Amnesty International begrüßt die Freilassung des belgischen Entwicklungshelfers Olivier Vandecasteele und ist erleichtert, dass er bald bei seiner Familie in Belgien sein wird. Er war seit Februar 2022 zu Unrecht im Iran inhaftiert und wurde Verschwindenlassen, Folter und anderen Misshandlungen ausgesetzt. Amnesty International ist jedoch zutiefst beunruhigt darüber, dass er nur aufgrund der vorzeitigen Freilassung des iranischen Geheimdienstagenten Assadollah Asadi freigelassen wurde und den Iran verlassen durfte.
Geiselnahme
Diese Vereinbarung zwischen Belgien und dem Iran minderte die Auswirkungen der Verurteilung des Iraners Assadollah Asadi zu 20 Jahren Haft durch ein belgisches Gericht wegen der Planung eines vereitelten Bombenanschlags gegen iranische Dissident*innen in Frankreich. Die Umstände seiner Freilassung bestätigen die Einschätzung von Amnesty International, dass die iranischen Behörden Olivier Vandecasteele als Geisel hielten, um ihn gegen Assadollah Asadi auszutauschen.
Durch die Überstellung von Assadollah Asadi an den Iran hat die belgische Regierung zu einem Klima der Straflosigkeit für die Verfolgung iranischer Dissident*innen im Ausland mittels außergerichtlicher Hinrichtungen, Folter und anderer Misshandlungen beigetragen und das Recht der Opfer auf Gerechtigkeit, Wiedergutmachung und die Garantie, dass sich die Verstöße nicht wiederholen, ausgehöhlt.
Amnesty International warnt davor, dass iranische Dissident*innen im Ausland einem erhöhten Risiko von Angriffen durch Agent*innen der Islamischen Republik Iran ausgesetzt sind, wenn die internationale Gemeinschaft, einschließlich Belgien und andere europäische Regierungen, ihren völkerrechtlichen Verpflichtungen nicht nachkommt, schwere Menschenrechtsverletzungen der iranischen Behörden im Ausland ordnungsgemäß zu bestrafen. Versuchte außergerichtliche Hinrichtungen und andere schwere Menschenrechtsverletzungen werden von den iranischen Behörden im Ausland begangen, um die freie Meinungsäußerung und friedlichen Dissens zu unterdrücken.
Strafrechtliche Verfolgung der Täter*innen
Amnesty International ist zutiefst besorgt darüber, dass der Gefangenenaustausch die iranischen Behörden dazu ermutigen könnte, weiterhin Geiselnahmen und andere Verbrechen nach internationalem Recht zu begehen. Um diese Risiken zu mindern, müssen die belgischen Behörden dringend untersuchen, ob die Freiheitsberaubung von Olivier Vandecasteele das Verbrechen der Geiselnahme darstellt, und die Aufarbeitung sowohl durch öffentliche Erklärungen als auch durch die Ermittlung und strafrechtliche Verfolgung der mutmaßlichen Täter*innen voranbringen.