Umwandlung von Wald in landwirtschaftliche Nutzfläche ist gängige Praxis
Viehzüchter*innen und grileiros – Privatpersonen, die sich illegal Land aneignen – folgen einer weit verbreiteten Vorgehensweise zur Umwandlung tropischen Regenwaldes in Weideland. Waldflächen werden gekennzeichnet, Bäume gefällt, und dann wird Feuer gelegt (oft mehrfach im gleichen Gebiet), um auf dem Brachland anschließend Weidegras für Rinder zu säen.
Der Bau neuer Straßen und das Auftauchen von Waldarbeiter*innen-Camps im Schutzwald sind erste Anzeichen dafür, dass dieser Prozess begonnen hat. Amnesty International hat das hohe Aufkommen derartiger Aktivitäten im indigenen Gebiet Uru-Eu-Wau-Wau in Rondônia dokumentiert. Große Teile dieses Gebiets liegen im Nationalpark Pacaás Novos. Einem Angehörigen des brasilianischen Umweltministeriums zufolge sind dort seit 2017 mehr als 40 km an neuen Straßen entstanden.
Ein weiteres Anzeichen dafür, dass illegal operierende Farmer*innen und grileiros versuchen, Land zu vereinnahmen, ist das Absperren und Niederbrennen großer Teile des Waldes. Amnesty International hat am 23. August Drohnenaufnahmen entsprechender Aktivitäten im indigenen Gebiet der Manoki in Mato Grosso aufgenommen.
Wie die Manoki Amnesty International erklärten, waren diese Aktivitäten Teil verstärkter Bemühungen seitens der Viehzüchter*innen, geschützten Wald zu vernichten und das Land in Weideland umzuwandeln. Amnesty International konnte an mindestens sechs verschiedenen Orten auf Manoki-Gebiet weidende Rinder beobachten.
Die Analyse von Satellitenbildern und per Fernerkundung erfasster Branddaten ergab ein klares Muster: In zahlreichen Fällen zeigten die Satellitenbilder, dass die Gebiete, in denen es zu Landnahmen und Bränden gekommen war, neben Gebieten lagen, in denen Rinder sich offensichtlich frei auf geschütztem Land bewegten. In einigen Fällen waren Pfade erkennbar, auf denen Rinder offenbar durch vor kurzem abgebrannte Bereiche gelaufen waren.