„Achtjährige Kinder werden in den Schulen mit Vergeltungsmaßnahmen gegen ihre Eltern bedroht. Eine der perfidesten Formen der Schikane und Einschüchterung ist die Drohung, das belarussische Recht zu nutzen, um Kinder aus ihren Familien zu holen und in staatliche Obhut zu geben – dies macht sie de facto zu Geiseln der Regierung", sagt Aisha Jung.
Beispiel Aleh*: Der 14-Jährige und seine Familie leben in ständiger Angst, getrennt zu werden
Der 14-jährige Aleh* (*Name zu seiner Sicherheit geändert) wurde zusammen mit Hunderten friedlich Protestierenden und Passant*innen am 12. August in Minsk von maskierter Bereitschaftspolizei festgenommen. „In einem Minibus schlugen sie ihn, zogen ihn an den Haaren und hebelten seine Finger nach hinten, um ihn zu zwingen, sein Telefon zu entsperren“, berichtete seine Mutter Amnesty International. Die Polizeibeamt*innen fanden einen kleinen Flyer mit der rot-weißen Fahne der Opposition in seiner Hosentasche. Das reichte aus, um zu behaupten, dass Aleh in einer für ihn „sozial gefährdenden Situation“ lebe. Die Familie wurde unter Beobachtung des Jugendamtes gestellt. Aleh und seine Familie leben nun mit der ständigen Drohung, dass sie getrennt werden könnten.
„Dieser Fall zeigt, mit welcher Grausamkeit die belarussischen Behörden Rechte einschränken – und wie weit sie gehen, um ihre Kritiker*innen nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl vom 9. August 2020 einzuschüchtern. Diese unmenschliche Behandlung von Kindern durch den Staatsapparat zu politischen Zielen und die hässliche Einschüchterungskampagne gegen alle kritischen Stimmen muss umgehend aufhören“, sagt Aisha Jung.