„Die nigerianischen Behörden hätten längst wirksame Maßnahmen ergreifen müssen, um gegen bewaffnete Gruppen wie Boko Haram vorzugehen. Nigeria ist verpflichtet, Maßnahmen zum Schutz aller Kinder zu ergreifen, und die fehlende Rechenschaftspflicht für diese grausamen Verbrechen fördert die Straflosigkeit. Die vermissten Chibok-Schülerinnen müssen zu ihren Familien zurückgebracht werden und alle, die für schwere Menschenrechtsverletzungen verantwortlich sind, vor Gericht gestellt werden,“ sagt Isa Sanusi, stellvertretender Direktor von Amnesty International Nigeria.
Zwischen Dezember 2020 und März 2021 wurden im Norden Nigerias mindestens fünf Entführungsfälle gemeldet, unter anderem aus Schulen in Kankara, Kagara, Jangebe, Damishi Kaduna, Tegina und Yawuri. Die Gefahr weiterer Angriffe hat zur Schließung von über 600 Schulen im Norden des Landes geführt.
Keine Kommunikation – vermisste Chibok-Schülerinnen und Familien von den Behörden im Stich gelassen
Ende März befragte Amnesty International fünf Chibok-Schülerinnen, die Boko Haram entkommen waren, und ihre Eltern. Sie gaben an, fast alle Hoffnung aufgegeben zu haben, dass die anderen 98 Mädchen je gerettet würden.
Ein Mädchen sagte Amnesty International: „Die nigerianischen Regierung darf die übrigen 98 Mädchen nicht vergessen. Sie müssen gerettet werden. Jeden Morgen beim Aufwachen denke ich daran, in welcher Verfassung ich sie zurückgelassen habe. Ich weine und habe Mitleid mit ihnen. Neun Jahre sind zu lang für einen so erbärmlichen Zustand. Die Regierung muss ihr Versprechen, alle Mädchen zu befreien, einlösen.“
Die Eltern der Opfer sind in Sorge, dass die Mädchen, die sich weigern, von Boko Haram „verheiratet“ zu werden, jeden Tag Gewalt angetan wird.