Reiche westliche Länder kaufen COVID-19-Impfstoffe auf. Wie können wir diesen "Impf-Nationalismus" überwinden? ein Kommentar
Im Kampf gegen COVID-19 gab es in den letzten Wochen große Fortschritte. Es ist ein nahezu historischer Augenblick, in Großbritannien, den USA und vielen europäischen Staaten werden erste Impfstoffe ausgeliefert und in einigen Ländern haben die Impfprogramme bereits begonnen. Für viele sind diese Entwicklungen ein Symbol der Hoffnung, es könnte die Chance sein, der Pandemie ein Ende zu setzen.
Dabei sollte aber nicht vergessen werden, dass es sich hier um eine globale Krise handelt, die eine globale Lösung erfordert. Jeder Impfstoff kann nur dann Erfolg haben, wenn er fair verteilt wird und zuerst jenen Menschen zur Verfügung gestellt wird, die am stärksten gefährdet sind – und zwar unabhängig davon, in welchem Land sie leben, wer sie sind oder wie viel Geld sie zur Verfügung haben.
Auf der verzweifelten Suche nach einem eigenen Ausweg aus der Pandemie haben westliche Länder mehrere Milliarden Dosen noch in Entwicklung befindlicher Impfstoffe aufgekauft. In einem Umfang, dass sie ihre gesamte Bevölkerung bis Ende 2021 nahezu drei Mal durchimpfen könnten. Kanada und Großbritannien beispielsweise haben so viele Impfdosen eingekauft, dass sie ihre gesamte Bevölkerung damit fünf Mal impfen könnten. Dieser „Impf-Nationalismus“ beruht auf umfassenden bilateralen Kaufvereinbarungen zwischen Unternehmen und einzelnen Staaten.
Aktuelle Recherchen des Bündnisses People's Vaccine Alliance, dem Amnesty International, Frontline AIDS, Global Justice Now und Oxfam angehören, gehen der Frage nach, wer Zugang zu einem Impfstoff hätte, wenn diese bilateralen Verträge heute wirksam würden.
67 Länder könnten nur eine von zehn Personen impfen, wenn nicht sofort eine Kursänderung erfolgt
Kanada und Großbritannien haben so viele Impfdosen eingekauft, dass sie ihre gesamte Bevölkerung damit fünf Mal impfen könnten. Die USA haben 800 Millionen Dosen von mindestens sechs Impfstoffen aufgekauft, mit der Option auf rund eine Milliarde weiterer Dosen. Die Europäische Union, Japan, Kanada und Australien haben ebenfalls nachgezogen und sich Millionen weiterer zukünftiger Impfdosen gesichert.