Der heute in Brüssel vorgestellte Bericht „Lives adrift: Refugee and migrants in peril in the central Mediterranean” dokumentiert die Ergebnisse von drei Recherchereisen im Sommer 2014 nach Italien und Malta. Dabei wurde auch ein Boot der italienischen Marine begleitet. Interviews mit Überlebenden, Experten und Behörden zeigen die Gefahren, die jene erwarten, die vor Krieg, Verfolgung und Armut über das Mittelmeer fliehen.
„Die Rechnung ‘Wenn wir nur abschreckend genug sind, dann kommt auch niemand mehr‘ geht nicht auf. Sie übersieht, dass diesen Menschen nur das nackte Überleben geblieben ist. die Abschottung der Landgrenzen im Südosten Europas treibt verzweifelte Menschen aufs Meer hinaus. Wer nichts zu verlieren hat, den werden auch desolate Boote nicht abschrecken“, sagt Heinz Patzelt, Generalsekretär von Amnesty International Österreich.
2014 haben bereits mehr als 130.000 Menschen das europäische Festland erreicht. Die meisten von ihnen wurden von der italienischen Marine gerettet, statistisch überlebt jeder 51. Flüchtling oder Migrant die Überfahrt nicht. „Mehr als 2500 Menschen sind seit Beginn des Jahres auf dem Weg von Nordafrika nach Europa ertrunken oder verschwunden. Europa darf diese Tragödie, die sich in unserem Meer abspielt, nicht ignorieren! Die Europäische Union muss mehr Such- und Rettungsaktionen für das Mittelmeer bereitstellen. Schiffe, die die Aufgabe haben Menschenleben auf hoher See zu retten und die auch entsprechend ausgerüstet sind,“ sagt Patzelt.
Der Bericht identifiziert strukturelle Schwachstellen der Seenotrettung im Mittelmeer und fordert für Menschen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen, sichere und legale Wege nach Europa. Dies kann durch Resettlement-Programme, Hilfe bei Familienzusammenführung und humanitäre Aufnahmeprogramme geschehen. Weiters wird eine grundlegende Reform des Dublin Abkommens gefordert, um EU-weit wirksame Aufnahme und Verteilungsregeln sicherzustellen.