Türkische Offensive in Nordsyrien: Weitere humanitäre Katstrophe muss verhindert werden
10. Oktober 2019Zusammenfassung
- Gestern hat die türkische Armee begonnen, Städte in Nordsyrien zu bombardieren. Unterdessen wurde auch eine Bodenoffensive lanciert, um kurdische Truppen aus dem Grenzgebiet zu vertreiben.
- Eine weitere humanitäre Katastrophe in Syrien muss verhindert werden.
- Alle bewaffneten Truppen müssen internationales Recht und Menschenrechte achten, fordert Amnesty International.
Wie in anderen Teilen Syriens haben auch die Menschen im Nordosten des Landes bereits massiv unter dem Konflikt gelitten. Viele sind mehrfach vertrieben worden und leben zum Teil seit Jahren in prekären Verhältnissen. In dem Gebiet leben 1,7 Millionen Menschen, 700.000 sind auf Hilfslieferungen der UNO angewiesen.
"Da sich das türkische Militär darauf vorbereitet, kurdische Streitkräfte im Nordosten Syriens anzugreifen, ist es unerlässlich, dass alle Konfliktparteien das humanitäre Völkerrecht respektieren, indem sie auf Angriffe auf Zivilisten und zivile Objekte sowie wahllose und unverhältnismäßige Angriffe verzichten" sagte Lynn Maalouf, Forschungsdirektorin von Amnesty International für den Nahen Osten.
Sowohl die türkischen als auch die kurdischen Streitkräfte haben eine Vorgeschichte willkürlicher Angriffe in Syrien, bei denen zahlreiche Zivilist*innen getötet wurden. Das darf nicht wieder geschehen.
Lynn Maalouf, Leiterin Research Nahost bei Amnesty International
"Die internationale Gemeinschaft muss Maßnahmen ergreifen, um die Achtung des humanitären Völkerrechts durch die türkischen Stellungen, pro-türkischen bewaffneten Gruppen und kurdischen Streitkräfte zu gewährleisten, wenn eine weitere humanitäre Katastrophe in Nordsyrien verhindert werden soll" sagte Lynn Maalouf weiter.
Beim Einmarsch der türkischen Truppen in Afrin und Azaz 2018 hatte Amnesty International gravierende Menschenrechtsverletzungen insbesondere durch die türkischen Truppen und von der Türkei unterstützte Milizen dokumentiert.
Die Konfliktparteien sind unter humanitärem Völkerrecht verpflichtet, alle möglichen Maßnahmen zu ergreifen, damit Zivilpersonen geschützt sind und Zugang zu humanitärer Hilfe haben. Fluchtwege für die Zivilbevölkerung müssen offen gehalten werden.