Das Amnesty-Netzwerk Frauenrechte zeigt jedes Jahr besonders am Internationalen Hurentag am 2. Juni Solidarität mit den Anliegen von Sexarbeiter*innen. Auch heuer waren wir bei der von LEFÖ organisierten Aktion am Wiener Urban-Loritz-Platz dabei.
Die Sexarbeiter*innen-Selbstorganisationen sexworker.at und Red Edition, sowie die Beratungseinrichtungen maiz (Linz), PiA (Salzburg), iBUS (Innsbruck), SXA-Info (Graz) und LEFÖ (Wien) machten auf zahlreiche Missstände aufmerksam:
- Informationsmangel und Rechtsunsicherheit bezüglich Sexarbeit
- behördliche Willkür und diskriminierende Ungleichbehandlung in Bezug auf die Pflichtuntersuchungen
- Verbote, Illegalisierung und Einschränkung der Erwerbsfreiheit von Sexarbeiter*innen
Die bestehenden Probleme haben sich durch die Corona-Situation weiter verschärft. In dieser Pandemie, die für Sexarbeiter*innen von Berufsverboten und Diskriminierung gekennzeichnet war und noch immer ist, wurde das Problem von Informationsmangel bzw. -klarheit sowie der Uneinheitlichkeit von Informationen besonders auffällig. Sowohl Sexarbeiter*innen als auch die Beratungseinrichtungen bekamen nur unter großen Mühen Informationen über die rechtliche Situation und das weitere Vorgehen. Dieses Problem war bundesweit bemerkbar. Somit mussten die Sexarbeiter*innen in großer Rechtsunsicherheit leben, was nicht selten zu ungerechtfertigten Anzeigen und somit zu einer Verdrängung in eine noch prekärere und verwundbarere Situation führte.
Gesetzlich werden den Sexarbeiter*innen sehr viele Pflichten auferlegt, so u.a. die gesetzlich vorgeschriebenen Kontrolluntersuchungen: Sehr oft während dieser Pandemie hatten die Sexarbeiter*innen aber keine Möglichkeit einen Termin dafür zu bekommen, wodurch legales Arbeiten in Österreich nicht möglich war. Aus diesen Missständen heraus wird noch deutlicher, dass es sich bei diesen Pflichtuntersuchungen um Kontrollinstrumente handelt, die einer Diskriminierung Tür und Tor öffnet. Die Berufsverbote und die weitere Illegalisierung der Sexarbeit führten zu Einkommensverlusten, Wohnungslosigkeit und Isolation.
Die Forderungen der Organisationen:
- kompetente und durchsichtige Regelungen und Kommunikation mit den zuständigen Ämtern
- mehrsprachige, leicht zugängliche Informationen über Verordnungen und Regelungen
- situationsunabhängiger, niederschwelliger Zugang zu den gesetzlich vorgeschriebenen Pflichtuntersuchungen
- Gleichstellung von Sexarbeit mit anderen Berufen
- ein Ende der Kriminalisierung und Illegalisierung von Sexarbeit
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