Mir wurden eine ganze Reihe konstruierter Anklagen vorgeworfen, darunter „Rebellion“, „Zerstörung und Entwürdigung privater und öffentlicher Gebäude“, „Angriff auf die Autorität der Behörden“, „Teilnahme an einer Aufstandsbewegung“ und „Bedrohung der Staatssicherheit“. Meine frühere Arbeit für die Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter (ACAT-Burundi) wurde gegen mich verwendet.
Ich habe mich schon immer dafür eingesetzt, die Welt zu verbessern, Leben zu retten und Veränderungen in meinem unmittelbaren Umfeld herbeizuführen. Ich hasse Ungerechtigkeit und möchte nicht, dass andere Menschen leiden. Aus diesem Grund bin ich 2004 ACAT-Burundi beigetreten. Von 2006 bis 2010 besuchte ich für ACAT ehrenamtlich Hafteinrichtungen im ganzen Land. Im Jahr 2011 wurde ich Leiter für Finanz- und Verwaltungsangelegenheiten bei der Organisation. Danach arbeitete ich bei der burundischen Vereinigung katholischer Juristen (AJCB), bis ich festgenommen wurde.
Ich wurde allein wegen der Verteidigung der Menschenrechte zu 32 Jahren Haft verurteilt. Die Zeit im Gefängnis war unglaublich schwer. Ich wurde drangsaliert und schikaniert. Alles im Gefängnis geschah in der Absicht, mich zu peinigen, zu deprimieren und zu entmutigen, und andere Menschenrechtsverteidiger*innen zum Schweigen zu bringen.
Ich hatte fast ein Jahrzehnt lang Gefängnisse besucht und dachte, ich wüsste, wie ein Leben hinter Gittern aussieht – doch da täuschte ich mich. Während meiner Inhaftierung erlebte ich, wie es im Gefängnis wirklich ist, und ich wusste, dass ich diese Informationen nach meiner Freilassung dazu nutzen würde, andere über das Gefängniswesen in Burundi aufzuklären.
Gefängnisse in Burundi haben ihre Bedeutung verloren – es handelt sich bei ihnen nicht mehr um Strafvollzugsanstalten. Stattdessen sind aus den Gefängnissen Orte geworden, um Menschen wie mich festzuhalten: politische Gegner*innen, Personen, die es wagen, ihre Meinung zu sagen, und andere unschuldige Menschen. Wenn deine Ansichten bestimmten Behörden ein Dorn im Auge sind, gerätst du in Schwierigkeiten.
Während meiner Zeit im Gefängnis habe ich meine Kraft nicht verloren, weil ich wusste, dass ich unschuldig bin. Ich wusste, dass früher oder später die Wahrheit ans Licht kommen würde. Ich war nicht die erste Person, die ohne rechtliche Grundlage festgenommen wurde, und ich war auch nicht die erste Person, die diese Art von Unrecht und Verfolgung erlitt. Durch meinen Fall wurde in der Öffentlichkeit bekannt, was früheren Opfern anonym angetan worden war.
Das Wissen, dass ich für eine gute Sache, für die Verteidigung der Menschenrechte, inhaftiert worden war, war tröstlich. Mein Fall wurde dem burundischen Volk und der internationalen Gemeinschaft weithin bekannt gemacht, und ich wusste, dass dies mir und späteren Opfern helfen würde. In gewisser Weise hatte ich das Gefühl, dass es besser war, ins Gefängnis zu kommen, als entführt zu werden. Denn so konnte ich immer noch in der Hoffnung leben, dass ich eines Tages meine Freiheit wiedererlangen und meine Familie wiedersehen würde.
Ich wurde schließlich im Juni 2021 freigelassen und war überglücklich. Als erstes kontaktierte ich meine Familie, meine ehemaligen Kolleg*innen und Freund*innen. Ich konnte es kaum erwarten, meine Familie wiederzusehen, einschließlich meiner Söhne, von denen ich den jüngsten nie kennen gelernt hatte, da er vier Monate nach meiner Inhaftierung geboren wurde. Sie machen mich so stolz.