Um einen solchen ersten Schritt hin zu mehr Dialog und Austausch zu setzen, lud Amnesty International Österreich am 15. September 2021 im Rahmen der Kampagne “24 Stunden unverzichtbar” Betreuer*innen, Interessensvertretungen, Expert*innen und Vertreter*innen der relevanten Fachministerien zu einer Dialogveranstaltung ins Albert-Schweitzer-Haus ein.
Dialogveranstaltung zeigt Probleme und erste Lösungsansätze auf
Die Dialogveranstaltung, an der sechs Betreuerinnen sowie Vertreter*innen aller zuständigen Fachministerien und Vertreter*innen von IG24, CuraFAIR und des ÖGB Projekts für muttersprachliche Beratung teilnahmen, zielte darauf ab, gemeinsam Herausforderungen in der Betreuung zu Hause zu besprechen und erste Lösungsansätze zu diskutieren.
Im Sinne des menschenrechtlichen Grundsatzes der Partizipation betroffener Menschen, wurde damit erstmals ein geschützter Rahmen für einen direkten Austausch zwischen Betreuerinnen und den zuständigen Fachministerien geschaffen. Die Stimmen der Betreuer*innen, ihre Erfahrungen, Herausforderungen im Alltag und Wünsche, standen im Mittelpunkt der Veranstaltung.
Die teilnehmenden Betreuerinnen gaben persönliche Einblicke in ihre tägliche Arbeit und konnten durch den geschützten Rahmen der geschlossenen Veranstaltung Probleme direkt ansprechen. Dazu zählen die körperliche und psychische Belastung durch ihre Arbeit sowie die falschen Vorstellungen, die über ihren Aufgabenbereich aufgrund der missverständlichen Bezeichnung als „24-Stunden-Betreuer*in“ herrschen. Angesprochen wurde auch die Abhängigkeit der Betreuer*innen von Agenturen und fehlende Unterstützungsangebote. Eine Betreuerin berichtete von berufsfremden Tätigkeiten, die sie ausführen musste, wie beispielsweise Arbeiten im Garten oder in der Landwirtschaft. Konkrete Beispiele aus dem Alltag wie diese zeigten auf, dass Betreuer*innen, obwohl sie offiziell als Selbstständige arbeiten, nicht selbstständig über ihre Arbeit entscheiden können. Gleichzeitig wurde von einer Betreuerin anerkannt, dass Agenturen den betreuten Personen und ihren Angehörigen Sicherheit bieten können und Betreuer*innen eine Ausbildung und Qualifizierungen benötigen, um den Menschen zuhause eine bestmögliche Betreuung zu ermöglichen.