Der Auslieferungsantrag der USA gegen Julian Assange beruht auf Anklagen, die direkt auf die Veröffentlichung von geheimen Dokumenten im Rahmen seiner journalistischen Arbeit mit WikiLeaks zurückzuführen sind. Die Veröffentlichung derartiger Informationen ist ein Grundstein der Medienfreiheit und des Rechts auf Zugang zu Informationen von öffentlichem Interesse. Diese Aktivitäten sind daher zu schützen und nicht zu kriminalisieren.
„Wenn Julian Assange strafrechtlich verfolgt wird, könnte dies in weiterer Folge auch das Recht auf Informationsfreiheit von uns allen beeinträchtigen. Etwa wenn Verleger*innen und Journalist*innen aus Furcht vor Vergeltungsmaßnahmen Selbstzensur betreiben“, sagt Annemarie Schlack.
Gezielte Kampagne gegen Julian Assange
In den USA wurde auf höchster Regierungsebene eine gezielte Kampagne gegen den WikiLeaks-Gründer geführt, wodurch sein Recht auf Unschuldsvermutung stark untergraben wurde und er Gefahr läuft, kein faires Gerichtsverfahren zu erhalten, kritisiert Nils Muižnieks, Europadirektor bei Amnesty International: „Die britische Regierung muss ihren völkerrechtlichen Verpflichtungen nachkommen und darf Personen nicht an ein Land ausliefern, in dem ihnen schwere Menschenrechtsverletzungen drohen würden.“
COVID-19: Sorge um körperliche & geistige Gesundheit
Amnesty International ist zusätzlich besorgt um die körperliche und geistige Gesundheit von Julian Assange, insbesondere vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie. Die Bedingungen in britischen Gefängnissen und Hafteinrichtungen sind unzulänglich. Britische Behörden müssen dringend Regeln für Sicherheit und Gesundheitsschutz umgesetzen, um das Risiko einer Ansteckung mit COVID-19 zu reduzieren, fordert Amnesty.
Hierbei ist darauf zu achten, dass die Rechte der Gefangenen und Inhaftierten gewahrt werden. Britische Behörden sollten Gefangene bzw. Inhaftierte, die schwere Vorerkrankungen aufweisen und daher einem besonderen Risiko ausgesetzt sind – wenn möglich – auf Kaution freilassen oder gänzlich aus der Haft entlassen.
Hintergrund
In den USA könnte Julian Assange auf der Grundlage von 18 Anklagen vor Gericht gestellt werden. 17 dieser Anklagepunkte werden unter dem Spionagegesetz (Espionage Act) und einer unter dem Cybergesetz (Computer Fraud and Abuse Act) erhoben. Darüber hinaus könnten ihm schwere Menschenrechtsverletzungen drohen wie zum Beispiel Haftbedingungen, die Folter und anderer Misshandlung gleichkommen. Dies schließt verlängerte Einzelhaft mit ein. Julian Assange ist der erste Verleger, der sich wegen Anklagen unter dem Spionagegesetz verantworten muss.