„Wir fordern Regierungen weltweit nachdrücklich auf, ihren rechtlichen Verpflichtungen zur Beseitigung von geschlechtsspezifischer Gewalt nachzukommen. Dazu gehört die Umsetzung gezielter Maßnahmen. Es muss beispielsweise sichergestellt werden, dass die Polizei Flüchtlingen ein sicheres, vertrauenswürdigen Umfeld bietet, um Fälle geschlechtsspezifischer Gewalt zu melden.“
„Ebenso wichtig ist es, dass Regierungen in der ganzen Welt mehr tun, um gemeinsam ihrer Verantwortung zum Schutz von Flüchtlingen nachzukommen, indem sie die Anzahl der Plätze in Resettlement-Programmen für die schutzbedürftigsten Flüchtlinge maßgeblich erhöhen. Die Armut und die Unsicherheit, in der zahlreiche Flüchtlinge in Ländern wie dem Libanon und Libyen leben, erhöhen das Risiko sexueller Ausbeutung und geschlechtsspezifischer Gewalt.“
Gefährliche Flucht
Geflüchtete und Migrantinnen sind auf der Flucht in großer Gefahr, Opfer von Gewalt und Menschenhandel zu werden. Frauen, Mädchen und LGBTI-Personen unterliegen besonderen Gefahren wie sexuellen Übergriffen, Vergewaltigung und anderen Formen geschlechtsspezifischer Gewalt – diese Tatsache verdeutlicht die dringende Notwendigkeit sicherer und legaler Fluchtrouten.
2016 berichteten weibliche Flüchtlinge und Migrantinnen aus Staaten südlich der Sahara Amnesty International, dass Vergewaltigungen entlang der Schleuserrouten so allgegenwärtig seien, dass sie auf der Reise Verhütungsmittel zu sich nehmen würden, um nicht schwanger zu werden.
Geschlechtsspezifische Gewalt wird zudem für Frauen und LGBTI-Personen immer mehr zu einem Faktor, der sie zwingt, ihre Herkunftsländer zu verlassen und in anderen Ländern Schutz zu suchen.
Fehlender rechtlicher Schutz
Weltweit stehen geflüchtete Frauen und Mädchen ohne gültige Papiere vor der schweren Entscheidung, die an ihnen begangenen Verbrechen entweder nicht zu melden oder aber zu riskieren, wegen fehlender Aufenthaltserlaubnis inhaftiert, abgeschoben und bestraft zu werden.
Maryam [Name geändert], eine Syrerin aus Homs, kam 2013 in den Libanon. Zusammen mit weiblichen Verwandten mietete sie ein Haus an. Sie berichtete Amnesty International, dass Polizisten an dem Haus vorbeigekommen seien, um ihnen mit Gefängnis zu drohen, wenn sie nicht mit den Polizisten ‚ausgehen‘ würden.