Weil es mir ein Bedürfnis ist, mit den vielen Vorurteilen und seltsamen Mären, die sich um das Thema Face to Face Fundraising ranken, aufzuräumen – „Keiler, Nichtsnutz, Betrüger, Söldner, Zeck!“ – schreibe ich diesen Text. Face-to-Face-Fundraising ist mein Beruf und ich möchte hier teilen, warum ich selten so überzeugt von dem war, was ich tue, wie in den letzten zwanzig Jahren, in denen ich für die Menschenrechte auf den Straßen Österreichs unterwegs bin.
Heute habe ich nichts zu verkaufen
„Geh, mach doch etwas Vernünftiges!“ „Arbeite und leiste einen Beitrag für die Gesellschaft, anstatt, dass du auf der Straße stehst bzw. von Tür zu Tür läufst und die Menschen nur nervst!“ „Sag hast du keinen Beruf, du Zeck!“ „Mich!!! Musst du nicht um eine Spende anbetteln!“. Allzu oft hören meine Kolleg*innen und ich Sätze wie diese – von Menschen auf der Straße, von so manchem Familienmitglied, von Freund*innen und Bekannten. Das ist nur ein kleiner Auszug aus der Liste an Reden, die ich mir in den vergangenen 20 Jahren als stolzer Face-to-Face-Fundraiser anhören musste. Stolzer Face-to-Face-Fundraiser ist nicht hochmütig gemeint, sondern im Gegenteil demütig. Denn ich darf meine Arbeit aus voller Überzeugung leisten. Davor war ich jahrelang im Profitvertrieb und musste Produkte verkaufen, von denen ich mehr oder weniger überzeugt war. War ich darauf stolz? Hat es mich erfüllt? Nein! Es ging lediglich darum, Geld zu verdienen. Heute verkaufe ich nichts, ganz im Gegenteil, heute sensibilisiere ich Menschen für wichtige Themen und rege sie dazu an, sich für unser aller Menschenrechte einzusetzen. Und ich darf im Rahmen unserer Arbeitsgemeinschaft AIWWF Menschen einen Beruf anbieten, den sie aus Überzeugung machen können.