Das kolumbianische Verfassungsgericht hat am 21. Februar 2022 die Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in den ersten 24 Schwangerschaftswochen beschlossen. Bisher war dies nur in bestimmten Fällen erlaubt, zum Beispiel nach einer Vergewaltigung.
"Wir feiern dieses Urteil als einen historischen Sieg für die Frauenbewegung in Kolumbien, die seit Jahrzehnten für die Anerkennung ihrer Rechte kämpft. Frauen, Mädchen und gebärfähige Menschen sollten ausschließlich selbst über ihren Körper entscheiden dürfen. Anstatt sie zu bestrafen, müssen die kolumbianischen Behörden nun ihre Selbstbestimmung über ihren Körper und ihre Lebensplanung anerkennen", sagt Erika Guevara-Rosas, Direktorin der Region Amerikas bei Amnesty International.
"Nach der Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in Argentinien im vergangenen Jahr und ihrer kürzlichen Entkriminalisierung in Mexiko ist dies ein weiteres Beispiel für das unaufhaltsame Fortschreiten der sogenannten 'grünen Welle' in Lateinamerika. Wir werden so lange kämpfen, bis die sexuellen und reproduktiven Rechte aller Frauen, Mädchen und gebärfähigen Menschen ausnahmslos auf dem gesamten Kontinent anerkannt sind."
Das Verfassungsgericht hat am 21. Februar 2022 mit fünf gegen vier Stimmen die Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in den ersten 24 Schwangerschaftswochen beschlossen. Nach der 24. Woche ist ein legaler Schwangerschaftsabbruch auch weiterhin nur dann erlaubt, wenn das Leben oder die Gesundheit der schwangeren Person gefährdet ist, wenn lebensbedrohliche Missbildungen des Fötus vorliegen oder wenn die Schwangerschaft das Ergebnis einer Vergewaltigung, eines Inzests oder einer nicht einvernehmlichen künstlichen Befruchtung ist.
"Die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs in den ersten 24 Wochen ist ein wichtiger Schritt für das Recht auf Schwangerschaftsabbruch in Kolumbien, Lateinamerika und der Karibik. Doch niemand sollte für die Inanspruchnahme eines Schwangerschaftsabbruchs kriminalisiert werden. Es ist wichtig, dass wir uns in Kolumbien und darüber hinaus auch weiter für den uneingeschränkten Zugang zu sicheren und legalen Schwangerschaftsabbrüchen unter allen Umständen einsetzen", fügt Erika Guevara-Rosas hinzu.