„Die Regierung von Präsident Maduro sollte das Recht auf Leben garantieren, statt marginalisierte Menschen zu kriminalisieren. Alle jungen, von Armut betroffenen Venezolaner*innen sollten nicht in der Angst leben müssen, dass die Polizei oder die Armee sie als Feind*innen betrachtet, die beseitigt werden müssen“, sagte Erika Guevara-Rosas.
Regierung verheimlicht Zahlen
2016 wurde in Venezuela die höchste Mordrate in der Geschichte des Landes gemessen: Mehr als 21.700 Menschen kamen aufgrund der unsicheren Lage im Land ums Leben. Amnesty International geht davon aus, dass alleine 2016 zwischen 65.000 und 87.000 Menschen Opfer von Gewalt wurden. Im Jahr 2017 bezifferte die venezolanische Regierung in einem Tweet die Mordrate im Land auf 62 pro 100.000 Menschen – jedoch klammerte sie dabei die von den Sicherheitskräften begangenen Tötungen völlig aus. Nichtregierungsorganisationen gehen von einer weit höheren Mordrate (89 auf 100.000) aus.
Hunderttausende fliehen vor Gewalt und Chaos
Eine Folge dieser massiven Menschenrechtskrise ist eine starke Zunahme der Anzahl jener Menschen, die aus dem Land geflüchtet sind: Laut Schätzungen der Vereinten Nationen haben seit 2014 2,3 Millionen Menschen Venezuela verlassen.
Amnesty International fordert den venezolanischen Staat auf, dafür zu sorgen, dass das Recht auf ein ordnungsgemäßes Gerichtsverfahren eingehalten wird und dass insbesondere Verfahrensverzögerungen und Schwachstellen im venezolanischen Strafrechtssystem beseitigt werden. Die Behörden müssen Straffreiheit in Zusammenhang mit Menschenrechtsverletzungen und Tötungsdelikten verhindern und dafür sorgen, dass Angehörige von Opfern eine faire Wiedergutmachung – inklusive angemessener Entschädigung, psychosozialer Betreuung und Garantien der Nichtwiederholung – erhalten.
Hintergrund
Amnesty International hat in Venezuela wiederholt auf gravierende Verletzungen der Rechte auf Gesundheit und Ernährung, auf die anhaltende Praxis politisch motivierter, willkürlicher Verhaftungen, auf Folter und andere grausame, unmenschliche oder entwürdigende Behandlung oder auf den Einsatz von Militärgerichten für Prozesse gegen Zivilist*innen hingewiesen.