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7 inspirierende Frauen, die für unsere Rechte eintreten

8. März 2018

Menschenrechtsverteidigerinnen aus der ganzen Welt

Ob Aktivistin, Rechtsanwältin oder Studentin – sie alle haben ihr Leben aufs Spiel gesetzt, für verlorene geliebte Menschen gekämpft und sich auch für Fremde stark gemacht. Wir stellen 7 von diesen großartigen Menschenrechtsverteidigerinnen vor.

Wu Rongrong, China

© Amnesty International

Wu Rongrong hat einige Bekanntheit erlangt: Sie gehört zu den fünf chinesischen Frauenrechtlerinnen, die 2015 kurz vor dem Weltfrauentag festgenommen wurden, weil sie für diesen eine Kampagne gegen sexualisierte Gewalt geplant hatten.

 

Die Festnahmen lösten einen internationalen Sturm der Entrüstung aus und auch Prominente, wie beispielsweise Hillary Clinton, setzten sich für die „Feminist Five“ ein. Zwar wurden die Feministinnen schließlich freigelassen, doch stehen sie nach wie vor unter Beobachtung.

Bis zu ihrer Festnahme war Wu Rongrong aktives Mitglied der Frauenrechtsorganisation Women’s Rights Action Group, die mit mutigen und kreativen Aktionen auf Geschlechterungleichheit und Sexismus aufmerksam machte. So rasierten sich die Frauen die Haare ab, um auf die strengeren Zugangsbedingungen zu Universitäten für Frauen hinzuweisen oder veranstalteten eine Protestaktion, bei der die Demonstrierenden Brautkleider trugen, die mit roter Farbe bespritzt waren, um auf häusliche Gewalt aufmerksam zu machen.

Frauen sind im Laufe ihres Lebens mit unzähligen Herausforderungen konfrontiert, viele davon bleiben jedoch im Verborgenen.

Wu Rongrong

„So erfahren etwa Überlebende sexualisierter Gewalt nicht nur unaussprechlichen Schmerz, sondern müssen sich darüber hinaus auch noch damit auseinandersetzen, dass es keinen wirksamen Rechtsschutz gibt. Man könnte sicher dazu beitragen, die Fälle sexualisierter Gewalt zu reduzieren, indem man die Betroffenen dazu ermutigt, Schadenersatz zu fordern anstatt ihnen auch noch die Schuld für den Übergriff zuzuschieben.”

Neben ihrem Einsatz für Frauenrechte arbeitet Wu Rongrong als Sozialarbeiterin und Therapeutin. Außerdem strebtsie ein Master-Studium im Bereich Menschenrechte in Hongkong.

Noura Ghazi Safadi, Syrien

© Amnesty International

Die Tätigkeitsschwerpunkte der 1981 in Damaskus geborenen Anwältin Noura Ghazi Safadi liegen seit vielen Jahren im Bereich Menschenrechte, Haftbedingungen und Fälle von Verschwindenlassen. Für die syrische Menschenrechtsanwältin ist ihr Einsatz für die Rechte von gewaltlosen politischen Gefangenen eng mit den Themen Liebe, Hoffnung und Familie verknüpft.

 

Durch die Festnahme ihres Vaters machte sie bereits als Kind Erfahrungen mit Menschenrechtsverletzungen an politischen Gefangenen. Ihr Ehemann, der Internet-Aktivist Bassel Khartabil Safadi, wurde 2012 im Auftrag der syrischen Regierung festgenommen und im Jahr 2015 hingerichtet.

„Mein Vater war mehrmals als politischer Gefangener inhaftiert”, sagt Noura. „Ich besuchte ihn immer im Adra-Gefängnis und nahm an seinen Gerichtsverhandlungen teil. Einmal geriet ich dabei mit dem befehlshabenden Beamten der Polizisten aneinander, die [meinen Vater] zum Gericht brachten. Ich schwor sowohl ihm als auch meinem Vater, dass ich Anwältin werden und gewaltlose politische Gefangene verteidigen würde. Da war ich zwölf Jahre alt. Und als Bassel [Nouras Ehemann] festgenommen wurde, wurde die Verteidigung meines eigenen gewaltlosen politischen Gefangenen zu meiner Obsession.”

Seit der Hinrichtung meines Mannes [habe ich das Gefühl], dass mich jeder Fall eines Gefangenen wirklich etwas angeht und dass es in meiner Verantwortung liegt, für ihn zu kämpfen. Ich denke, dass Frauen für diese Aufgabe bestens geeignet sind, da sie beim Aufbau von Syriens Zukunft eine zentrale Rolle einnehmen. Frauen haben gezeigt, dass sie jedes Hindernis überwinden können – unabhängig davon, ob es um Sicherheit, die Gemeinschaft oder das Leben im Allgemeinen geht.

Noura Ghazi Safadi

Joy Wathagi, Kenia

© Amnesty International

Joy Wathagi ist eine Jugendleiterin von Amnesty International in der kenianischen Hauptstadt Nairobi und sie setzt sich aktiv für eine junge Frau ein, die Tausende Kilometer von ihr entfernt lebt. Die 18-jährige Schülerin Taibeh Abbasi lebt in Norwegen und träumt davon, Ärztin zu werden. Ihr droht jedoch die Abschiebung nach Afghanistan – in ein Land, in dem sie noch nie war. Als Joy hörte, dass Taibehs Mitschüler*innen Proteste gegen ihre Abschiebung organisierten, wollte auch sie ihre Solidarität bekunden und entschloss sich, sich an der Social-Media-Kampagne #TellNorway zu beteiligen, um auf Taibehs Fall aufmerksam zu machen.
„Als ich erfuhr, dass Norwegen die Abschiebung von Jugendlichen plant, machte mich das sehr traurig und ich wollte etwas dagegen tun“, sagt Joy.

 

„Ich erinnerte mich an all die geflüchteten Menschen, die in mein Land kamen, nach Kenia. Ich habe Leute aus Somalia, dem Sudan und Ruanda kennengelernt und erkannt, dass sie das gleiche Recht haben, hier zu leben, wie diejenigen, die in Kenia geboren wurden. Ich bin mit vielen Geflüchteten aufgewachsen und zur Schule gegangen und wir sind Freunde fürs Leben geworden. Es würde mir wirklich wehtun, wenn ich sehen müsste, wie sie zurückgeschickt werden.“

„Geflüchtete Menschen aus Afghanistan finden bei ihrer Rückkehr die gleiche Situation vor, vor der sie geflohen sind. Das ist grausam und ungerecht. Sie sind doch ein Teil der norwegischen Gesellschaft geworden und müssen auch so behandelt werden. Warum ich bei der #TellNorway Kampagne mitmache? Weil ich entschlossen bin, Menschenleben zu retten und mich dafür einzusetzen, dass diese Leute die Chance haben, ein sicheres, würdevolles und erfülltes Leben zu führen. ‚Geh zurück in dein eigenes Land‘ ist der gedankenloseste und selbstsüchtigste Satz, den ich heutzutage höre und er bricht mir das Herz. Wir sollten uns doch gegenseitig unterstützen und keine Zäune um unsere Länder bauen.“

Shackelia Jackson, Jamaika

© Amnesty International

Die Trauer machte Shackelia Jackson zur Aktivistin. Am 20. Jänner 2014 bereitete ihr Bruder Nakiea Jackson in dem Restaurant, in dem er arbeitete, gerade hektisch das Mittagessen vor, als er von der Polizei erschossen wurde. Später hieß es, Nakiea habe einem Mann ähnlich gesehen, der wegen eines Raubüberfalls gesucht wurde. Seitdem kämpft Shackelia dafür, dass die Verantwortlichen für den Tod ihres Bruders zur Rechenschaft gezogen werden – trotz aller Einschüchterungsversuche und Schikanen durch die Polizei.

 

„Der Schmerz, der meiner Familie und mir zugefügt wurde, zwang mich dazu, Gerechtigkeit für meinen Bruder und für alle Opfer von Polizeigewalt zu fordern“, sagt sie. „Ich bin zu einer verzweifelten Schwester geworden, die den Mund aufmacht, damit diese Ungerechtigkeit nicht vergessen wird.”

Shackelia hat sich mit zahlreichen anderen jamaikanischen Familien zusammengetan, die ähnliche Tragödien erlebt haben. Viele dieser Familien haben sich zusammengetan, um der Polizeigewalt im Land ein Ende zu setzen.

„Ich war vollkommen fixiert auf diese lebensverändernde Aufgabe, gesetzgebende und ausführende Gewalt so zu verändern, dass es Gerechtigkeit für alle gibt und dass der staatlichen Gewalt und dem Terror in Jamaika ein Ende bereitet wird. Ich tue das, um zukünftige Leben zu retten. Und trotz unzähliger Versuche der jamaikanischen Behörden, mich von meinem Vorhaben abzubringen, lasse ich mich nicht beirren und weigere mich, aufzugeben.“

Ich bin deshalb so unbeirrbar, weil ichenorme Unterstützung erfahre. Amnesty International und andere haben mir eine weltweite Plattform gegeben, um eine falsch dokumentierte Geschichte neu zu schreiben. Güte und Freundlichkeit erinnerten mich daran, dass ich verletzt, nicht aber gebrochen bin.

Shackelia Jackson

Azza Soliman, Ägypten

© IN-LIGHTNING

Azza Soliman erhebt mutig ihre Stimme für Überlebende von Folter, willkürlicher Verhaftung, häuslicher Gewalt und Vergewaltigung in Ägypten. Sie ist Mitbegründerin des Centre for Egyptian Women’s Legal Assistance (Ägyptisches Rechtshilfezentrum für Frauen) und der Anwaltskanzlei Lawyers for Justice and Peace (Anwält*innen für Gerechtigkeit und Frieden), die mittellosen Frauen und Mädchen rechtlichen Beistand, Alphabetisierungskurse und weitere Unterstützung anbietet.

 

Wegen Azzas mutiger und selbstloser Arbeit stuften die ägyptischen Behörden sie als Spionin und nationale Bedrohung ein. Im Dezember 2016 wurde Azza festgenommen und von den Behörden befragt. Nach kurzem Gewahrsam ließ man sie zwar wieder frei, warf ihr jedoch vor, ausländische Finanzmittel entgegenzunehmen, um Ägyptens Ansehen zu schaden. Azza darf seitdem nicht ausreisen, ihre Finanzmittel wurden eingefroren und ihr droht eine Haftstrafe. Diese beachtliche Frau hat den Kampf jedoch trotzdem nicht aufgegeben.

„Der Kampf für die Frauen- und Menschenrechte ist lang und ermüdend“, sagt Azza. „Trotzdem bin ich nach wie vor hoffnungsvoll. Die überwältigenden Briefe voller Unterstützung und Liebe, die ich erhalten habe, erinnern mich daran, dass ich nicht alleine bin und dass meine Arbeit wertgeschätzt und anerkannt wird. Ich sehe, wie neue Generationen den Stab übernehmen und den Weg zu einer besseren Zukunft bereiten. Eines Tages werden wir all diese Schwierigkeiten und Herausforderungen überwinden – und deshalb lasse ich mich nicht unterkriegen!“

Zhang Leilei*, China

© Zhan Leilei/Privat

Die Aktivistin Zhang Leilei hat es sich zur Aufgabe gemacht, der sexuellen Belästigung in China ein Ende zu setzen. 2017 entwarf sie U-Bahn-Plakate, mit denen sie das Bewusstsein für dieses Problem schärfen wollte. Als diese von der zuständigen Behörde abgelehnt wurden, verwandelte Zhang Leilei sich kurzerhand selbst in eine menschliche Reklametafel – und Frauen im ganzen Land taten es ihr gleich!

 

Jetzt weitet Zhang Leilei ihren Aktivismus auf die Universitäten aus. Vor kurzem wurde ein Professor entlassen, nachdem ihm eine ehemalige Studentin Belästigung vorgeworfen hatte. Dieser Vorfall entfachte eine große öffentliche Debatte und Zhang Leilei sah die Chance, ihre Sache voranzutreiben. Gemeinsam mit anderen rief sie Studierende und Ehemalige auf, Offene Briefe an ihre jeweiligen Universitäten zu schreiben und die Einrichtung geeigneter Anlaufstellen zu fordern, bei denen Betroffene sexuelle Belästigungen melden können. Dazu brauchte es nicht viel Überredungskunst.

Weniger als zwei Wochen nachdem Zhang Leilei ihren Aufruf gestartet hatte, hatten Studierende und Ehemalige von knapp 70 Universitäten ihre Offenen Briefe veröffentlicht. Diese haben schon jetzt konkrete Auswirkungen – nationale Berichte besagen, dass das chinesische Bildungsministerium neue Mechanismen plant, um sexueller Belästigung am Campus vorzubeugen.
*Zhang Leilei ist ein Pseudonym

Hortense Lougué, Burkina Faso

© Amnesty International

Hortense Lougué ist wahrscheinlich eine der meistbeschäftigten Frauen in ganz Burkina Faso. Sie wuchs in einem Land voller Ungerechtigkeit und Ungleichheit auf, in dem Mädchen zur Heirat gezwungen werden können oder sich weiblicher Genitalverstümmelung (WGV) unterziehen müssen. Deshalb entschied sie sich, ihr Leben der Beendigung geschlechtsbasierter Gewalt zu widmen, und rief eine Vielzahl von Projekten ins Leben, um Bildung und Menschenrechte im Land zu verbessern. Jetzt arbeitet Hortense Lougué mit jungen Mädchen und Frauen, die zwangsverheiratet wurden oder eine WGV erlitten. Sie klärt über die Möglichkeiten auf, um diese Probleme anzugehen.

 

Sie sagt: „Ich war erst Aktivistin, dann Generalsekretärin, schließlich Programmkoordinatorin. Heute bin ich verantwortliche Direktorin der Association of Support and Awakening Pugsada (Vereinigung zur Unterstützung und zum Aufbruch Pugsada), einer NGO, die daran arbeitet, den rechtlichen Status und die sozioökonomischen Lebensbedingungen von Mädchen zu verbessern. Ich leite zehn verschiedene Projekte und mit viel Entschlossenheit und Durchhaltevermögen engagieren wir uns für die Verbesserung der Leben von Mädchen und Frauen in Burkina Faso.“

Viele dieser Frauen sind Teil der Kampagne Es beginnt hier, mit der wir die Anerkennung und den Schutz von Menschenrechtsverteidiger*innen auf ganzen Welt stärken.