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Im Siegen und Verlieren ganz gleich

Der Fanclub des FC Bayern München im oberösterreichischen Natternbach lebt seit vielen Jahren Inklusion von Menschen mit Behinderung vor. Dadurch entstand eine enge Gemeinschaft im Ort.

„Ich bin immer der Erste im Bus“, sagt Werner Scheichl. Der 58-Jährige ist passioniertes Mitglied des FC Bayern München Fanclubs in Natternbach in Oberösterreich. Regelmäßig fährt er auf Spiele mit. Dazu wird gemeinsam ein Bus angemietet, um die Fußballer vor Ort anzufeuern.

Der Verein, der heuer sein 30-jähriges Jubiläum feiert, ist aber viel mehr als ein reiner Fanclub für begeisterte Fußballfans. Er ist ein Beispiel, wie Inklusion von Menschen mit Behinderung funktioniert: Ihre Mitgliedschaft ist eine Selbstverständlichkeit. Das zeigt eine Situation, als wir den Fanclub besuchten: Ein junger Mann im Rollstuhl wird über enge Stufe in den ersten Stock in den Vereinsraum getragen, weil ein Aufzug fehlt. Großes Aufsehen wird keines gemacht. „Wenn man zusammen hilft, geht es schneller, als wenn man lange darüber diskutiert“, sagt Johannes Obernhumer, Obmann des Fanclubs.

2.030 Menschen sind aktuell Mitglied, dabei hat Natternbach nur rund 2.480 Einwohner*innen. Es werden gemeinsam Geburtstage gefeiert, Veranstaltungen besucht oder einfach gemütlich zusammen gesessen.

Heute treffen sich die Frauen und Männer zum Weißwurstessen und Weizenbiertrinken. Auch Scheichl ist dabei. Er lebt in St. Pius, einer Einrichtung der Caritas für Menschen mit Behinderung in Steegen/Peuerbach. Beruflich ist er gut integriert und ausgelastet. Dreimal in der Woche repariert er Heizkessel. Ehrenamtlich ist er unter anderem bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv. Seine Freizeit ist stark von der engen Gemeinschaft im Fanclub geprägt. „Ich bin seit 20 Jahren dabei“, sagt er. Ein jährliches Highlight ist das gemeinsame Feiern seines Geburtstags.

Ganz gleich! Tun, statt nur reden

Die Initiative „Ganz gleich“ begleitet den FC Bayern Fanclub. Der Name der Initiative ist Programm: „Wir wollen Menschen mit gleicher Begeisterung zusammenbringen, egal welche Voraussetzungen sie haben“, sagt Projektkoordinatorin Franziska Greil. Ziel ist es, Vereine, Gemeinden oder Arbeitgeber*innen zu erreichen und für ein gemeinsames Miteinander zu öffnen. Die Initiative wird von Bund, Land und Europäischer Union unterstützt und in den kommenden Jahren wissenschaftlich begleitet. Die Beispiele sollen auch andere dazu inspirieren, „Barrieren im Kopf zu überwinden“, meint Franziska Greil.

Gelebte soziale Verantwortung

Wieso funktioniert die Inklusion im Fanclub in Natternbach so gut? Obernhumer überlegt kurz und verweist auf den FC Bayern München, der sich schon lange für soziale Zwecke engagiert: Die Fußballer würden ihren Fans soziale Verantwortung vorleben und sie damit auch inspirieren, selbst tätig zu werden. So setze ein positiver Schneeballeffekt ein, der immer mehr in Bewegung bringt.

Von der lebendigen Inklusion in Natternbach profitieren alle, ergänzt Obernhumer. Die Gemeinschaft werde dadurch zusammengeschweißt. Sobald man selbst aktiv werde, würden die Barrieren schnell fallen, sagt der Obmann: „Wir sind zusammen enttäuscht über Niederlagen oder feiern gemeinsam Siege. Da ist es egal, wer welche Voraussetzungen mitbringt: Da sind wir alle ganz gleich.“

Wir wollen Menschen mit gleicher Begeisterung zusammenbringen, egal welche Voraussetzungen sie haben.

Franziska Greil, Projektkoordinatorin von Ganz gleich

Viele Menschen in Österreich setzen Zeichen für mehr Respekt und Gemeinsamkeit.

Wir wollen diese Menschen sichtbar machen und damit zeigen, dass ein hoffnungsvolles und kämpferisches #ÖsterGLEICH keine weit entfernte Vision ist, sondern bereits tagtäglich gelebt wird. Auf unterschiedliche Art und Weise und an den verschiedensten Orten Österreichs.