"Reiche Länder haben die klare menschenrechtliche Verpflichtung, nicht nur Handlungen zu unterlassen, die den Zugang zu Impfstoffen anderswo beeinträchtigen könnten, sondern auch Ländern, die Unterstützung benötigen, diese zu gewähren und mit ihnen zusammenzuarbeiten", sagt Steve Cockburn, Leiter der Abteilung Globale Themen bei Amnesty International, und sagt weiter:
„Mit dem Aufkauf des größten Teils der weltweit verfügbaren Impfstoffe verletzen die reichen Länder ihre Menschenrechtsverpflichtungen. Wenn sie stattdessen mit anderen zusammenarbeiten und ihr Wissen teilen würden, dann könnten sie dazu beitragen, die Impfvorräte aufzustocken und so die globale Covid-19-Krise zu beenden.“
Derzeitiges System der Geheimhaltung könnte Menschenleben kosten
Die Unternehmen AstraZeneca/Oxford, Moderna und Pfizer/BioNTech erhielten öffentliche Gelder in Höhe von mehr als 5 Milliarden US-Dollar für die Entwicklung der Impfstoffe. Nach Ansicht der PVA stehen sie damit in der Verantwortung, im Interesse der Öffentlichkeit zu handeln – und zwar weltweit.
Die reichen Länder haben genug Dosen, um ihre gesamte Bevölkerung fast dreimal zu impfen, während die armen Länder nicht einmal genug für das Gesundheitspersonal und weitere Menschen haben, die besonders gefährdet sind“, sagt Dr. Mohga Kamal Yanni von der PVA, und sagt weiter:
„Das momentane System, in dem Pharmakonzerne, die staatliche Forschungsgelder erhalten, sich Exklusivrechte sichern und ihre Technologien geheim halten, um ihre Gewinne zu steigern, könnte viele Menschenleben kosten.“
Die Direktorin von Frontline AIDS, Lois Chingandu, sagte: „Diese Pandemie ist ein globales Problem, das eine globale Lösung erfordert. Solange ein Großteil der Welt keinen Zugang zu einem Impfstoff hat, wird auch die Weltwirtschaft weiter leiden.“
„In dieser beispiellosen Pandemie müssen die Gewinne der Pharmaindustrie zur Nebensache werden, damit wir sowohl die Menschheit als auch die Wirtschaft retten können.“
Die Forderungen nach einem Impfstoff für die gesamte Weltbevölkerung nehmen zu. Zu den Unterstützer*innen zählen bereits zahlreiche COVID-Überlebende, Gesundheitsexpert*innen, Aktivist*innen, ehemalige und gegenwärtige Staatsoberhäupter, religiöse Führungspersönlichkeiten und Wirtschaftswissenschaftler*innen, darunter Cyril Ramaphosa, Imran Khan, Ellen Johnson Sirleaf, Gordon Brown, Helen Clark, Mary Robinson, Joseph Stiglitz, John Nkengasong und Thomas Piketty.
Im vergangenen Monat unterzeichneten in den USA mehr als 100 hochrangige Führungspersönlichkeiten aus dem Gesundheitswesen, den Glaubensgemeinschaften, dem Antidiskriminierungsbereich und den Gewerkschaften gemeinsam mit ehemaligen Kongressabgeordneten, Wirtschaftswissenschaftler*innen und Künstler*innen einen Offenen Brief. In diesem forderten sie den designierten Präsidenten Joe Biden auf, die Aufmerksamkeit in diesen außergewöhnlichen Zeiten und die Macht des US-Präsidenten zur Unterstützung eines Impfstoffs für alle zu nutzen.