Ein Jusstudium schien da eine klare Wahl, meine Liebe für internationales Recht und Menschenrechte hat mich seitdem nicht mehr losgelassen.
Ein Jahr in New York hat mich dann entscheidend geprägt. Als erste Österreicherin habe ich beim Global Policy Forum, einer NGO, die die Arbeit der Vereinten Nationen beobachtet, mitgearbeitet. Unser Büro lag direkt vis-a-vis der UNO. Ich habe jeden Tag von meinem Fenster aus die Fahnen aller Länder vor mir gehabt – da habe ich den Begriff Gerechtigkeit für mich ganz konkret verortet.
In informellen Settings habe ich UN-Sicherheitsratsmitglieder getroffen, die ihre persönliche Sicht der globalen Situation dargelegt haben. Damit war der Sicherheitsrat als zentraler Ort, wo über das Schicksal von Millionen von Menschen verhandelt wird, auf einmal für mich begreifbar. Bei mir ist die pure Faszination entbrannt für die Vereinten Nationen als einzigartiger Begegnungsraum für die globale Verständigung zwischen Menschen.
Nach den Anschlägen des 11. September 2001, die ich in New York erlebt habe, bin ich nach Bradford, England, gezogen, um Konfliktlösung zu studieren. Ich wollte politische Systeme besser verstehen und wie es Einzelne – durch Diplomatie und durch die Anwendung von internationalem Recht – schaffen können, etwas darin zu bewegen.
Im Moment wird die UNO als sehr schwach angesehen und der Sicherheitsrat kritisiert.
Und trotzdem ist es das beste System, das wir zur Verfügung haben. Es funktioniert auch wirklich, wie wir zum Beispiel vor Kurzem an der Sicherheitsratsresolution zu Gambia gesehen haben – für mich ein gelungenes Beispiel von Friedensarbeit, sowohl in New York als auch in Westafrika.
Wo setzt du bei Verhandlungen an?
Die Lösung für Probleme findet sich oft darin, die Haltungen einzelner Personen zu verstehen. Was braucht mein Gegenüber in diesem Moment, was ist das Bedürfnis hinter den Positionen? Das Bedürfnis, verstanden zu werden, ist oft sehr stark. Wenn ich daher wirklich verstanden habe, was mein Gegenüber braucht, ist schon viel gewonnen. Wir sind heute sehr schnell damit, auf Argumente mit Gegenargumenten zu antworten. Wesentlich ist jedoch, die andere Person wirklich zu begreifen, auch wenn ich nicht die Meinung teilen muss.