Regelbrecher und Weltveränderer
Kumi Naidoo (geb. 1965) kommt aus Südafrika und setzt sich bereits seit Jahrzehnten für soziale Gerechtigkeit ein. In Durban geboren, trat er bereits mit 15 Jahren als Aktivist in Erscheinung, als er eine Protestveranstaltung gegen Apartheid organisierte, wegen der er von der Schule ausgeschlossen wurde.
Daraufhin wurde er stark in seiner örtlichen Gemeinschaft aktiv und organisierte Massenveranstaltungen gegen das Apartheidregime. Mit 21 Jahren musste sich Kumi Naidoo vor Gericht verantworten – man warf ihm vor, die Regeln des Ausnahmezustands verletzt zu haben. Er sah sich gezwungen, unterzutauchen, und ging dann ins britische Exil. Dort blieb er, bis Nelson Mandela freikam und die Befreiungsbewegungen wieder erlaubt wurden.
Mit dem Niedergang des Apartheidregimes kehrte er 1990 nach Südafrika zurück, um mit dem African National Congress zusammenzuarbeiten. Dort wandte er sich einem Herzensprojekt zu: Bildung, genau genommen Alphabetisierungskampagnen für Erwachsene und Wählerschulungen, um Menschen zu stärken, die historisch und systematisch entrechtet wurden.
Kumi Naidoo bewies sich in vielerlei Hinsicht als starke Führungsperson, doch es war seine Rolle als Geschäftsführer von Greenpeace International, die ihm einen Ruf als unerschrockener Aktivist einbrachte, der auch vor zivilem Ungehorsam nicht zurückschreckt. 2011 wurde er festgenommen, weil er aus Protest gegen Ölbohrungen in der Arktis auf eine Ölplattform in Grönland geklettert war, um eine Petition zu übergeben. Ein Jahr später besetzte er eine Ölplattform in der Barentssee in der russischen Arktis.
Zuletzt widmete er sich als Mitbegründer und vorläufiger Vorsitzender der Organisation Africans Rising for Justice, Peace, & Dignity. Die Gruppe hat sich mit Gewerkschaften, Glaubensgemeinschaften und der Zivilgesellschaft zusammengeschlossen und möchte etwas an der Tatsache ändern, dass die Menschen in Afrika trotz des Wirtschaftswachstums auf dem gesamten Kontinent keinen Anteil an diesem größeren Wohlstand und Einfluss spüren.
Ein Brief, den Nelson Mandela 1962 an Amnesty International schrieb und in dem er der Organisation dafür dankte, einen Vertreter zur Beobachtung seines Gerichtsverfahrens geschickt zu haben, inspirierte Kumi Naidoo dazu, sich für die Rolle des Generalsekretärs zu bewerben.
Am Abend vor dem Antritt seiner neuen Position bei Amnesty International ging er zum ersten Mal wieder dahin zurück, wo seine Geschichte begann: die Sekundarschule Chatsworth in Durban, aus der er 1980 ausgeschlossen worden war.
Bei der morgendlichen Schulversammlung wandte sich Kumi Naidoo mit folgenden Worten an die jungen Leute: „Lasst euch nicht einreden, dass eure Stimme nichts zählt, und wartet nicht bis morgen, um für eine Sache einzustehen, denn wenn ihr wartet, wird es kein Morgen geben. Und denkt daran, dass der Einsatz für Menschen das größte Glück mit sich bringt.“