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Griechenland/EU: Brand zerstört Lager Moria und macht 12.500 Menschen obdachlos

10. September 2020

Nach den verheerenden Bränden, die das Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos fast vollständig zerstört haben, sagt Adriana Tidona, Amnesty International Researcherin für Migration:

“Wir haben es auf Lesbos mit einem humanitären Notfall zu tun. Über Nacht haben fast 13.000 Menschen im Flüchtlingslager Moria ihre notdürftigen Unterkünfte verloren. Die Menschen, die dort lebten, haben bereits ihren Lebensunterhalt, ihr Zuhause und ihre Habseligkeiten verloren, als sie nach Europa geflohen sind. Nun hat das Feuer vermutlich alles vernichtet, was sie noch besessen haben – einschließlich wichtiger Dokumente, persönlicher Gegenstände und Medikamente." 

Am 10. September veröffentlichte Amnesty International gemeinsam mit 30 weiteren Organisationen einen offenen Brief: Die Unterzeichner*innen fordern darin die griechische Regierung auf, den Menschen, die ihre Unterkunft verloren haben, unverzüglich Hilfe zu leisten. Die Betroffenen, unter ihnen viele Kinder und Risikogruppen, müssen in Sicherheit auf das Festland gebracht werden. 

Gerade zeitgerecht zur Fertigstellung des EU-Pakts zu Migration und Asyl, kommt diese Katastrophe einer Anklage gleich – einer Anklage gegen die aktuelle Politik, Menschen in Lagern wegzusperren.

Adriana Tidona, Amnesty International Researcherin für Migration

“Das rücksichtslose Vorgehen der EU hat zu gefährlich überfüllten Unterkünften und elenden Lebensbedingungen geführt. Das Lager beherbergte viermal mehr Menschen als es die geplanten Kapazitäten zugelassen hätten. Die griechischen Behörden, die EU und ihre Mitgliedsstaaten müssen sofort handeln, um die Sicherheit aller Betroffenen sicherzustellen. Die Intensivierung der Relocation-Bemühungen (Verteilung der Geflüchteten auf die EU-Mitgliedsstaaten) und die Unterbringung der Menschen in sicheren Unterkünften sind jetzt noch dringender notwendig als zuvor", sagt Adriana Tidona und sagt weiter: 

“Diese Tragödie folgt nur kurz auf die beunruhigende Meldung, dass mindestens 35 Asylwerber*innen in Moria positiv auf COVID-19 getestet wurden. Im Lager waren vorbeugende Maßnahmen wie Social Distancing unmöglich und die sanitären Einrichtungen vollkommen unzureichend. Die griechische Regierung stellte das gesamte Lager unter Quarantäne – eine Maßnahme, die unter Berücksichtigung der Grundrechte der Menschen unmöglich umgesetzt werden kann, wenn man die Lebensbedingungen der Tausenden Bewohner*innen bedenkt, die der Gefahr einer Ansteckung ausgesetzt wurden.”

Amnesty fordert die Behörden Griechenlands, der EU und ihrer Mitgliedstaaten auf, unverzüglich zu handeln und den Schutz aller Betroffenen sicherzustellen.

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 9. September und wurde am 10. September mit Hinweis auf den offenen Brief aktualisiert