Die Behörden haben bisher die Namen von 57 Zivilist*innen genannt, die bei dem Angriff getötet wurden, darunter fünf Sozialarbeiter*innen, 13 junge Männer, die ihren Pflichtdienst als Gefängniswärter oder -verwalter ableisteten, sowie 36 weitere Gefängnismitarbeiter*innen – 30 Männer und sechs Frauen – und das Kind eines Sozialarbeiters. Nachdem die Behörden öffentlich kritisiert worden waren, weil sie die Identität der getöteten Gefangenen, ihrer Angehörigen und der Anwohner*innen nicht bekannt gegeben hatten, veröffentlichten sie am 14. Juli 2025 einen Bericht, in dem zwei Namen genannt wurden: Mehrangiz Imanpour, ein Anwohner, und Hasti Mohammadi, eine Frau, die ehrenamtlich Spenden für verschuldete Gefangene sammelte. Amnesty International hatte bereits den Namen von Mehrangiz Imanpour sowie die Namen eines Gefangenen, Masoud Behbahani, einer Verwandten des Gefangenen, Leila Jafarzadeh, und eines Passanten, Aliasghar Pazouki, die ebenfalls getötet wurden, überprüft.
Selbstbeschuldigende Eingeständnisse israelischer Beamt*innen
Innerhalb weniger Stunden nach dem Angriff brüsteten sich hochrangige israelische Beamt*innen in den sozialen Medien damit und bezeichneten ihn als „gezielten Schlag“ gegen ein „Symbol der Unterdrückung des iranischen Volkes“. Israels Verteidigungsminister Israel Katz erklärte auf X, dass die israelischen Streitkräfte mit „noch nie dagewesener Gewalt Ziele des Regimes und staatliche Repressionsorgane im Herzen Teherans, einschließlich des Evin-Gefängnisses“ angriffen.
Minuten später postete Außenminister Gideon Sa'ar auf X: „Wir haben den Iran immer wieder gewarnt: Hört auf, Zivilist*innen anzugreifen! Sie haben weitergemacht, auch heute Morgen. Unsere Antwort: [Es lebe die Freiheit...].“ Neben diesem Beitrag war ein Video zu sehen, das angeblich Überwachungskamera-Aufnahmen der Bombardierung des Gefängnistors zeigt. Eine Analyse des Videos durch Amnesty International zeigt, dass das Material digital manipuliert wurde, wahrscheinlich unter Verwendung eines alten Fotos des Gefängnistors. Das Video wurde zuerst auf persischsprachigen Telegram-Kanälen gepostet, aber Amnesty International konnte seine ursprüngliche Quelle nicht ausfindig machen.
Später am selben Tag bestätigte das israelische Militär in einer Erklärung, dass es einen „gezielten Angriff“ auf „das berüchtigte Evin-Gefängnis“ durchgeführt habe. Die Erklärung schien den Angriff damit zu rechtfertigen, dass dort „Feinde des Regimes“ festgehalten und gefoltert würden und dass in dem Gefängnis „Geheimdienstoperationen gegen den Staat Israel, einschließlich Gegenspionage“ durchgeführt würden. Das Verhör von Gefangenen, die der Spionage für Israel beschuldigt werden, oder die Anwesenheit von Geheimdienstmitarbeiter*innen auf dem Gelände des Gefängnisses machen die Strafvollzugseinrichtung selbst jedoch nicht zu einem legitimen militärischen Ziel im Sinne des humanitären Völkerrechts.