„Häuser, Schulen, medizinische Einrichtungen und humanitäre Organisationen werden geplündert, verwüstet oder niedergebrannt. Hunger wird in diesem Konflikt als Waffe eingesetzt.“
Massaker und vorsätzliche Tötungen
Zahlreiche Augenzeug*innen in Ortschaften rund um die Stadt Yei berichteten Amnesty International, dass Regierungstruppen und ihre verbündeten Milizen vorsätzlich und rücksichtslos Zivilist*innen töteten. Menschen, die diesen Massakern selbst entkommen sind, bestätigen diese Aussagen.
Bei einem Angriff am Abend des 16. Mai 2017 nahmen Regierungssoldat*innen in der Ortschaft Kudupi im Bezirk Kajo Keji nahe der Grenze zu Uganda einige Männer willkürlich fest. Sie zwangen acht in eine Hütte, verriegelten die Tür, zündeten sie an und feuerten noch zahlreiche Schüsse auf die brennende Hütte ab. Sechs Männer wurden dabei getötet – zwei von ihnen verbrannten und vier wurden erschossen, als sie versuchten zu fliehen. Dies erfuhr Amnesty International von Überlebenden.
Joyce, eine Mutter von sechs Kindern aus der Ortschaft Payawa südlich von Yei, berichtete, wie ihr Mann und fünf weitere Männer am 18. Mai 2017 bei einem ähnlichen Angriff getötet wurden. Sie sagte Amnesty International außerdem, dass die Dorfbewohner*innen bereits vor dem Massaker wiederholt von Soldat*innen angegriffen worden waren: „Dies war schon das fünfte Mal, dass das Dorf von der Armee angegriffen wurde. Die ersten vier Male plünderten sie viel, töteten aber niemanden. Sie kamen immer, nahmen Leute fest und folterten sie, und stahlen Dinge. Die Folterungen erfolgten immer an geheimen Orten. Sie nahmen oft auch junge Mädchen fest, vergewaltigten sie und ließen sie dann wieder frei. [Sie vergewaltigten] Susie, die 18-jährige Nichte meines Mannes, [im Dorf] am 18. Dezember 2016.“
Am 21. Mai 2017 wurden neun Personen von Armeeangehörigen einer Kaserne nahe Gimunu, 13 Kilometer außerhalb von Yei, entführt. Mitte Juni wurden ihre Leichen während einer polizeilichen Untersuchung entdeckt – die Opfer waren allem Anschein nach mit Macheten getötet worden. Bisher ist niemand für diese Tötungen zur Rechenschaft gezogen worden, was offenbar nicht ungewöhnlich ist in Fällen, in denen die Polizei versucht, die Tötung von Zivilist*innen durch Armeeangehörige zu untersuchen.
Regierungstruppen fallen offenbar häufig in Dörfer ein, um an der Bevölkerung Vergeltung für die Aktivitäten von Oppositionstruppen in derselben Gegend zu üben. Die Täter*innen müssen dafür mit keinerlei strafrechtlichen Konsequenzen rechnen.
Angehörige bewaffneter Oppositionsgruppen haben ihrerseits vorsätzlich Zivilist*innen getötet, die sie als Regierungsunterstützer*innen betrachten. Viele von ihnen gehören der ethnischen Gemeinschaft der Dinka an oder sind Geflüchtete aus den Nuba-Bergen.
Sexualisierte und geschlechtsspezifische Gewalt
Amnesty International dokumentierte einen starken Anstieg an Fällen von Entführung und Vergewaltigung von Frauen und Mädchen in der Region Äquatoria, seitdem die Kämpfe im Jahr 2016 eskalierten.