„Mit der heutigen Entscheidung wird auch die Notstandsverordnung (Emergency Regulations Ordinance, ERO) wieder in Kraft gesetzt, die im Wesentlichen einen Freibrief für die Regierung darstellt, die Menschenrechte ohne nennenswerte Kontrolle oder Schutzmaßnahmen einzuschränken," sagt Man-Kei Tam, und sagt weiter: "Die Behörden in Hongkong dürfen die Notstandsbestimmungen nicht als Deckmantel verwenden, die Meinungsfreiheit weiter einzuschränken – sei es in Zeiten sozialer Unruhen oder während der COVID-19-Pandemie. Alle Notfallmaßnahmen müssen ein legitimes Ziel verfolgen. Sie müssen notwendig und verhältnismäßig sein sowie zeitlich befristet.“
Hintergrund
Ein Gericht in Hongkong hob heute nach einer Berufung der Regierung ein früheres Urteil teilweise auf, wonach die Notstandsverordnung und das Maskenverbot verfassungswidrig seien. Das Gericht entschied, dass es verfassungskonform ist, wenn die Polizei das Maskenverbot bei „nicht genehmigten“ Protesten durchsetzt.
Im Jahr 2019 ist die Hongkonger Polizei hart gegen öffentliche Versammlungen vorgegangen: 47 Proteste wurden von den Behörden verboten, doch sie fanden dennoch statt – einige mit massenhafter Beteiligung. Im Oktober 2019 kündigte die Regierung ein umfassendes Verbot der vollständigen oder teilweisen Verhüllung des Gesichts bei Protesten an. Das Maskenverbot wurde im Eilverfahren mit Hilfe des ERO durchgesetzt.
Headerfoto: Proteste gegen das Maskenverbot der Regierung am 4. Oktober 2019 in Hongkong.