Auch Yu Wensheng selbst war aufgrund seiner Arbeit für die Menschenrechte in China bereits mehrmals inhaftiert und auch gefoltert worden. Zuletzt nahmen ihn die Sicherheitskräfte im Jänner 2018 fest. Am 17. Juni 2020 wurde er wegen „Anstiftung zur Untergrabung der Staatsgewalt“ zu vier Jahren Gefängnis und dreijährigem Entzug seiner politischen Rechte verurteilt. Nach mehr als 18 Monaten in Einzelhaft durfte er am 14. August 2020 endlich seinen Rechtsbeistand sehen. Dieser gab nach dem Treffen an, dass der bekannte Menschenrechtsanwalt in Haft gefoltert worden sei und dass sich sein Gesundheitszustand massiv verschlechtert habe.
Gezieltes Vorgehen der Regierung
Die chinesische Regierung begann am 9. Juli 2015, scharf gegen Menschenrechtsanwält*innen und andere Aktivist*innen vorzugehen. In den darauffolgenden Wochen wurden fast 250 Anwält*innen und Aktivist*innen von Angehörigen der Staatssicherheit befragt oder inhaftiert, und viele ihrer Büros und Wohnungen wurden durchsucht. Zahlreiche Personen wurden wegen „Untergrabung der Staatsgewalt“, „Anstiftung zur Untergrabung der Staatsgewalt“ oder „Anfangen von Streit und Provozieren von Ärger“ schuldig gesprochen.