Amnesty fordert auch, dass die Rechte der Betroffenen bei der Untersuchung und Verfolgung internationaler Verbrechen im Vordergrund stehen und alle Justizmechanismen die Überlebenden in den Mittelpunkt stellen.
Ruf nach Verantwortung entlang der gesamten Befehlskette
Außergerichtliche Hinrichtungen in internationalen bewaffneten Konflikten sowie wahllose und unverhältnismäßige Angriffe, die in krimineller Absicht durchgeführt werden, stellen ganz klar Kriegsverbrechen dar. Amnesty fordert eine strafrechtliche Verantwortung aller Personen, die für Kriegsverbrechen verantwortlich sind: „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass alle Verantwortlichen, auch diejenigen an der Spitze der Befehlskette, vor Gericht gestellt werden“, so Agnès Callamard. Nach der Doktrin der Befehlsverantwortung sollten auch Vorgesetzte – einschließlich Befehlshaber*innen und zivile Führungskräfte wie Minister*innen und Staatsoberhäupter – strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden, wenn sie von den Kriegsverbrechen ihrer Streitkräfte wussten oder gewusst haben müssen, aber nicht versucht haben, diese zu stoppen oder die Verantwortlichen zu bestrafen.
Augenzeugenberichte
Während der zwölftägigen Recherchen befragte Amnesty International Einwohner*innen von Butscha, Borodjanka, Novyi Korohod, Andrijiwka, Zdvyzhivka, Worsel, Makariw und Dmytrivka und besuchte mehrere Orte, an denen Massentötungen stattgefunden hatten. Amnesty Mitarbeiter*innen sprachen mit insgesamt 45 Personen, die entweder direkte Zeug*innen der rechtswidrigen Tötungen ihrer Verwandten und Nachbar*innen durch russische Truppen waren oder aus erster Hand davon wussten. Außerdem sprachen sie mit 39 weiteren Personen, die Luftangriffe auf Wohngebäude entweder direkt miterlebt oder aus erster Hand davon erfahren hatten.
Viele dieser detaillierten Augenzeugenberichte sind in dem aktuellen Bericht von Amnesty International zu finden.