einer von mindestens 84 weiteren Häftlingen, die im Iran wegen mutmaßlichen Verbrechen zum Tode verurteilt wurden, die sie vor dem 18 Lebensjahr begangen haben sollen.

Matsumoto Kenji, in Japan, hat eine wahnhafte Erkrankung entwickelt, die höchstwahrscheinlich auf seine lange Einzelhaft im Todestrakt zurückzuführen ist. Er wartet seit 1993 auf seine Hinrichtung.

Hoo Yew Wah sitzt in Malaysia im Todestrakt. Er wurde 2005 festgenommen und anschließend in einem unfairen Verfahren wegen mutmaßlichen Drogenschmuggels zum Tode verurteilt. Hoo Yew Wah stammt aus armen Verhältnissen. Zum Tatzeitpunkt war er 20 Jahre alt. Es handelte sich um seine erste Straftat und es war kein Gewaltverbrechen. 2014 stellte er ein Gnadengesuch und wartet seither vergeblich auf eine Antwort der Behörden.

Todesstrafe als Staatsgeheimnis

Die Geheimhaltung bei der Anwendung der Todesstrafe ist weit verbreitet. In Weißrussland wird die Anwendung der Todesstrafe strikt vor der Öffentlichkeit ferngehalten. Hinrichtungen werden ohne jegliche Benachrichtigung der Gefangenen, ihrer Familien oder ihrer gesetzlichen Vertreter vollstreckt.

Amnesty International lehnt die Todesstrafe in allen Fällen ohne Ausnahme ab, unabhängig von der Art oder den Umständen des Verbrechens, der Schuld, der Unschuld oder anderen Merkmalen der Verurteilten oder der Methode, die vom Staat für die Hinrichtung verwendet wird.

Die Todesstrafe ist eine Verletzung des Rechts auf Leben, das in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte festgelegt wurde. Sie ist die ultimative grausame, unmenschliche und erniedrigende Strafe.

Amnesty International verzeichnete 2017 993 Hinrichtungen in 23 Ländern, ein Rückgang von 4 Prozent gegenüber 2016 und von 39 Prozent gegenüber 2015. Die meisten Hinrichtungen fanden im Iran, in Saudi-Arabien, im Irak und in Pakistan statt. Nicht eingerechnet sind Tausende Hinrichtungen, die in China durchgeführt wurden, wo Daten über die Anwendung der Todesstrafe nach wie vor Staatsgeheimnis sind. 

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