Loading...
© Amnesty International

news © Amnesty International

Was sind Menschenrechte?

27. Dezember 2018

Eine große Frage, die gestellt werden muss. Anlässlich des 20. Jahrestags der UN-Erklärung über Menschenrechtsverteidiger*innen trafen sich Ende 2018 in Paris Aktivist*innen aus aller Welt zum Human Rights Defenders World Summit. Wir haben elf bekannte Aktivist*innen gefragt, was ihrer Meinung nach Menschenrechte ausmacht. Hier sind ihre Antworten.

ANIELLE FRANCO, BRASILIEN

Anielle Franco ist Lehrerin, Journalistin und Aktivistin. Sie ist die Schwester der im März 2018 ermordeten Menschenrechtsverteidigerin und Politikerin Marielle Franco. Anielle Franco kämpft für die lückenlose Aufklärung des Mordes an ihrer Schwester. Sie ist fest entschlossen Gerechtigkeit einzufordern und den Rassismus und die Herausforderungen, vor denen schwarze Frauen in Brasilien stehen, nicht hinzunehmen.

© Amnesty International

Anielle Franco, Menschenrechtsverteidigerin

Menschenrechte bieten uns die Möglichkeit, für die Werte einzustehen, die wirklich zählen. Liebe und Bildung machen für mich den Kern der Menschenrechte aus. Liebe und Bildung können uns vor vielen Dingen retten.

Anielle Franco, Menschenrechtsverteidigerin aus Brasilien

Menschenrechte bieten uns die Möglichkeit, für die Werte einzustehen, die wirklich zählen. Liebe und Bildung machen für mich den Kern der Menschenrechte aus. Liebe und Bildung können uns vor vielen Dingen retten.

Marielle und ich sind geborene Menschenrechtsverteidigerinnen. Wir hatten keine Wahl. Wir sind in den Armenvierteln aufgewachsen und die waren gefährlich. Männer töten dort regelmäßig ihre Frauen. Es war uns unmöglich, Zeuginnen solcher Taten zu werden, ohne etwas dagegen zu tun. Wir wussten, dass wir handeln müssen.

Ich habe viel von meiner Schwester Marielle gelernt, seitdem ich ein Teenager war. Als ich mit 16 Jahren in die USA gegangen bin, sagte sie zu mir: „Wir werden immer für irgendetwas kämpfen müssen – ganz gleich, wohin wir gehen.“ Sie vermittelte mir ein Gefühl für Gerechtigkeit und deshalb trat ich der National Coalition of 100 Black Women bei und absolvierte eine Ausbildung zur Journalistin. Währenddessen kämpfte Marielle in Brasilien für versc hiedene Anliegen. Und unabhängig davon, wo ich mich gerade befand, unterstützte ich sie immer. Es war unglaublich zu sehen, wie sie sich zu der beeindruckenden Frau entwickelte, die sie bis zuletzt war. Sie hat sich für Gerechtigkeit eingesetzt, bis zu dem Tag, an dem sie getötet würde.

In Brasilien eine schwarze Frau zu sein, ist unglaublich schwer. Wir sind die marginalisierteste Gruppe. Ich bin mir dessen bewusst und es macht mir Angst. Ich weiß nicht, was als nächstes passieren wird. Ich weiß nur, dass man versuchen wird, uns zum Schweigen zu bringen, aber das darf uns nicht daran hindern, gemeinsam weiterzumachen. Wir werden diesen Kampf nicht aufgeben.

Eva Lewis, USA

Eva Lewis, 19 Jahre, ist Menschenrechtsaktivistin und Künstlerin aus dem Süden Chicagos. Sie ist die Gründerin und Geschäftsführerin von The I Project.

Eva Lewis, Menschenrechtsverteidigerin

Menschenrechte sind das Werkzeug, das wir brauchen, um eine nachhaltige Welt aufzubauen. Ohne Werkzeug kann nichts gebaut werden.

Eva Lewis, Menschenrechtsverteidigerin aus den USA

Menschenrechte sind das Werkzeug, das wir brauchen, um eine nachhaltige Welt aufzubauen. Ohne Werkzeug kann nichts gebaut werden. Der Süden Chicagos ist für mich wie ein Aquarium. Es gibt unzählig viele Fische und eine Sorte Fischnahrung für alle von ihnen. Weil die einzelnen Menschen nicht ihre eigenen kleinen Aquarien bauen können, leben sie alle zusammen in dem einen Großen. Doch es würde jedem von ihnen im eigenen Aquarium besser gehen. Menschenrechte sind das Werkzeug, das wir brauchen, um unsere eigenen kleinen Aquarien bauen zu können.
Als schwarze Frau bin ich in einem Land großgeworden, das nicht darauf ausgelegt war, mir gute Chancen zu bieten. Besonders im Süden Chicagos spürte ich das sehr stark. Einige meiner Familienmitglieder waren Mitglieder in Gangs; andere wurden von anderen Schwarzen unterdrückt.

Ich wusste, um dort rauszukommen, brauchte ich Ressourcen, wie z.B. eine gute Bildung. Meine Mutter schaffte es, dass ich eine gute Ausbildung erhielt, aber es war nicht einfach. Jeden Morgen stand ich um 5 Uhr auf, um zur Schule zu gehen. Ich schlief jede Nacht nur vier bis fünf Stunden, doch ich hatte keine Wahl, denn in meiner Gegend gab es keine guten Schulen.

Die Schule im Norden Chicagos, die ich besuchte, prägte mich als Menschenrechtsaktivistin. Ich verstand dort schnell, dass es in den USA in Sachen Bildung nicht um Gleichberechtigung geht, sondern um Geld. Ich sah es als meine Pflicht, das nicht einfach hinzunehmen und meine Stimmte zu erheben. Auf diese Schule gehen zu können, war für mich ein erworbenes Privileg, und ich musste über die Schwierigkeiten sprechen, mit denen meine Leute konfrontiert sind. Indem ich meine Stimme erhob, habe ich die Fähigkeiten erworben, um Aktivistin zu sein.

Heute besuche ich eine der angesehenen Unis der USA. Ich unterstütze ein Team junger schwarzer Frauen aus marginalisierten Kommunen, die gegen Unterdrückung kämpfen. Außerdem habe ich die gemeinnützige Einrichtung The I Project gegründet. Es ist eine „Aktivismus durch Kunst“-Initiative und ich bin wirklich stolz darauf.

Fred Bauma, Demokratische Republik Kongo

Fred Bauma ist der Leiter der Jugendorganisation LUCHA, die sich für soziale Gerechtigkeit, Menschenrechte, Demokratie und Veränderung in der Demokratischen Republik Kongo einsetzt. Im März 2015 war er festgenommen worden und verbrachte 18 Monate in Haft, immer in Gefahr, zum Tode verurteilt zu werden. Auf internationalen Druck, darunter auch die Stimmen von Hundertausenden Amnesty Unterstützer*innen, die seine Freilassung forderten, kam Fred 2016 frei.

Fred Bauma, Menschenrechtsverteidiger

Für mich sind Menschenrechte einfach. Es sind die Dinge, die dich dazu bringen, dich als Mensch zu fühlen und jemand anderen als so menschlich wie dich selbst zu betrachten. Diese Dinge sind nicht von Gesetzen oder von den Vereinten Nationen bestimmt. Es sind Zuwendung, Anteilnahme und Mitgefühl.

Fred Bauma, Menschenrechtsverteidiger aus der Demokratischen Republik Kongo

Für mich sind Menschenrechte einfach. Es sind die Dinge, die dich dazu bringen, dich als Mensch zu fühlen und jemand anderen als so menschlich wie dich selbst zu betrachten. Diese Dinge sind nicht von Gesetzen oder von den Vereinten Nationen bestimmt. Es sind Zuwendung, Anteilnahme und Mitgefühl.

In meiner Kindheit und Jugend sah ich sehr viel Gewalt. Die Menschen in meinem Land litten und fühlten sich machtlos. Viele waren aus ihren Heimatorten vertrieben worden, genau wie ich. So eine Situation wünschte ich niemanden und wusste, dass sich etwas ändern musste. Deshalb wurde ich Menschenrechtsaktivist.

Die erste Herausforderung, der ich mich stellen musste, war die Gewalt und die Unterdrückung durch die Regierung. Ich selbst und meine Familie sind jeden Tag davon betroffen. Nachdem sie mich festgenommen hatten, wurde ich als Gefahr eingestuft. Außer meiner Familie und meinen Freunden fingen die Menschen um mich herum an, sich anders mir gegenüber zu verhalten – sie leugneten sogar, mich zu kennen. Und obwohl meine Familie und meine Freunde auch davon betroffen waren, stellten sie sich mutig an meine Seite.

Langsam beginnen die Menschen in meinem Land ohne Angst ihre Meinung zu sagen. Das macht mich unglaublich Stolz. Der Druck ist nicht verschwunden, er ist immer noch da, aber wenigstens sind wir uns der Macht bewusst, die wir als Volk haben können. Die wichtigste Errungenschaft wird für mich sein, den Menschen der Demokratischen Republik Kongo ihre Stimme und ihre Macht zurückzugeben.

Vitalina Koval, Ukraine

Vitalina Koval ist eine Frauenrechts- und LGBTI-Aktivistin in der Ukraine. Sie hat mit anderen Aktivist*innen einen sicheren Ort für die LGBTI-Community geschaffen und setzt sich für Respekt und ein friedliches Miteinander ein.

Vitalina Koval, Menschenrechtsverteidigerin

Die Menschenrechte sind für mich Grundwerte. Sie bilden die Grundlage für eine offene und inklusive Gesellschaft.

Vitalina Koval, Menschenrechtsverteidigerin aus der Ukraine

Die Menschenrechte sind für mich Grundwerte. Sie bilden die Grundlage für eine offene und inklusive Gesellschaft.
Ich outete mich im Alter von 25 Jahre als Lesbe. Danach merkte ich, dass ich nichts mehr verstecken musste. Ich wollte für die Rechte der LGBTI-Community und die Rechte von Frauen kämpfen. Und nachdem ich an der Ukrainischen Revolution teilgenommen hatte, wusste ich, ich bin eine Menschenrechtsverteidigerin. Zwei Wochen lang ging ich auf die Straße, auf den Maidan in Kiew. Diese Zeit prägte mich als Menschenrechtsaktivistin.

In der Ukraine gibt es heute zwei entscheidende Probleme und zwei Gründe, warum wir uns weiter einsetzen müssen. Das erste Problem ist der Aufstieg radikaler rechter Gruppen in den letzten Jahren. Wir als Menschenrechtsverteidiger*innen müssen ihnen entgegenwirken und uns gegenseitig schützen. Das zweite Problem ist das Versagen seitens der Polizei, Verbrechen gegen Aktivist*innen aufzuklären und die verantwortlichen Personen zur Rechenschaft zu ziehen. Wenn Täter*innen das Gefühl bekommen, dass ihre Angriffe keinerlei Konsequenzen für sie haben und sie ohne Strafe davon kommen, dann werden sie umso mehr Gewalt ausüben. Wir müssen mit der Strafverfolgung zusammenarbeiten, um eine Gesetzgebung gegen Hassverbrechen zu entwickeln.

Dass ich mich als lesbisch geoutet habe, war mein persönlicher Sieg – ich wollte mich nicht länger verstecken. Auch als Lesbe habe ich die gleichen Rechte wie jeder andere. Ich verdiene es auch, glücklich und frei zu leben.

Dr. Mudawi Ibrahim Adam, Sudan

Der Ingenieur Mudawi Ibrahim Adam deckt seit Jahren Menschenrechtsverletzungen in Dafur auf. Bereits mehrere Male war er wegen seiner Menschenrechtsarbeit in Haft.

Dr. Mudawi Ibrahim Adam, Menschenrechtsverteidiger

Für mich sind die Menschenrechte Gleichberechtigung, Gerechtigkeit, das Recht, uns zu organisieren und ohne Unterdrückung zu leben. Dazu gehört das Recht auf Leben. Das Recht auf Nahrung. Das Recht auf Wohnen.

Dr. Mudawi Ibrahim Adam, Menschenrechtsverteidiger aus dem Sudan

Schon als Kind hasste ich Ungerechtigkeit. Ich wollte Menschen in Not helfen. Ich stellte mich gegen alles Unrecht und so wurde ich ein Menschenrechtsaktivist. Der Sudan ist ein sehr vielfältiges Land, mit Menschen vieler verschiedener Kulturen und Religionen. Ich kämpfte gegen Armut und Menschenrechtsverletzungen an und für Gleichberechtigung. Es war ein harter Kampf. Teile meines Lebens verbrachte im Gefängnis und wurde meiner Freiheit beraubt. Aber ich bin stolz auf das, was ich erreicht habe – besonders auf den Einfluss, den ich auf die jungen Menschen im Land hatte und auf ihre Entschlossenheit, ihre Rechte einzufordern.

Lolita Chavez, Guatemala 

Aura Lolita Chávez Ixcaquic, auch bekannt als Lolita, ist eine Frauenrechtsaktivistin und indigene Sprecherin in Guatemala, die im Kampf um ihr angestammtes Land an vorderster Front steht.

Lolita Chavez, Menschenrechtsverteidigerin

Für mich sind die Menschenrechte Gerechtigkeit, Freiheit und der richtige Weg, um gemeinsam und in Frieden auf dieser Welt zu leben. Aber geht es in diesem Kampf nicht nur um Menschen, sondern auch um die Natur, Berge und Flüsse.

Lolita Chavez, Menschenrechtsverteidigerin aus Guatemala

Ich wurde Menschenrechtsverteidigerin, weil meine Mutter eine war. Mein Dorf wurde bedroht und ich wusste, dass ich es verteidigen muss. Es gibt immer noch Unternehmen, die uns unser Land wegnehmen wollen – gegen Geld. Ich habe mich dagegen ausgesprochen und nun kann ich nicht mehr zurück in mein Dorf. Mir wurde gedroht, dass man mich ermordet und ich wurde beschuldigt, Straftaten begangen zu haben, die ich nicht begangen habe.

Maria Munir, Großbritannien

Die Menschenrechtsverteidigerin Maria Munir spricht öffentlich zu Themen wie Transgenderrechte und Diskriminierung aufgrund der Geschlechtsidentität.

Maria Munir, Menschenrechtsverteidigerin

Menschenrechte sind jene Freiheiten, die alle gleichermaßen haben sollten, um eine faire Chance im Leben zu bekommen. Es sind die grundlegenden Dinge, die das Fundament zum Leben bilden, dazu gehören z.B. sanitäre Anlagen und Wohnraum. Wenn wir in diesem Sinne über die Menschenrechte sprechen, werden sie zu etwas, mit dem sich jeder einzelne Mensch identifizieren kann und die jeder Mensch versteht.

Maria Munir, Menschenrechtsverteidigerin aus Großbritannien

Die Menschenrechte sind jene Freiheiten, die alle gleichermaßen haben sollten, um eine faire Chance im Leben zu bekommen. Es sind die grundlegenden Dinge, die das Fundament zum Leben bilden, dazu gehören z.B. sanitäre Anlagen und Wohnraum. Wenn wir in diesem Sinne über die Menschenrechte sprechen, werden sie zu etwas, mit dem sich jeder einzelne Mensch identifizieren kann und die jeder Mensch versteht. Es hilft dabei, die Vorstellung auszuräumen, dass Menschenrechte nur woanders von Bedeutung sind. Tatsache ist aber, dass die Menschenrechte jedem einzelnen Menschen zustehen.

Mir war die Bedeutung der Gleichberechtigung schon immer klar. Jeder Mensch hat das Recht auf Zugang zu Informationen. Herkunft, Bildung oder Geld sollten nicht die Voraussetzung dafür sein, um verstehen zu können, wie die Welt funktioniert und wie Menschen ihren Platz darin sichern können.

Meine größte Hürde, eine Menschenrechtsaktivistin zu sein, bin ich selbst. Ich habe viele Selbstzweifel. Obwohl ich schon viel erreicht habe, frage ich mich immer wieder, ob ich gut genug bin. Inzwischen frage ich mich aber nicht mehr, ob es da draußen vielleicht jemanden gibt, der meinen Job besser machen könnte als ich. Stattdessen frage ich jetzt: Warum gibt es nicht mehr Menschenrechtsverteidiger*innen? Warum erlauben und befähigen wir nicht mehr Menschen, sich für die Menschenrechte einzusetzen?

Als ich mich zum ersten Mal als nicht-binär outete, stand ich vor Präsident Obama, während einer Fragerunde in London. In Großbritannien erkennen wir nicht-binäre Personen nach dem Gleichstellungsgesetz nicht an – also haben wir buchstäblich keine Rechte. Eigentlich wollte ich Obama fragen, ob er den Einsatz der USA in Libyen bedauert. Aber dann hatte ich den Geistesblitz, die Situation zu nutzen, um ein Thema in den Mittelpunkt zu stellen, das oft ignoriert oder verdrängt wurde.
Trotzdem würde ich meinen „Obama-Moment“ nicht als meine größte Errungenschaft betrachten. Für mich ist es eher die Menge der Menschen, die sagen, dass ich mit meiner Arbeit etwas bewegt habe. Ich habe so viele Twitternachrichten und E-Mails erhalten und ich konnte eine Diskussion anstoßen, die bis vor kurzen nicht möglich gewesen wäre. Das bedeutet mir am meisten!

Matthew Caruana Galizia, Malta

Matthew Caruana Galizia ist Journalist und wurde mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete. Er fordert die lückenlose Aufklärung des Mordes an seine Mutter Daphne Caruana Galizia, sowie dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.

Matthew Caruana Galizia, Menschenrechtsverteidiger

Menschenrechte sind wie Luft. Erst, wenn sie einem genommen werden, weiß man, was man an ihnen hatte. Wie notwendig sie sind, merkt man erst, wenn einem die Luft genommen wird und man nicht mehr atmen kann.

Matthew Caruana Galizia, Menschenrechtsverteidiger aus Malta

Menschenrechte sind wie Luft. Erst, wenn sie einem genommen werden, weiß man, was man an ihnen hatte. Wie notwendig sie sind, merkt man erst, wenn einem die Luft genommen wird und man nicht mehr atmen kann.
Ich habe mich nicht entschieden, Aktivist zu werden. Es war nicht meine Entscheidung. Meine Mutter und ich waren beide Journalist*innen, aber wir waren an einem Punkt angelangt, an dem wir ständig angegriffen wurden. Wir waren die meiste Zeit damit beschäftigt, unsere Arbeit zu verteidigen, um unsere Existenz zu rechtfertigen.

Meine Mutter wurde ermordet, und das nur, weil sie als Journalistin tätig war. Vor ihrer Ermordung hat man sie ständig attackiert. Gegen sie waren mehr als 50 zivil- oder strafrechtliche Verleumdungsverfahren anhängig, und ihre Bankkonten wurden auf Betreiben unseres Wirtschaftsministers eingefroren.

Korruption und Straflosigkeit sind in Malta weiterhin ein Problem. Sie bilden die Wurzel allen Übels. Wir berichten über korrupte Politiker*innen, aber nichts passiert. Sie werden nicht bestraft und greifen uns an. Bis es zur Ermordung einer Journalistin kommt.

Ich mache die Arbeit als Menschenrechtsverteidiger nicht, weil ich sie mir ausgesucht habe, sondern weil ich sie tun muss.

Nurcan Baysal, Türkei

Nurcan Baysal ist eine kurdische Menschenrechtsverteidigerin und Journalistin aus Diyarbakır in der kurdischen Region der Türkei. Nurcan Baysal hat Morddrohungen und Nachrichten mit Anfeindungen erhalten und wurde von den Behörden verhaftet. Trotzdem ist sie fest entschlossen, weiterzukämpfen.

Nurcan Baysal, Menschenrechtsverteidigerin

Menschenrechte sind so einfach und dabei so wichtig. Ohne Rechte sind wir nichts. Wenn du nicht sprechen, nicht sehen oder nicht sagen kannst, was du denkst; wenn du nicht protestieren gehen, deine eigene Sprache nicht sprechen oder nicht offen mit deinen Freundinnen und Freunden reden kannst, was hat dann noch einen Sinn? Unsere Rechte geben dem Leben Sinn!

Nurcan Baysal, Menschenrechtsverteidigerin aus der Türkei

Menschenrechte sind so einfach und dabei so wichtig. Ohne Rechte sind wir nichts. Wenn du nicht sprechen, nicht sehen oder nicht sagen kannst, was du denkst; wenn du nicht protestieren gehen, deine eigene Sprache nicht sprechen oder nicht offen mit deinen Freundinnen und Freunden reden kannst, was hat dann noch einen Sinn? Unsere Rechte geben dem Leben Sinn!

Ich setze mich seit über 20 Jahren für die Rechte von Frauen und Kindern ein. In erster Linie bin ich Journalistin, aber ich bin auch Menschenrechtsverteidigerin.

In unserer Region herrscht seit mehr als 40 Jahren Krieg. Ich bin Teil der zweiten oder dritten Generation von Kurd*innen, die mit dem Krieg aufgewachsen sind. Ich möchte nicht, dass meine Kinder das gleiche Leben führen müssen. Deshalb rufe ich zum Frieden auf und setze mich für die Einhaltung der Rechte meiner Gemeinschaft ein. Leicht ist es nie gewesen. Ich stand schon vor vielen Herausforderungen, vor allem seitens des türkischen Staates. Dass es mich gibt, ist ein Problem für die an der Macht.

Als die Ausgangssperren verhängt wurden, berichteten die türkischen Medien die nicht darüber, was in unserer Region geschah. Ich war eine der wenigen Menschen, die die türkische Öffentlichkeit darüber informierten, was wirklich passiert. Ich habe versucht, etwas zu bewirken – und wenn ich zurückblicke, so glaube ich, dass wir einige Menschen gerettet haben.

Phylesha Brown-Acton, Niue Island und Neuseeland

Phylesha Brown-Acton engagiert sich seit mehr als 20 Jahren zum Thema HIV und für die LGBTI-Community. Außerdem ist sie Co-Vorsitzende des Transgender-Netzwerks APTN (Asia Pacific Transgender Network) und Leiterin der LGBTI-Initiative F’INE Pasifika Aotearoa in Neuseeland.

Phylesha Brown-Acton, Menschenrechtsverteidigerin

Menschenrechte bedeuten so viel für so viele unterschiedliche Menschen. Für mich sind Menschenrechte für alle Menschen gedacht, um sicherzustellen, dass sie geschützt und sicher sind und die gleichen Chancen haben.

Phylesha Brown-Acton, Menschenrechtsverteidigerin aus Niue Island und Neuseeland

Was sind Menschenrechte? Eine einfache und doch so schwierige Frage. Menschenrechte bedeuten so viel für so viele unterschiedliche Menschen. Für mich sind Menschenrechte für alle Menschen gedacht, um sicherzustellen, dass sie geschützt und sicher sind und die gleichen Chancen haben.

Ich wurde als Menschenrechtsverteidigerin geboren. Als Kind, als Jugendliche, als Erwachsene, als Transfrau und als indigene Aktivistin hatte ich immer etwas zu sagen. Ich glaube daran, dass ich mich für das einsetzen muss, an was ich glaube. Ich stamme aus einer langen Tradition starker Frauen, die das Rückgrat von Kultur und Gemeinschaft bilden. Sie waren es, die mich immer wieder unterstützt und ermutigt haben, meine Meinung zu sagen.

Ich hatte in meinem Leben mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. Ich bin Transfrau – muss ich noch mehr sagen? Wer meine Realität als Transfrau kennt, weiß, dass die größte Herausforderung die Menschen sind, die mich in ein Schema pressen wollen. Viele Menschen können nicht akzeptieren oder verstehen, dass der Geschlechterbegriff nicht so binär ist, wie sie denken.

Abgesehen davon, dass ich am Leben bin, habe ich schon viel erreicht. Dazu gehört auch die Möglichkeit zur Teilnahme am zweiten Weltgipfel der Menschenrechtsverteidiger*innen (Human Rights Defenders World Summit). Als Einzige vertrete ich die Region Südpazifik. Ich bin nur eine Stimme aus der Region, aber ich hoffe, sie öffnet die Türen für andere.

Han Hui Hui, Singapur

Han Hui Hui ist Bloggerin und Menschenrechtsverteidigerin. Sie nutzt ihren Blog und die sozialen Medien, um Missstände in Sozialeinrichtungen aufzuzeigen und auf Menschenrechtsverletzungen in Singapur aufmerksam zu machen. Dafür wurde sie tätlich angegriffen, eingesperrt und in Einzelhaft gehalten.

Han Hui Hui, Menschenrechtsverteidigerin

Für mich als Singapurerin sind Menschenrechte etwas sehr Konkretes. Angemessene Wohnungen für Familien. Eine Gesundheitsversorgung, damit die Menschen keine Angst haben, krank zu werden. Und eine richtige Pension, damit alle ihren Ruhestand genießen können.

Han Hui Hui, Menschenrechtsverteidigerin aus Singapur

Für mich als Singapurerin sind Menschenrechte etwas sehr Konkretes. Angemessene Wohnungen für Familien. Eine Gesundheitsversorgung, damit die Menschen keine Angst haben, krank zu werden. Und eine richtige Pension, damit alle ihren Ruhestand genießen können.

Ich betrachte mich selbst nicht als Menschenrechtsverteidigerin. Ich bin eine ganze gewöhnliche Bürgerin aus Singapur, die über ihr Leben und das Bildungssystem in ihrem Land bloggt. Aber das Bloggen über das Bildungssystem in Singapur hat mir Ärger eingebracht.

2013 hat mich die Regierung in einem Brief der Verleumdung beschuldigt. Ich hatte große Angst. Ich wusste nicht, wie ich gegen die Regierung vorgehe konnte. Da habe ich mich jenseits der Grenzen umgeschaut, und mir ist klar geworden, dass es so etwas gibt wie freie Meinungsäußerung und dass ich das Recht hatte, die Regierung zu hinterfragen.
Ich habe mit dem Bloggen weitergemacht, aber ich bin oft beschimpft worden. Die Leute bezweifelten, dass ich ein Mädchen bin. Sie denken, Mädchen sollten sich nur mit Klamotten und Make-up beschäftigen – sie glauben, es fehlt uns am nötigen Verstand, um auch bloggen zu können.

Ich werde immer noch angegriffen. Ich durfte nicht eine Veranstaltung in Singapur organisieren. Ich habe Zeit in Einzelhaft verbracht und sollte ausgewiesen werden. Aber letztendlich bin ich nur ein neugieriger Mensch, der auf bestimmte Dinge aufmerksam machen will.

Antikriegsaktion: Russische Künstlerin in Haft!

Jetzt helfen