Australien und USA: Missbräuchliche Maßnahmen verschärfen Situation
Die psychologischen Bedürfnisse von Geflüchteten, von denen viele furchtbares Leid erfahren haben, können sehr von denen der übrigen Bevölkerung abweichen. Doch anstatt das Wohlergehen von Menschen auf der Flucht und Migrant*innen, die vielfach Rassismus, Feindseligkeit, Armut und Arbeitslosigkeit erleben, im Blick zu haben, verfolgen viele Regierungen Maßnahmen und Praktiken, die eine nachweislich schädliche Wirkung auf die psychische Gesundheit der Betroffenen haben.
So führte zum Beispiel die in Australien willentlich eingeführte Strafmaßnahme – Asylsuchende auf dem Inselstaat Nauru zu inhaftieren – zu einer hohen Zahl an Selbstmordversuchen und Selbstverletzungen. In den USA hat Amnesty International dokumentiert, wie die Politik der Trennung von Familien so großes psychisches Leid bei den Betroffenen verursacht, dass dies Folter gleichkommt.
Mangel an Daten veranschaulicht Vernachlässigung
Es gibt nur sehr wenige aktuelle Zahlen über die Verfügbarkeit von psychologischen Diensten für Geflüchtete und Migrant*innen. Das ist ein Problem an sich, da es gegen die Pflicht von Staaten verstößt, zugängliche psychologische Dienste für alle bereitzustellen. Dies veranschaulicht, wie sehr die psychologischen Bedürfnisse von Geflüchteten und Migrant*innen vernachlässigt werden. Die Informationen, die vorliegen, belegen, wie völlig unzureichend die Leistungen sind.
Die große Mehrzahl (85%) der Geflüchteten weltweit lebt in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen. Das jährliche pro-Kopf-Mittel für die Finanzierung aller psychologischen Dienste in diesen Ländern ist in höchstem Maße unangemessen und rangiert zwischen 0,02 US-Dollar in Niedriglohnländern und 1,05 US-Dollar in Ländern mit mittleren Einkommen im unteren Bereich. Außerdem unterstützen Länder mit hohem Einkommen weniger gut bestellte Nationen nicht in ihren Bemühungen, ihrer Bevölkerung psychologische Dienstleistungen bereitzustellen.
Zwischen 2007 und 2013 wurde nur ein Prozent des weltweiten Budgets für internationale Gesundheitshilfe für die psychische Gesundheit ausgegeben. Dazu kommt, dass viele Länder es am Einwanderungsstatus festmachen, ob eine Person Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen erhält und auf diese Weise den Zugang dazu für Geflüchtete und Migrant*innen weiter erschweren.