„Swetlana Tichanowskaja, eine Präsidentschaftskandidatin, die ins Exil gezwungen wurde, Maria Kolesnikowa, ihre Stabschefin, die im Gefängnis sitzt, Marfa Rabkova, eine inhaftierte Menschenrechtsverteidigerin, und die Journalistinnen Katsyaryna Bakhvalava und Darya Chultsova, beide zu zwei Jahren Haft verurteilt, weil sie eine Protestaktion per Livestream übertragen haben – das sind einige der vielen Frauen, deren Namen zum Synonym für den Kampf um Freiheit und Menschenrechte in Belarus geworden sind“, sagt Aisha Jung, und sagt weiter:
„In einer zutiefst patriarchalischen Gesellschaft mit endemischer häuslicher Gewalt riskieren die Frauen in Belarus alles, um für ihre Überzeugungen einzutreten. Die belarussischen Behörden kontern dagegen mit Maßnahmen, die sich gegen Aktivistinnen, ihre Organisationen und ihre Familien richten.“
Feministische Aktivistin bedroht und angeklagt
Yuliya Mitskevich, eine feministische Aktivistin, die eine Organisation für Gender Awareness namens Aktyunym Byts Faina leitet und Mitglied einer Untergruppe des oppositionellen Koordinationsrates Femgruppa ist, wurde am 20. Oktober 2020 vor dem Büro ihrer Organisation festgenommen.
Yuliya Mitskevich wurde wegen „Teilnahme an einer illegalen Versammlung“ unter Anklage gestellt. Amnesty sagte sie jedoch, dass sie davon ausgehe, wegen ihrer Arbeit für Geschlechtergerechtigkeit verfolgt zu werden. Die Angehörigen der Polizei, die Yuliya Mitskevich festnahmen, und die Beamt*innen, die sie verhörten, forderten sie auf, eine Erklärung zu unterschreiben, in der sie zugab, dass sie in ihrer Rolle als Organisatorin an illegalen Aktionen teilgenommen habe.
„Sie boten mir Anreize, bedrohten mich aber auch. Beim ersten Mal befragten sie mich zu Femgruppa, zu den Frauenmärschen und den Finanzen, aber beim zweiten Mal interessierten sie sich für meine Organisation", sagte Yuliya Mitskevich gegenüber Amnesty International.
Hintergrund
Am 27. Jänner 2021 startete Amnesty International weltweit die Solidaritätskampagne #StandWithBelarus und veröffentlichte einen Bericht, der aufzeigt, wie die belarussischen Behörden das Justizsystem als Waffe einsetzen, um Überlebende von Folter zu bestrafen, anstatt die dafür Verantwortlichen. Anschließend erschien ein Briefing über Drohungen, Schikanen und Strafverfolgung von Kindern und Minderjährigen sowie ein Briefing, das zeigt, wie auch Kulturschaffende zunehmend unter Druck gesetzt werden.