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China: Uigurische Studentin im Gefängnis

20-Jährige wegen Video schuldig gesprochen

Die 20-jährige uigurische Studentin Kamile Wayit wurde am 25. März 2023 der "Förderung des Extremismus" schuldig gesprochen. Sie hatte im November 2022 auf sozialen Medien ein Video von Protesten geteilt. Kamile muss sofort freigelassen werden, da sie lediglich friedlich von ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch gemacht hat!

Kamile Wayit studiert Vorschulpädagogik am Technologischen Institut Shangqiu in Henan. Ihre Inhaftierung dürfte mit einem Video zusammenhängen, das sie im November 2022 auf WeChat gepostet hat. Darin geht es um die Proteste, die in ganz China zum Gedenken an die Opfer eines Brandes in Urumqi, der Hauptstadt der westlichen Region Xinjiang, stattfanden.

Am Donnerstag, den 24. November 2022, brach in einem Wohnhaus in Urumqi ein Feuer aus, bei dem mindestens zehn Menschen ums Leben kamen. Viele machten die Coronabeschränkungen für die Todesfälle verantwortlich und es kam zu Protesten. Die friedlichen Protestierenden gedachten der Opfer des Brandes und forderten die Aufhebung der Lockdown-Maßnahmen.

Gefahr der Folter und Misshandlung

Kamile Wayit wurde am 12. Dezember 2022 festgenommen und am 25. März 2023 verurteilt. Es ist jedoch unklar, wie lange Kamile in Haft bleiben soll und wo sie festgehalten wird. Sie leidet an Depressionen und sollte im Sommer dieses Jahres am Auge operiert werden. Da es nur wenige Informationen über ihre Situation im Allgemeinen gibt, ist Amnesty International besorgt über ihr Wohlergehen und das Risiko, dass sie gefoltert oder anderweitig misshandelt wird.

Unterstütze den Appell und fordere jetzt von den chinesischen Behörden, Kamile Wayit sofort freizulassen!

Jetzt Freilassung fordern

Dieser Appell richtet sich an Parteisekretär Ma Xingrui via die chinesische Botschaft in Wien.

Hintergrundinformationen

Kamile Wayit (卡米莱.瓦依提) kommt aus Atush in Xinjiang und studiert im ersten Jahr Vorschulpädagogik am Shangqiu Institute of Technology (商丘工学院) in Henan (河南). Sie wurde in Artux (der Hauptstadt des Kirgisischen Autonomen Bezirks Kizilsu in Xinjiang) geboren und hat dort ihre Grundschulzeit verbracht. Von 2017 und 2019 musste sie zwei Jahre lang allein in Urumqi leben, weil ihr Vater in dieser Zeit in einem "Umerziehungslager" festgehalten wurde. Sie war damals erst 14 Jahre alt.

Kamile Wayit wurde am 12. Dezember 2022 in Atush von der Polizei festgenommen und inhaftiert, nachdem sie zu einem Urlaub dorthin zurückgekehrt war. Es wird vermutet, dass ihre Inhaftierung mit einem Video zusammenhängt, das sie im November 2022 auf WeChat gepostet hat. Darin geht es um die Proteste, die in ganz China zum Gedenken an die Opfer eines Brandes in Urumqi stattfanden.

Am 25. März 2023 wurde Kamile der "Förderung des Extremismus" schuldig gesprochen. Ein*e Sprecher*in des chinesischen Außenministeriums bestätigte die Nachricht von ihrer Verurteilung Anfang Juni 2023 gegenüber dem Magazin The Economist. Es ist jedoch unklar, wie lange Kamile in Haft bleiben soll und wo sie festgehalten wird.

Kamile Wayit sollte sofort freigelassen werden, da sie lediglich friedlich ihr Recht auf freie Meinungsäußerung wahrgenommen hat. Amnesty International ist außerdem besorgt über ihren Gesundheitszustand. Nach Angaben einer ihr nahestehenden Quelle litt sie an Depressionen und sollte im Sommer dieses Jahres am Auge operiert werden. Da es nur wenige Informationen über ihre Situation im Allgemeinen gibt, ist Amnesty International besorgt über ihr Wohlergehen und das Risiko, dass sie gefoltert oder anderweitig misshandelt wird.

Wohnhausbrand in Urumqi

Am Donnerstag, den 24. November 2022, brach in einem Wohnhaus in Urumqi ein Feuer aus, bei dem nach Angaben der Regierung mindestens zehn Menschen ums Leben kamen. Viele machten die Coronabeschränkungen für die Todesfälle verantwortlich, aber die örtlichen Behörden wiesen diesen Vorwurf zurück. Dennoch kam es in Urumqi, der Hauptstadt der westlichen Region Xinjiang, zu Protesten. Am nächsten Morgen erklärte die Regierung, dass der Coronaausbruch unter Kontrolle sei und die Abriegelung der Stadt gelockert werde. Dies beendete mehr als 100 Tage eines Lockdowns, in denen die Menschen in ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt waren.

Seit dem 25. November 2022 werden in den Sozialen Medien Videos geteilt, die den Ausbruch von Protesten an Universitäten und in Städten in ganz China zeigen, darunter in Peking, Guangdong, Shanghai und Wuhan. Friedliche Protestierende gedachten der Opfer des Brandes in Urumqi und forderten die Aufhebung der Lockdown-Maßnahmen. Viele forderten auch ein Ende der Zensur und einige verlangten den Rücktritt von Präsident Xi. Zahlreiche Menschen wurden festgenommen, weil sie sich an friedlichen Protesten gegen die Coronabeschränkungen beteiligt hatten. Es ist bislang nicht bekannt, wie viele sich noch in Haft befinden. Im Internet kursierende Videos zeigen, wie die Polizei bei Festnahmen auf Demonstrierende einprügelt.

Menschenrechtliche Situation in der Region Xinjiang

Xinjiang ist eine ethnisch äußerst vielfältige Region in China. Mehr als die Hälfte der dort lebenden 22 Millionen Menschen gehören zu überwiegend turksprachigen und meist muslimischen ethnischen Gruppierungen, darunter Uigur*innen (etwa 11,3 Millionen), Kasach*innen (etwa 1,6 Millionen) und andere Bevölkerungsgruppen, deren Sprachen, Kultur und Lebensweise stark von den Han-Chines*innen abweichen, die in China in der Mehrheit sind.

Seit 2017 begeht die chinesische Regierung unter dem Deckmantel einer Kampagne gegen "Terrorismus" und "religiösen Extremismus" weitreichende und systematische Menschenrechtsverletzungen gegen die in Xinjiang lebenden Menschen muslimischen Glaubens. Schätzungen zufolge werden seit 2017 über eine Million Menschen willkürlich in Internierungslagern in ganz Xinjiang festgehalten.

Die chinesische Regierung hat große Anstrengungen unternommen, um die Menschenrechtsverletzungen in Xinjiang zu vertuschen und Mitglieder der uigurischen Diaspora daran zu hindern, darüber zu sprechen. Amnesty International hat zahlreiche Fälle dokumentiert, bei denen Uigur*innen, Kasach*innen und andere turksprachige Muslim*innen in Lager geschickt wurden, weil sie im Ausland gelebt oder studiert hatten, weil sie gereist waren oder mit Personen im Ausland kommuniziert hatten.

Viele von ihnen wurden nur deshalb inhaftiert, weil sie "Verbindungen" zu Menschen hatten, die im Ausland gelebt oder studiert hatten, gereist waren oder mit Personen im Ausland kommuniziert hatten.

Im August 2022 veröffentlichte die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte einen lange erwarteten Bericht, in dem frühere Erkenntnisse von Amnesty International und anderen bestätigt wurden. Der Bericht macht deutlich, dass das Ausmaß der willkürlichen und diskriminierenden Inhaftierungen von Uigur*innen, Kasach*innen und anderen überwiegend muslimischen Personen in Xinjiang als Völkerrechtsverbrechen und insbesondere als Verbrechen gegen die Menschlichkeit eingestuft werden kann. Darin wird außerdem eine ganze Reihe an schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen dokumentiert, darunter Vorwürfe der Folter und anderen Misshandlungen, Vorfälle von sexualisierter und geschlechtsspezifischer Gewalt, Zwangsarbeit und Verschwindenlassen.

Musterbrief

Appelle an

Party Secretary of Xinjiang
Ma Xingrui
479 Zhongshan Lu
Tianshan Qu
Urumqi
830041, Xinjiang Uyghur Autonomous Region
CHINA

Kopien an

Botschaft der Volksrepublik China
I.E. Frau Mei QI
Metternichgasse 4
1030 Wien
Fax: (+43 / 1) 713 68 16
E-Mail: chinaemb_at@mfa.gov.cn

Amnesty fordert:

  • Lassen Sie Kamile Wayit bitte umgehend frei, es sei denn, es existieren glaubwürdige und zulässige Beweise dafür, dass sie eine international als Straftat anerkannte Handlung begangen hat.
  • Sorgen Sie bitte dafür, dass sie bis zu ihrer Freilassung regelmäßigen Zugang zu ihren Familienangehörigen und einem Rechtsbeistand ihrer Wahl erhält.
  • Stellen Sie sicher, dass sie bis zu ihrer Freilassung Zugang zu einer angemessenen medizinischen Versorgung hat und dass sie nicht gefoltert oder anderweitig misshandelt wird.

Inhalt

Dear Secretary Ma,

I am writing to express concern about the situation of Uyghur student Kamile Wayit (卡米莱.瓦依提), who was sentenced under the charge of “promoting extremism” on 25 March 2023. A spokesperson from the Chinese Ministry of Foreign Affairs confirmed the news of her conviction to the Economist Magazine in early June 2023. It is unclear how long Kamile was sentenced for and where she is being held.

Kamile Wayit is a first-year student at the Shangqiu Institute of Technology (商丘工学院) located in Henan (河南). She was taken away on 12 December 2022 by the police after returning home to Atush, Xinjiang for a holiday. It is believed that her detention may be related to a video that she posted on WeChat in November 2022 about the protests that took place across China to commemorate the victims of a fire in Urumqi. Kamile should be released immediately as she was only peacefully exercising her rights to freedom of expression.

I am further concerned about Kamile’s health condition. According to a source close to Kamile, she had been suffering from depression, and was scheduled to have an eye surgery in the summer of this year. With little information about her situation in general, I am deeply worried about her wellbeing and the risk of her being subjected to torture and other ill-treatment.

I therefore urge you to immediately release Kamile Wayit, unless there is sufficient, credible and admissible evidence that she has committed an internationally recognisable criminal offence. Pending her release, I call on you to reveal her whereabouts, allow her regular access to her family and a lawyer of her choice. Furhtermore, pending her release, please ensure that Kamile Wayit has access to adequate medical care, and she is not subjected to torture and other ill-treatment.

Yours sincerely,

Jetzt Freilassung fordern

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