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"Du hast mutig gegen die Zwangsverschleierung im Iran gekämpft"

21. Oktober 2019

Ein Brief der Aktivistin Azam Jangravi an die  derzeit inhaftierte Aktivistin Yasaman Aryani für den Verstoß gegen die Gesetze der Zwangsverschleierung

Hallo Yasaman,

Ich weiß nicht wie ich beginnen soll oder über was ich schreiben soll, aber ich will ein paar Zeilen für dich schreiben. 

Ich kannte dich bis vor kurzem nicht. Ich wusste nicht wer du bist, wo du bist und war mit deiner Weltanschauung nicht vertraut. Jetzt weiß ich, dass du, wie ich, müde bist von der Ungerechtigkeit. 

Liebe Yasaman, I weiß, dass du derzeit im Gefängnis bist und nicht unter angemessenen Bedingungen lebst und dass du leidest. 

Vor ein paar Tagen fragte mich eine Frau in Kanada über die Situation von Frauen im Iran. Ich habe ihr von dir erzählt. Ich habe gesagt, dass du im Alter von 24 mutig gegen die Gesetze der Zwangsverschleierung gekämpft hast und dass du deswegen zu 16 Jahren Haft verurteilt wurdest. Ich habe ihr von den Girls of Enghelab Street erzählt. Habe ihr von Nasrin Sotoudeh, Vida Movahed, Narges Hosseini, Mojgan Keshavarz and Saba Kordafshari erzählt. Ich erzählte über Urteile, die uns schwere Strafen auferlegen, und von der Unterdrückung, mit der wir konfrontiert waren und bis heute noch sind. Sie wollte mir nicht glauben. Sie hatte das Recht, es nicht zu tun. Unsere Geschichten, deine Geschichte, die Geschichten deines Leidens und deines Mutes sind unglaublich und werden in der Geschichte bleiben. 

Lieber Yasaman, ich erzählte auch die schmerzhafte Geschichte des verbrannten Körpers von Sahar Khodayari, dem blauen Mädchen. Als ich ihr erzählte, dass Frauen der Besuch von Fußballstadien verboten ist, sagte sie: „Wie ist das möglich?“ Ich sagte, Sahar sei in ein Stadion gegangen, wurde jedoch verhaftet und wegen „Straftaten“ angeklagt. Nachdem sie das Gericht verlassen hatte, setzte sie sich aus Protest in Brand und starb anschließend an ihren Verletzungen. Wenn ich diese Geschichten erzähle, ist die Antwort immer Schmerz und Tränen und Unglauben und Schweigen.

Lieber Yasaman, ich weiß, dass du daran glaubst, sich gegen die Ungerechtigkeit auszusprechen, die Frauen in Gesetz und Praxis auferlegt wurde. Ich hoffe, dass du sofort befreit wirst, damit die Welt deine Stimme wieder hören kann.

Sei versichert, dass deine Stimme des Protests und des Mutes jetzt weltweit gehört wird und dass eines Tages die Geschichte deine Stimme hören und diese nackte Ungerechtigkeit enden wird.

In der Hoffnung auf deine Freiheit und in der Hoffnung, dich in einem freien und prosperierenden Iran zu sehen.

Azam

© Azam Jangravi

Azam Jangravi

Am 5. Oktober wurde die Feministin Yasaman Aryani überraschend von der Frauenabteilung des Evin-Gefängnisses in Teheran in die Abteilung 2A verlegt, die den Revolutionsgarden unterstellt ist. Sie ist in Haft, weil sie sich gegen den Zwang wehrt, dass alle Frauen im Iran ein Kopftuch tragen müssen. Yasaman Aryani wird ohne Kontakt zur Außenwelt in Haft gehalten und läuft Gefahr, gefoltert oder anderweitig misshandelt zu werden.

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