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Weltklimarat-Bericht: Globale Erwärmung wird 1,5°C Grenzwert überschreiten – beschleunigter Ausstieg aus fossilen Brennstoffen notwendig

21. März 2023

Der gestern veröffentlichte Bericht des Klimarats (IPCC, Intergovernmental Panel on Climate Change der Vereinten Nationen) warnt davor, dass die globale Erwärmung in diesem Jahrhundert ohne drastische und sofortige Senkung der Treibhausgasemissionen den vereinbarten Grenzwert von 1,5°C überschreiten wird. Amnesty International fordert, dass der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen beschleunigt werden muss.

Diese wissenschaftlich fundierte IPCC-Bewertung macht deutlich, dass ohne grundlegende Änderungen in unserem Ansatz zur Bekämpfung des Klimawandels der Grenzwert von 1,5 °C Erderwärmung weit verfehlt werden wird, was katastrophale Folgen für die Menschen auf der ganzen Welt haben wird.

Chiara Liguori, Klimaexpertin bei Amnesty International

"Ohne sofortiges, geschlossenes Handeln ist es nicht mehr möglich, den globalen Anstieg auf 1,5˚C in diesem Jahrhundert zu begrenzen. Derzeit steuern wir auf einen Anstieg von fast 3°C zu. Die Auswirkungen der Untätigkeit zeigen sich bereits in Form von extremeren Wetterereignissen, die oft diejenigen am härtesten treffen, die am wenigsten für den massiven Verbrauch fossiler Brennstoffe verantwortlich sind, der diese Krise verursacht hat," sagt Chiara Liguori, Klimaexpertin bei Amnesty International sagt weiter:

3,6 Milliarden Menschen weltweit gefährdet

Schwerere Dürren, katastrophale Überschwemmungen, immer heftigere Stürme und der steigende Meeresspiegel fordern jedes Jahr Tausende von Todesopfern und zwingen immer mehr Menschen, ihr Zuhause zu verlassen. In Südamerika, wo derzeit Waldbrände wüten, wurden in diesem Jahr bereits Hitzerekorde gebrochen. Die indische Regierung hat nach dem heißesten Februar seit 1901 eine Katastrophenmanagement-Sitzung einberufen. Der IPCC-Bericht schätzt, dass bis zu 3,6 Milliarden Menschen weltweit durch die Klimakrise gefährdet sind.

Die Folgen der globalen Erwärmung für die Ökosysteme und die biologische Vielfalt, die auch für die Gesundheit und das Wohlergehen der Menschen von entscheidender Bedeutung sind, sind ebenso klar. Die Zerstörung der Korallen im Meer ist bereits im Gange, da sich die Ozeane erwärmen, wodurch das Überleben von Hunderten von Millionen Menschen, die von der Fischerei abhängig sind, gefährdet ist. Die Hälfte aller Arten weltweit ist zur Abwanderung gezwungen, und das Aussterben beschleunigt sich rapide.

Es darf keine Ausreden mehr geben. Die Staaten müssen alle betroffenen Interessensgruppen einbeziehen und sofortige politische und gesetzliche Änderungen beschließen, um den Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen zu beschleunigen und eine dringende und gerechte Energiewende zu vollziehen.

Chiara Liguori, Klimaberaterin von Amnesty International sagt weiter:

Bei der Energiewende ist der Schutz der Menschenrechte zentral sowie der Schutz indigener Völker und jener Gemeinschaften, die derzeit von der auf fossilen Brennstoffen basierenden Wirtschaft abhängig sind," sagt Chiara Liguori.

Ausstieg aus Nutzung und Produktion fossiler Brennstoffe

Amnesty International unterstützt die weit verbreitete Forderung nach einem rechtsverbindlichen Vertrag über die Nichtverbreitung fossiler Brennstoffe und fordert die Regierungen auf, sich bei den Klimaverhandlungen auf der COP28 in diesem Jahr ebenfalls auf einen raschen Ausstieg aus der Nutzung und Produktion aller fossilen Brennstoffe zu einigen.

"Technologien zur Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoff oder zur Entfernung von Kohlenstoff aus der Atmosphäre sind nicht die Antwort auf die Reduzierung der Treibhausgasemissionen. Die meisten sind entweder unwirksam oder unerprobt, aber für die fossilen Brennstoffunternehmen, die den Planeten weiter verschmutzen, sind sie ein nützliches Ablenkungsmanöver, das es ihnen ermöglicht, so zu tun, als sei eine Lösung für das Klima in Sicht," sagt Chiara Liguori und sagt weiter:

Echte Veränderungen sind möglich. Es gab bedeutende Fortschritte bei den erneuerbaren Energien, die die weltweite Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen erheblich verringern können.

Chiara Liguori, Klimaberaterin von Amnesty International

"Die Erkenntnis, dass eine bessere Energieeffizienz und der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs entscheidend sind, wird uns auf einen nachhaltigeren Weg bringen. Das Investitionspotenzial ist vorhanden, um bis 2050 ganze Energiesysteme aufzubauen, die vollständig auf erneuerbaren Energien basieren," sagt Chiara Liguori und sagt weiter: "Diese Fortschritte werden jedoch für die Eindämmung der Schäden am Klimasystem möglicherweise bedeutungslos sein, wenn die weltweite Produktion und Nutzung fossiler Brennstoffe nicht drastisch eingeschränkt wird. Die wohlhabenden Staaten müssen außerdem ihre Finanzmittel deutlich aufstocken, um Länder mit geringerem Einkommen beim Ausbau erneuerbarer Energien und bei der Einführung von Anpassungsmaßnahmen zur Bewältigung des Klimawandels zu unterstützen und die Menschen für die Verluste und Schäden, die sie erleiden, angemessen zu entschädigen.

Besorgniserregende Ergebnisse des IPCC-Berichts

Der IPCC, dem 195 Mitgliedstaaten angehören, ist das führende internationale Gremium und wurde gegründet, um eine objektive wissenschaftliche Grundlage für die Analyse der Auswirkungen des Klimawandels auf natürliche und menschliche Systeme zu schaffen. Der heute im schweizerischen Interlaken veröffentlichte Synthesebericht fasst die Erkenntnisse aus mehreren Studien zusammen, die seit 2018 durchgeführt wurden, und ist der erste seiner Art seit 2014.

Der Bericht gilt weithin als unverzichtbar für die Information von Regierungen und politischen Entscheidungsträger*innen über den aktuellen und zukünftigen Zustand des Weltklimas und die notwendigen Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise.

Der Bericht prognostiziert, dass die 1,5°C-Grenze noch vor 2035 überschritten werden könnte. Dem Bericht zufolge müssen die Treibhausgasemissionen bis 2030 um fast die Hälfte gesenkt werden, um den Grenzwert von 1,5 °C zu erreichen oder zu unterschreiten, wobei weitere Senkungen folgen sollen. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur wird die jährliche weltweite Öl- und Gasproduktion bis 2030 jedoch voraussichtlich steigen.

Der IPCC stellt unmissverständlich fest, dass Treibhausgase, die vor allem durch die Nutzung fossiler Brennstoffe erzeugt werden, eine globale Erwärmung in noch nie dagewesenem Ausmaß verursachen, und dass das letzte Jahrzehnt das wärmste der letzten 125.000 Jahre war.

Diese haben bereits "erhebliche Schäden und zunehmend unumkehrbare Verluste" für Natur und Menschen verursacht.

Er erkannte auch die unterschiedlichen Auswirkungen des Klimawandels an, die durch historische und andauernde Muster der Ungerechtigkeit wie etwa den Kolonialismus verursacht werden, insbesondere für viele indigene Völker und marginalisierte Gemeinschaften. Der IPCC hat auch hervorgehoben, wie die Priorisierung von Gleichheit, Klimagerechtigkeit, sozialer Gerechtigkeit, Inklusion und gerechten Übergangsprozessen die Bemühungen zur Emissionsreduzierung beschleunigen und zu einer klimaresistenten Entwicklung führen kann.

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