Also bastelt der IT-Experte über Nacht die Website corona-nachbarschaftshilfe.at. Dort kann jede*r nach dem Prinzip Angebot und Nachfrage Hilfsangebote oder -gesuche eintragen – vom Gassigehen über Gulaschkochen bis zur Mathenachhilfe. „Wenn’s einem Menschen hilft, ist das auch schon was“, denkt sich Taubenkorb. Doch seine Erwartungen werden schnell übertroffen: Kaum ist die Website online, kann Alexander im Minutentakt beobachten, wie die Menschen zusammenfinden. Bald muss er so viele Einträge bearbeiten, dass er seine Arbeitskollegin um Unterstützung bittet.
Auch Rebekka Dober hat in den Tagen, als die Solidaritätswelle durch die sozialen Medien und die Straßen Österreichs schwappt, viel zu tun. Dabei steht für die Gründerin der Initiative YEP – Stimme der Jugend in den ersten Tagen nach dem Lockdown alles zunächst still: „Von einem Tag auf den anderen waren Unis und Schulen zu, Events abgesagt. Dabei leben wir vom direkten Austausch und Treffen mit Jugendlichen. Das war ein echter Schockmoment“, sagt die 28-Jährige.
Untätig herumsitzen wollte Rebekka aber auch nicht. Von der #Nachbarschafts-Challenge inspiriert, gründete sie die Facebook-Gruppe „Community Instant Action“. Über Nacht hatte sie Hunderte, bald Tausend Mitglieder. „Es war schön zu sehen, dass so viele das, was sie können und gerne machen, anderen zur Verfügung stellen.“ Und bald wurde aus der spontanen Gruppe mehr: „Über den Austausch in der Community haben wir gemerkt, wie groß der Informationsbedarf in Sachen Homeschooling sowohl für Leh-rer*innen als auch Schüler*innen ist.“
Und so wurde YEP gemeinsam mit Freiwil-ligen und zivilgesellschaftlichen Organi-sationen Teil der Initiative „Weiterlernen“ des Bildungsministeriums – mit dem Ziel, Lehrer*innen sowie Schüler*innen mehr Informationen, Material und vor allem Unterstützung zur Verfügung zu stellen.
„Jeder Mensch kann etwas verändern, und jede*r sollte sich auch zuständig fühlen, etwas zu verändern“, sagt Dober, die den Wintermonaten mit Spannung entgegenblickt: „Wer weiß, was aus der Community sonst noch alles entsteht?“
Beide möchten weitermachen. Dass nach dem ersten Ansturm die Zahl der Zugriffe auf seine Website nun langsam sinkt, sieht Taubenkorb positiv: Denn das bedeute, dass die Menschen gut versorgt seien.
Text von Martina Powell