Staatliche Gewalt
Der Amnesty-Bericht untersucht Gesetze, politische Maßnahmen und Handlungen der Polizei sowie anderer Einheiten mit Polizeibefugnissen. Er beschreibt zahlreiche Beispiele für staatlichen Machtmissbrauch unter dem Vorwand, die öffentliche Gesundheit schützen zu wollen. Polizeieinsätze in Verbindung mit der Pandemie haben in zahlreichen Ländern zu Verletzungen und Todesfällen geführt, zum Beispiel bei der Durchsetzung von Ausgangssperren und Lockdowns. Anderswo kam es zu rechtswidrigen Abschiebungen, Zwangsräumungen und aggressiven Maßnahmen gegen friedliche Protestierende, bei welchen die Regierungen die Pandemie als Grund vorgaben, um die Menschenrechte angreifen und abweichende Stimmen zum Schweigen bringen zu können.
Auch massenhafte und willkürliche Festnahmen durch die Ordnungskräfte werden im Bericht dokumentiert. So wurden beispielsweise in der Dominikanischen Republik zwischen dem 20. März und 30. Juni etwa 85.000 Menschen von der Polizei festgenommen, weil sie sich nicht an die Ausgangssperre gehalten haben sollen. In der Türkei wurden zwischen März und Mai Berichten zufolge 510 Menschen festgenommen, weil man sie wegen des „Teils provokativer Coronavirus-Posts“ in den Sozialen Medien befragen wollte. Dies ist ein Verstoß gegen die Meinungsäußerungsfreiheit.
In einigen Ländern legten Sicherheitskräfte bei der Durchsetzung von Covid-19-Bestimmungen diskriminierende und rassistische Haltungen an den Tag. Ganz besonders betroffen sind Angehörige marginalisierter Gruppen wie zum Beispiel Flüchtlinge, Asylsuchende, Migrant*innen, LGBTI* sowie Sexarbeitende und obdachlose Menschen.