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Spielend integriert

Am Fußballfeld in der Donaustadt leben junge Geflüchtete jene Fairness vor, die sie sich auch wünschen. Der ehrenamtliche Verein „playtogethernow“ bietet Freitzeitaktivitäten an und damit auch Kontakt zu ÖsterreicherInnen.

„Wenn ich Fußball spiele, dann vergesse ich die kleine und die große Traurigkeit“, sagt Omid. Der heute 20-Jährige ist aus Afghanistan geflüchtet und als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling in Österreich angekommen. Kontakt zur Bevölkerung hat er erst durch den ehrenamtlichen Verein „playtogethernow“ gefunden. Er bringt Menschen mit und ohne Fluchthintergrund zusammen. „Als ich vor zweieinhalb Jahren hergekommen bin, konnte ich kein Deutsch und kannte niemanden“, sagt er.

Aus Freizeitangeboten entsteht gelebte Integration. Es wird gemeinsam gekocht, Theater gespielt oder wie an dem heißen Junitag auf dem Sportplatz am Kaiserwasser in Wien-Donaustadt gekickt. Die Wiese wird von der Uni Credit kostenlos zur Verfügung gestellt. Mehrmals die Woche trainieren dort die jungen Männer – und seit Herbst auch ein Damenteam. Die Frauen haben innerhalb von kurzer Zeit eine starke Mannschaft aufgebaut und wollen ab Herbst Meisterschaften spielen.

Konfliktfreie Zone

Am Spielfeld stehen drei Grundregeln im Vordergrund, die am Anfang des Nachmittags von dem ehrenamtlichen Trainer Jakob Schott wiederholt werden:  Spaß, das Miteinander unterschiedlicher Kulturen und ein faires Spiel. „Und wenn möglich“, ergänzt Schott, „sprecht bitte so viel wie möglich Deutsch miteinander“. Die jungen Menschen kommen zum Beispiel aus Afghanistan, Sierra Leone, Ghana, Iran, Irak, Syrien oder dem Nahen Osten. Die Herkunft hat zwischen den Sportlern für noch keine Konflikte gesorgt, betont Vereinsobmann Josef Schramml. Die Freude am Spiel miteinander stehe im Vordergrund.

Für den laufenden Betrieb sind die privaten Spender unverzichtbar. Auch öffentliche Förderungen garantieren das Angebot. Ein prominenter Unterstützer ist Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der den Verein bereits besuchte und dessen Arbeit lobte. Damals erzählte er von seiner eigenen Fluchterfahrung als Kind und betonte, dass er damals das Glück hatte, seine Eltern dabei zu haben. Bei den meisten Jugendlichen bei „playtogethernow“ ist das nicht der Fall.

Am Spielfeld sind die Geflüchteten ausgelassen. Die Stimmung nahe am Kaiserwasser ist trotz drückender Hitze gut. Dass sich die meisten Spieler in einer schwierigen Situation befinden und vor einer ungewissen Zukunft stehen, merkt man kaum. Nur wenn man nachfragt, offenbaren sich ihre Sorgen. „Am Spielfeld zu sein, bedeutet Freiheit für mich“, beschreibt Mahdi das Gefühl, wenn er Fußball spielt. Der Afghane fügt hinzu: „Dort vergesse ich meine Probleme.“

© Harald Wandl / Amnesty International Österreich

Trainer und Spieler des Vereins am Fussballplatz