Waren die Vereinigten Arabischen Emirate ein erfolgreicher Gastgeber des Gipfels?
Als autoritärer und äußerst repressiver Staat, der seine eigene Produktion fossiler Brennstoffe weiter ausbaut, war es unwahrscheinlich, dass die VAE einen inklusiven Gipfel zum Schutz des Weltklimas und der Menschenrechte ausrichten würden. Es kam, was zu erwarten war. Die Bemühungen der fossilen Industrie, die COP zu vereinnahmen, wurden dadurch beschleunigt, dass die Vereinigten Arabischen Emirate Sultan Al Jaber, den Chef des staatlichen Öl- und Gasunternehmens ADNOC, zum COP-Präsidenten ernannten und dass eine Rekordzahl von Lobbyist*innen und Führungskräften der fossilen Brennstoffindustrie anwesend war. Der Zynismus der VAE gipfelte, als sie den russischen Präsidenten Putin während des Gipfels zu Gesprächen in Abu Dhabi empfingen, bei denen es unter anderem um Ölexporte ging.
In der „Blauen Zone” (dem von den Vereinten Nationen kontrollierten Bereich der COP28) waren die Beschränkungen bei der Einbeziehung der Zivilgesellschaft und für zivilgesellschaftliche Aktionen ungewöhnlich restriktiv. Diese Einschränkungen waren einem partizipativen und sinnvollen Ergebnis für alle Beteiligten abträglich. Aktivist*innen wurden gefilmt und überwacht, was zu einer Atmosphäre der Einschüchterung führte. Außerhalb der „Blauen Zone“ galten die Verbote der VAE in Bezug auf das Recht auf freie Meinungsäußerung und friedliche Versammlung sowie die Kriminalisierung jeglicher Kritik an den Behörden.
Die VAE hätten das Rampenlicht der COP nutzen können, um zu signalisieren, dass sie bereit sind, ein neues Kapitel aufzuschlagen und unserem Aufruf zur Freilassung von Dutzenden von Menschen nachzukommen. Stattdessen haben sie während der COP dreist ein neues Massenverfahren gegen Dissident*innen eingeleitet. Zahlreiche zu Unrecht inhaftierte Personen, darunter viele politische Gefangene, wurden aufgrund neuer, erfundener „Terrorismus“-Anschuldigungen anklagt, um ihre Strafen zu verlängern. Unter den Angeklagten befindet sich auch Ahmed Mansoor, der letzte offen für Menschenrechte arbeitende Aktivist in den Vereinigten Arabischen Emiraten, der seit 2017 inhaftiert ist.
Was bedeutet das alles für die globale Erwärmung und die Menschenrechte?
Der endgültige Text der COP28 bewegt sich innerhalb des 2015 in Paris vereinbarten Rahmens, in dem versucht werden soll, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur in diesem Jahrhundert auf höchstens 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels abzuwenden.
Im Text wird jedoch nicht ausdrücklich darauf eingegangen, wie dies erreicht werden soll. Es werden Zeitrahmen und Ziele für die Emissionsreduzierung festgelegt, aber es wird nicht ausgeführt, wie diese Ziele erreicht werden sollen, außer in sehr vagen Worten. Die Globale Bestandsaufnahme soll den Staaten als Orientierungshilfe für die Überarbeitung ihrer eigenen individuellen Ziele und Klimapolitik (Nationally Determined Contributions/NDCs) dienen. Diese nationalen Beiträge sollen zwischen Ende 2024 und Anfang 2025 im Vorfeld der COP30 in Belém, Brasilien, vorgelegt werden. Laut dem Weltklimarat IPCC reichen die derzeitigen NDCs nicht aus, um das 1,5˚C-Ziel zu erreichen, selbst wenn sie vollständig umgesetzt werden. Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird ein katastrophaler Anstieg um 2,9°C in diesem Jahrhundert vorhergesagt.
Die globalen Durchschnittstemperaturen werden in diesem Jahr mit einem Anstieg von etwa 1,4 °C die wärmsten sein, die je gemessen wurden. Der Puffer von 1,5 °C ist also fast aufgebraucht, und die Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre sind so hoch wie nie zuvor und steigen weiter rapide an.
Wir wissen, dass die globale Erwärmung zu extremeren Wetterereignissen führt, einschließlich stärkerer und häufigerer Stürme, intensiverer Dürren und Niederschläge, häufigerer und heftigerer Waldbrände sowie einer Verstärkung langsam eintretender Ereignisse wie der Anstieg des Meeresspiegels und das Abschmelzen der Gletscher. All das bedroht Gemeinschaften auf der ganzen Welt. Einige pazifische Inselnationen, die durch den Anstieg des Meeresspiegels, Sturmfluten, Küstenerosion oder Versalzung von Land überschwemmt zu werden drohen, bezeichneten das Ergebnis der COP28 als „Sterbeurkunde“.
Die zunehmende Luftverschmutzung durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe hat katastrophale Folgen für die menschliche Gesundheit und verstößt gegen das allgemeine Recht der Menschen auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt. Das sollte den Delegierten, die den Smog in Dubai einatmeten, deutlich vor Augen geführt worden sein.
Der Klimawandel gefährdet nicht nur Menschenleben und zerstört Eigentum, sondern trifft auch die biologische Vielfalt und schädigt die Ökosysteme, auf die Menschen weltweit angewiesen sind, wobei indigene Gemeinschaften unverhältnismäßig stark betroffen sind. Er kann auch Ernten vernichten, den Zugang zu Nahrung und Wasser einschränken, den Wettbewerb um Ressourcen verschärfen und Konflikte, Vertreibung und Migration verstärken – und damit eine ganze Reihe anderer Rechte beeinträchtigen. Die Rechte von Milliarden von Menschen stehen auf dem Spiel.
Wo wird die COP nächstes Jahr stattfinden und ist das relevant?
Nach monatelangen hitzigen Diskussionen wird Aserbaidschan Gastgeber der COP29 sein – ein weiterer autoritärer Staat mit einer erschreckenden Bilanz bei der Unterdrückung der Meinungs-, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit.
Die Einnahmen aus fossilen Brennstoffen machen etwa die Hälfte der aserbaidschanischen Wirtschaft und den größten Teil der Exporteinnahmen aus. Das staatliche integrierte Öl- und Gasunternehmen SOCAR ist eine wichtige Einnahmequelle für die Regierung von Präsident Alijew, die jegliche Opposition durch willkürliche Verhaftungen, Folter, die anhaltende Schikanierung und Inhaftierung von Journalist*innen und die Unterdrückung der Zivilgesellschaft fast vollständig ausgeschaltet hat.
Die Chancen für eine COP29, die den Interessen der Regierung des Gastgebers und der fossilen Brennstoffindustrie dient, sind hoch. Wieder droht ein Gipfel, der nicht inklusiv ist und keine sinnvolle Beteiligung von indigenen Völkern, marginalisierten Gruppen, Klimaaktivist*innen und Menschenrechtsverteidiger*innen zulässt, und somit die Rechte von Milliarden von Menschen, die vom Klimawandel bedroht sind, nicht schützen wird.
Es ist an der Zeit, dafür zu sorgen, dass Menschenrechte im Mittelpunkt der von der Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC) organisierten Treffen stehen – so wie es die Vertragsparteien vereinbart haben. Amnesty International fordert, dass die „Host Country Agreements“ selbstverständlich veröffentlicht werden und, dass künftige Gastgeber die Achtung und den Schutz der Menschenrechte garantieren. Die UNFCCC sollte auch eine klares Regelwerk für Interessenskonflikte und einen soliden Rahmen für die Rechenschaftspflicht entwickeln, um sicherzustellen, dass die fossile Brennstoffindustrie die Ergebnisse nicht unangemessen beeinflusst und den gerechten und ausgewogenen Übergang zu erneuerbaren Energien für alle nicht verhindert. Denn wir alle brauchen diesen Übergang dringend.