
Zivilcourage: Wie du bei rassistischen Übergriffen eingreifen kannst
Menschenverachtende Aussagen aufgrund von Hautfarbe, Sprache, vermeintlicher Religion oder Herkunft begegnen uns überall: In den sozialen Medien, bei der Arbeit, in der Öffentlichkeit oder im Familienkreis. Alltagsrassismus ist allgegenwärtig. Wenn Menschen rassistisch beschimpft oder angegriffen werden, müssen wir Haltung zeigen. Doch oft sind wir verunsichert, und wissen nicht, wie wir uns zu verhalten haben: Wann muss ich etwas tun? Wie mache ich das, ohne mich aufzudrängen? Gefährde ich mich selbst? Aktiv eingreifen bei Rassismus erfordert Mut. Wichtig ist dabei, die eignen Grenzen und Fähigkeiten zu kennen und immer den Wunsch der Betroffenen zu respektieren.
Auf dieser Seite erfährst du, wie du dich in konkreten Situationen verhalten kannst, um Betroffene von Rassismus zu unterstützen und Solidarität zu zeigen. Es geht darum, hinzusehen, zuzuhören und aktiv zu handeln – gegen Diskriminierung und für ein respektvolles Miteinander.
Rassismus benennen
Wenn du Rassismus in Form von verbalen Beleidigungen, Hetze, Ausgrenzung oder in anderer Weise wahrnimmst, ist es wichtig diesen als solchen zu benennen und nicht schweigend zu verurteilen, denn – Schweigen kann als Zustimmung verstanden werden. In solchen Situationen verlassen sich Menschen manchmal darauf, dass eine andere Person eingreift, was schlussendlich dazu führen kann, dass Alltagsrassismus einfach so vor unseren Augen geschieht. Das müssen wir unbedingt vermeiden und Rassismus laut und deutlich benennen. Denn Widerspruch zeigt Wirkung.
Du könntest zum Beispiel sagen:
- „Diese Aussage ist rassistisch.“
- „Stopp! Deine Aussage ist menschenverachtend.“
Oder einen Perspektivwechsel herbeiführen:
- „Ist dir/Ihnen bewusst, dass du/Sie sich mit diesen Aussagen strafbar machen?“
- „Ich möchte in einer Gesellschaft leben, wo jede*r respektiert wird. Du/Sie etwa nicht?“
- „Wie würdest du/Sie dich/sich fühlen, wenn jemand so über dich/Sie spricht?“
Solidarität und Zivilcourage zeigen
Richte deine volle Aufmerksamkeit auf die betroffene Person und zeige ihr, dass sie nicht allein mit der Situation ist. Erkundige dich, ob du sie unterstützen kannst und dich einbringen sollst. Manche Menschen wünschen dies vielleicht nicht. Wenn du die Zustimmung erhältst, auf die Beschimpfungen zu reagieren, sprich nur aus deiner eigenen Perspektive.
Verbündete suchen und Menschen direkt ansprechen
Sprich Mitmenschen an und fordere sie zur Mithilfe auf: „Sie mit der blauen Jacke, bitte helfen Sie mir.“ Menschen bringen eher den Mut auf, sich für andere einzusetzen, wenn man sie konkret anspricht. Wenn ihr geneinsam in dieser Situation seid, fühlst du dich nicht nur sicherer, sondern auch bestärkt. Zusätzlich kannst du Aufmerksamkeit erregen. Mach Lärm, ruf „Aufhören“, rede laut in dein Telefon, so zeigst du der angreifenden Person, dass sie unter Beobachtung steht.
WICHTIG! Wenn die Situation eskaliert: Nicht zögern, Hilfe holen
Überlass das direkte Eingreifen den Behörden. Bring dich nicht selbst in Gefahr und informiere im Notfall die Polizei, das Sicherheitspersonal oder andere verantwortliche Personen. Falls möglich, sprich jedoch erst mit der angegriffenen Person, bevor du die Polizei rufst. Sie könnte bereits rassistische Erfahrungen mit der Polizei gemacht haben oder es aus anderen Gründen ablehnen.
Konkrete Maßnahmen bei AlltagsRassismus: Die Tat filmen
Filme den Angriff, wenn möglich, mit dem Handy: Das sorgt nicht nur für Aufmerksamkeit, du erstellst damit auch wichtiges Beweismaterial, das später für die Verurteilung der angreifenden Person erforderlich ist. Veröffentliche das Video aber auf keinen Fall unabgesprochen in den sozialen Medien! Damit kannst du dich selbst strafbar machen.
Nach dem Angriff: Unterstützung anbieten und dranbleiben!
Oft realisieren Menschen erst nach einem Angriff, was passiert ist und der Schock setzt ein. Bleibe daher bei der betroffenen Person und begleite sie – falls gewünscht – an einen sicheren Ort. Frag, wie es ihr geht und was du für sie tun kannst. Du kannst auch anbieten, gemeinsam Kontakt zu einer Beratungsstelle aufzunehmen. Dort könnt ihr den Vorfall gleich melden und weitere professionelle Unterstützung bekommen. Eine Übersicht über Beratungsstellen findest du hier:
Zara Zivilcourage: Beratung/Meldung von (offline/online) rassistischen Benachteiligungen, Herabwürdigungen oder Angriffen.
Dokustelle: Dokumentations- und Beratungsstelle für Personen, die von Islamfeindlichkeit und antimuslimischen Rassismus betroffen sind.
Hotline gegen Diskriminierung und Intoleranz
Gleichbehandlungsanwaltschaft: Unterstützt u.a. bei Geschlechterdiskriminierung, Sexismus, rassistischer Diskriminierung.