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Freiheit für Aleksandra

Wegen friedlicher Aktion gegen Ukraine-Krieg zu 7 Jahren Haft verurteilt

Die russische Künstlerin und Songwriterin Aleksandra Skochilenko wurde am 11. April 2022 festgenommen und befand sich über ein Jahr in Untersuchungshaft. Am 16. November 2023 wurde sie zu sieben Jahren Haft in einer Strafkolonie verurteilt.

Aleksandra Skochilenko schreibt Lieder, verfasst Comic-Bücher und Cartoons, organisiert Konzerte und Jamsessions. Außerdem hat sie das bekannte und sehr beliebte "Buch über Depressionen" geschrieben, das dazu beiträgt, das Stigma psychischer Erkrankungen zu verringern.

Sie wurde wegen "Verbreitung wissentlich falscher Informationen über den Einsatz der russischen Streitkräfte" verurteilt. In einer friedlichen Protestaktion im März 2022 ersetzte sie Preisschilder in einem Supermarkt in St. Petersburg durch Anti-Kriegsinformationen, darunter Informationen über die Toten durch die Bombardierung des Theaters von Mariupol.

Aleksandra Skochilenko leidet an Zöliakie, einer genetischen Glutenintoleranz, und ist daher auf spezielle Nahrung angewiesen. Wenn sie glutenhaltige Nahrung zu sich nimmt, kann das letztlich zu Organversagen, Krebs oder Autoimmunerkrankungen führen. Aleksandra Skochilenko leidet zudem an einem Herzfehler; nach Angaben ihres*r Kardiolog*in muss sie regelmäßig untersucht und in Zukunft möglicherweise sogar operiert werden. In der Haft erhält sie jedoch weder ausreichend glutenfreies Essen noch medizinische Versorgung. Ihr Gesundheitszustand verschlechtert sich zunehmend!

Aleksandra Skochilenko hat kein Verbrechen begangen. Sie muss sofort freigelassen werden! Unterstütze den Online-Appell und fordere mit uns ihre Freilassung.

Jetzt Freiheit fordern

 

Hintergrundinformationen

Aleksandra Skochilenko ist in der Kunstszene bekannt: Sie schreibt Lieder, verfasst Comic-Bücher und Cartoons, organisiert Konzerte und Jamsessions. Außerdem hat sie das bekannte „Buch über Depressionen“ geschrieben, das dazu beiträgt, das Stigma psychischer Erkrankungen zu verringern. Das Buch ist äußerst beliebt. Es wurde mehrfach neu aufgelegt und in mehrere Sprachen übersetzt und hat vielen Menschen innerhalb und außerhalb Russlands geholfen. Viele Videos und Ausstellungen wurden durch das Buch inspiriert.

Die Sankt Petersburgerin wurde am 16. November 2023 wegen „öffentlicher Verbreitung wissentlich falscher Informationen über den Einsatz der Streitkräfte der Russischen Föderation und die Ausübung der Befugnisse der staatlichen Organe der Russischen Föderation“ gemäß dem kürzlich hinzugefügten Paragrafen 207.3 Absatz 2 des Strafgesetzbuchs verurteilt.

Am 30. Juni legte das Zentrum für Extremismusbekämpfung einen Bericht vor, in dem behauptet wird, dass Aleksandra Skochilenko Mitglied einer „radikalfeministischen Protestgruppe“ namens „Achte Initiativgruppe“ sei. Das Zentrum für Extremismusbekämpfung – auch Zentrum „E“ – ist eine Polizeieinheit, die auf die Überwachung und Verfolgung von Oppositionellen und Regierungskritiker*innen spezialisiert ist. Beweise dafür gibt es allerdings nicht. Aleksandra Skochilenko gibt an, dass sie noch nie von dieser Gruppe gehört habe. Es ist davon auszugehen, dass der Bericht vorgelegt wurde, um die verlängerte Inhaftierung von Aleksandra Skochilenko zu rechtfertigen. Doch vermuten sowohl Aleksandra Skochilenko als auch ihre Rechtsbeistände, dass die im Bericht erhobenen Vorwürfe später gegen sie verwendet werden könnten.

Situation in der Untersuchungshaft

Am 11. April2022 durchsuchte die Polizei die Wohnung von Aleksandra Skochilenko, nahm sie fest und verhörte sie bis 3 Uhr des 12. April. Am 13. April verhängte das Bezirksgericht Vasileostrovsky in Sankt Petersburg Untersuchungshaft gegen sie.

Am 20. April hieß es, dass sich Aleksandra Skochilenkos Gesundheitszustand durch das Fehlen glutenfreier Nahrungsmittel verschlechtert habe. Am 21. April teilte ihr Rechtsbeistand Amnesty International mit, dass die Haftanstalt ihr schließlich erlaubt habe, ein Lebensmittelpaket ihrer Familie zu erhalten, das ihrer glutenfreien Ernährung entsprach.

Am 23. April wurde sie von einer provisorischen Haftanstalt in ein Untersuchungsgefängnis gebracht.
Nach einem Besuch bei Aleksandra Skochilenko in der Untersuchungshaftanstalt am 25. April berichtete einer der Rechtsbeistände, dass sich ihr Gesundheitszustand verschlechtert habe. Sie kann nichts essen, da sie nicht das für sie erforderliche glutenfreie Essen erhält und ihre Familie ihr auch kein Essen schicken darf. Sie fühlt sich die meiste Zeit über schwach. Sie erzählte auch, dass sie von den Wärter*innen der Haftanstalt und ihren Zellengenoss*innen unter Druck gesetzt wurde.

Ab 7. Mai verbesserten sich die Haftbedingungen von Aleksandra Skochilenko, nachdem die oben geschilderten Zustände in den Medien skandalisiert wurden. So wurde sie in eine Zelle mit nur einer weiteren Mitgefangenen verlegt, die sie nicht schikanierte.

Am 8. Juni wurde Aleksandra Skochilenko in eine psychiatrische Klinik gebracht, wo ein Gutachten über ihren psychischen Zustand erstellt werden sollte. Dort verbrachte sie drei Wochen, obwohl die entsprechende Diagnostik normalerweise nur einen Tag dauert und auch in der Untersuchungshaftanstalt durchgeführt werden kann. Während ihres Klinikaufenthalts verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand weiter. Obwohl Aleksandra Skochilenko offiziell darum gebeten hatte, ihre Lebensgefährtin als solche anzuerkennen, weigerten sich die Ärzt*innen, dieser Auskunft über ihren Gesundheitszustand zu geben – da sie keine nahe Verwandte sei. Auch der Rechtsbeistand von Aleksandra Skochilenko erhielt keinerlei Informationen seitens der Klinik. Obwohl Aleksandra Skochilenko über starke Schmerzen in der Brust und im Bauchraum klagte, wurde sie nicht medizinisch untersucht – begründet wurde dies mit Personalmangel.

Am 28. Juni wurde Aleksandra Skochilenko wieder in die Untersuchungshaftanstalt verlegt. Ihre Lebensgefährtin forderte erneut die medizinischen Unterlagen von Aleksandra Skochilenko an, doch die Behörden verweigerten die Herausgabe weiterhin. Erneut wurde Aleksandra Skochilenko die notwendige medizinische Behandlung verweigert.

In der Untersuchungshaftanstalt erhielt sie mindestens einmal am Tag glutenfreies Essen – das Frühstück und Abendessen musste sie jedoch nach wie vor ausfallen lassen. Die Künstlerin hat in der Haft stark an Gewicht verloren und ihre Gesundheit verschlechtert sich zusehends.

Die Partnerin von Aleksandra Skochilenko wurde zu einer Zeugin in ihrem Strafverfahren erklärt, was bedeutet, dass sich die beiden nicht sehen dürfen. Die von ihrer Partnerin gestellten Besuchsanträge wurden allesamt abgelehnt.

Musterbrief

Appelle an

GENERALSTAATSANWALT
Krasnov Igor Viktorovich
Prosecutor General of the Russian Federation
ul. Bolshaya Dmitrovka, 15a, str. 1
GSP-3, Moscow, 125993
RUSSISCHE FÖDERATION

Kopien an

Botschaft der Russischen Föderation
S.E Herr Dmitrii LIUBINSKII
Reisnerstraße 45-47
1030 Wien
Fax: (+43 / 1) 712 33 88
E-Mail: info.austria@mid.ru

Amnesty fordert:

  • Sprechen Sie sich bitte dafür aus, dass Aleksandra Skochilenko umgehend und bedingungslos freigelassen und ihr Schuldspruch aufgehoben wird.

  • Bitte stellen Sie bis dahin sicher, dass die Haftbedingungen und die Behandlung von Aleksandra Skochilenko internationalen Standards entsprechen und dass sie angesichts ihrer Erkrankungen und der ärztlichen Empfehlungen umgehend Zugang zu angemessener medizinischer Versorgung erhält.

Inhalt

Dear Prosecutor General,

I am writing to urge you to ensure the immediate and unconditional release of artist Aleksandra Skochilenko, who has been sentenced to seven years in prison, for “disseminating knowingly false information about Russian Armed Forces” (Article 207.3 of the Criminal Code). This is not an internationally recognised crime as it restricts the human right to freedom of expression in a manner that is contrary to Russia’s international human rights obligations and its own Constitution.

Aleksandra Skochilenko is a prisoner of conscience as she has been imprisoned solely for exercising her right to freedom of expression.

Aleksandra Skochilenko has serious health problems – she suffers from celiac disease and heart disease. According to her doctors, Aleksandra requires adequate medical supervision and a strict gluten-free diet, which is not available in the penitentiary system. She has already been in custody for more than a year and a half. Her health condition deteriorated greatly during this detention, and further incarceration will make it worse and may put her life in danger.

I urge you to ensure that Aleksandra Skochilenko is released immediately and unconditionally. Her verdict must be overturned. Meanwhile, taking into account her health conditions and doctors' recommendations I urge you to ensure that Aleksandra Skochilenko is held in conditions that meet international standards and is urgently provided the adequate medical care she requires.

Yours sincerely,

Fordere mit uns Aleksandra Skochilenkos Freilassung!

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